Steinmolen-Ausbau in Waren vor dem Untergang
Das sieht ganz nach einem Untergang aus. Der seit rund zehn Jahren geplante Ausbau der Warener Steinmole steht nicht nur auf der Kippe, sondern ist schon einen Schritt weiter: Nachdem sich die Stadt jahrelang mit steigenden Kosten und Planungsproblemen herumgeschlagen hat, gab es in dieser Woche eine ganz bittere Information für Bürgermeister Norbert Möller: Die bislang vom Land zugesagte 80- bis 90-prozentige Förderung wird es nicht geben. Viel schlimmer: In diesem Jahr will das Land gar kein Geld ‚rüber reichen, in den kommenden höchstens 40 bis 50 Prozent der Baukosten. Zuletzt lag die veranschlagte Summe für den Ausbau bei gut 12 Millionen Euro. Damit steht nach Aussage von Norbert Möller fest, dass die angedachte Ausbau-Variante nicht realisiert werden kann. Geschehen müsse allerdings etwas, denn die Steinmole entspreche nicht mehr den aktuellen Anforderungen.
Trotz enormer Kostensteigerungen standen Warens Stadtvertreter bislang mehrheitlich zum Projekt, wenn mitunter auch zähneknirschend. Vor allem die in Aussicht gestellte 90-prozentige Förderung des Landes überzeugte die Politiker, auch wenn diese Zusage nie schriftlich vorgelegen hat.
Vor rund zehn Jahren stand der Ausbau der Steinmole das erste Mal auf dem Programm, damals noch gemeinsam mit der Hafenerweiterung. Doch als der Hafen schließlich teurer und teurer wurde, ließ man die Steinmole zunächst unangetastet. Damals sollte der Ausbau der Steinmole 2,65 Millionen Euro kosten, eine erneute Berechnung – auch unter Berücksichtigung der Erfahrungen bei den Hafenarbeiten – ergab im November 2016 eine Summe von 4,9 Millionen Euro. Später ging man von 6,9 Millionen Euro aus, dann von mindestens 8,4 Millionen Euro und bis vor kurzem von 9,3 Millionen Euro. Zuletzt war dann von etwa 12 Millionen Euro die Rede.
Zwischenzeitlich hatte die Stadt bereits ein Planungsbüro beauftragt, doch das legte eine Planung für eine 14-Millionen-Euro-Variante vor. Zu viel für die Stadt Waren, auch Nachbesserungen brachten kein Ergebnis, das die Verwaltung zufrieden stellte, so dass der Vertrag mit den Planern schließlich auf Beschluss der Stadtvertreter gekündigt und neu ausgeschrieben wurde. Es folgte eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Planern, die von der Stadt in erster Instanz gewonnen wurde. Doch die Planer wollen das Urteil nicht akzeptieren und gehen weiter.
„Bittere Bilanz des amtierenden Bürgermeisters“
Ziel des geplanten Ausbaus: Die Fahrgastschiffe sollen zum größten Teil aus dem Hafen verschwinden und bekommen an der Steinmole moderne Ver-und Entsorgungseinrichtungen. Platz ist für sechs Dauerliegeplätze. Lediglich drei Anlegestellen sollen im Hafen bleiben. Aber auch nur fürs Ein- und Aussteigen.
Jetzt also der Schock. „Wir hatten eine Videokonferenz mit dem Wirtschaftsministerium, in der uns unmissverständlich mitgeteilt wurde, dass es in diesem Jahr gar keine Förderung geben wird und in den nächsten Jahren höchstens 40 bis 50 Prozent. Das hat uns natürlich hart getroffen“, sagte Norbert Möller gestern auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“. Fest stehe jedoch, dass an der Steinmole etwas passieren müsse, denn ansonsten bestehe die Gefahr, dass das Schifffahrtsamt irgendwann eine Sperre ausspreche. Etwa drei bis vier Millionen Euro würde es kosten, die Steinmole so herzurichten, dass sie den Anforderungen wieder entspreche. Eine Förderung für die reine Instandsetzung gebe es allerdings nicht.
Deshalb, so Möller, müsse man mit den aktuellen Planern reden und versuchen, ein Projekt zu erstellen, das die Zehn-Millionen-Grenze nicht überschreite. „Mit diesen Planungen können wir dann ins Wirtschaftsministerium und versuchen, möglichst viel Förderung herauszuholen.“
Aber nicht nur für die Verwaltung war die Ankündigung der Nicht-Förderung ein Schlag in die Magengrube. Auch die Stadtvertreter zeigen sich zerknirscht. Dabei gehen ihre Vorwürfe allerdings nicht unbedingt in Richtung Landesregierung. „Die Stadt hatte zehn Jahre Zeit, hier etwas auf die Reihe zu kriegen. Zehn Jahre stand das Land zu der hohen Förderung. Dass damit jetzt Schluss ist, kann ich sogar nachvollziehen. Man muss eben nur lange genug planen, damit man etwa nicht hinbekommt“, meinte FDP-Mann Toralf Schnur gestern verbittert. Für ihn reiht sich die „Steinmolen-Pleite“ ein in viele andere nicht realisierte Projekte in der Amtszeit von Norbert Möller. „Seien wir doch mal ehrlich, von den großen Projekten, die in Waren geplant waren, hat in den vergangenen Jahren nichts geklappt. Weder der Aqua-Regia-Park auf dem Nesselberg, noch der Schulneubau, noch die Steinmole. Eine äußerst bittere Bilanz des amtierenden Bürgermeisters“, so Schnur.
Foto unten: So sollte die neue Steinmole aussehen.
„die in Aussicht gestellte 90-prozentige Förderung des Landes überzeugte die Politiker, auch wenn diese Zusage nie schriftlich vorgelegen hat.“
Man hätte also im schlimmsten Fall einfach den Bau beauftragt und im Nachgang dann festgestellt, dass es keine 90-prozentige Förderung gibt. Ganz großes Kino!
„Ziel des geplanten Ausbaus: Die Fahrgastschiffe sollen zum größten Teil aus dem Hafen verschwinden“
Immer wieder wird diese Lüge verbreitet!
Die Fahrgastschiffe wären nur zum Abend vom Stadthafen an die Steinmole gefahren und hätten dort „übernachtet“ und wären morgens wieder in den Stadthafen gefahren.
Verschwunden wären sie eben nicht und genau deshalb war diese ganze Steinmoleidee auch völlig utopisch.
„Lediglich drei Anlegestellen sollen im Hafen bleiben.“
Also so viele wie jetzt schon.
„Eine Förderung für die reine Instandsetzung gebe es allerdings nicht.“
Und deshalb will dann eine Stadt gleich mal 3 mal so viel Geld ausgeben und alles neubauen, weil nur dann die Förderung reinkommt.
Auch schon wieder völlig sinnbefreit und vom Umweltgedanken her auch ziemlich schlecht. Ein Haus kann (und soll auch nach dem Willen der Umweltminister) renoviert werden und muss aucht nicht immer gleich abgerissen und neugebaut werden.
Ökologischer Fußabdruck und so….
„denn ansonsten bestehe die Gefahr, dass das Schifffahrtsamt irgendwann eine Sperre ausspreche“
Ist dies denn wirklich so?
Oder wird hier nur Panik verbreitet?
Was sagt denn das Schifffahrtsamt 2022/2023 zu dem Thema Steinmole?
@Herr Schnur:
Die 3 Beispiele sind zum Glück nichts geworden.
Aqua-Regia Park war ein Luftschloss welches vom Investor nie hätte finanziert werden können und deshalb abgebrochen wurde (nach vielen Fristverlängerungen)
Schulneubau hat das gleiche Problem wie die Steinmole – viel zu teuer
Steinmole – der wirkliche Sinn hinter diesem Projekt ist nicht vorhanden. Wenn schon ein „zweiter Hafen“, dann soll der Stadthafen keine einzige Anlegestelle mehr haben für die Fahrgastschiffe und wird feste Bootsanleger für Privatboote/Touristen/Einheimische bekommen UND gleichzeititg müsste man die Kietzbrücke abreißen.
Denn nach Fertigstellung der Steinmole wird der nächste Stadtvertreter oder Bürgermeister um die Ecke kommen und fordern, dass man die Kietzbrücke ja auch erneuern müsste.
Dann hat man 3 Anleger in Fußreichweite für 30 Millionen Euro gebaut.
Ehrlich – wir sind nicht Berlin
Vielleicht rückt jetzt ja eine neue Schule in den Vordergrund ?
Blöd nur das mit einer neuen Schule keine Urlauber angelockt werden können. Ich hätte da noch ein paar gute Vorschläge für die Ach so kluge Stadtverwaltung. Wie wärs mit einem Uboot für Waren oder einem Freizeitpark als Heidepark…………
@ Emil14. Januar 2023 um 12:04 Uhr
>„Eine Förderung für die reine Instandsetzung gebe es allerdings nicht.“
Ist leider wirklich so. Es gibt die meiste Förderung nur für Neubau.
>“Ehrlich – wir sind nicht Berlin“
Aber wirklich Herr/Frau/ Es Emil! Man kann es auch übertreiben mit dem Tourismus-Gedöns bei Ihnen in Waren. Ich bin sehr oft in der Saison dort. Mich störten die Fahrgaster im Stadthafen bisher nicht. Auch war die Sicht aufs Wasser für mich nicht gestört.
Mir scheint, dass von den Kommunalpoltikern mehr gedacht wird, als der normale Tourist je erwarten würde. Und mal hoch- und runtergerechnet: Für eine Saison von 7 Monaten soviele Millionen? Ich denke mal, kleine Bötchen punktuell wären sinnvoller.
@Reiner Fröhlich14. Januar 2023 um 16:54 Uhr
>“Blöd nur das mit einer neuen Schule keine Urlauber angelockt werden können.“
Schulbauten und überhaupt Bauten der öffentlichen Hand sind ein heißes und vol allem richtig teures Eisen! In meiner Heimatstadt haben se erst ne neue Schule gebaut mit 5 Jahren Planungsvorlauf. Und zack: Durch die im Laufe der Jahre vielen neuen und verschärften Bauvorschriften wegen Öko, Sicherheit und so… ist das Teil 1/3 teurer geworden. Für 200 Schüler eine Schule für 18 Mio EUR. Nur mal so als Kostenrahmen…
Dennoch sind Schulen und Kindereinrichtungen überhaupt wichtig für eine Stadt. Denn ohne Menschen, die in der Tourismusbranche arbeiten und in der Region auch leben mit samt der Familie, funktioniert das beste Tourismuskonzept nicht.
Toberg, das setzt aber voraus, dass sich jemand dafür interessiert, ob etwas am Ende funktioniert oder gebraucht wird und wenn ja, von wem. Bei den Entscheidungen geht es aber stets mehr darum, dass bestimmte Leute direkt von der Baumaßnahme profitieren können, Vergaberecht hin oder her. Das lässt sich immer austricksen, z.B. indem unliebsame Angebote wegen vermeintlich nicht zu vernachlässigenden Formfehlern aus dem Rennen geschmissen werden, bis nur noch eins übrigbleibt, das -seufz- leider das teuerste war. Bei der Suche nach dem Weg des Geldes wird man zwar nicht so leicht fündig. So doof sidn diese Leute nicht. Aber um eine Ahnung zu bekommen, hilft ein Blick in die Liste der Stadtvertreter weiter oder wenn man es genau wissen will, das Abstimmungsverhalten im Bauausschuss. Leider unterzieht sich kaum jemand der Mühe, sich dort mal reinzusetzen und Zeuge der Manipulationen des ahnungslosen Teils zu werden.