In Mecklenburg-Vorpommern erkranken überdurchschnittlich viele Menschen an einer Sepsis. So erlitten 300 von 100.000 Versicherten im Jahr 2023 eine sogenannten „Blutvergiftung“. Bundesweit waren es rund 280 je 100.000. Dabei sind Behandlungserfolg und Überlebenschance von Sepsis-Patienten umso besser, je früher und zuverlässiger der auslösende Erreger ermittelt wird. Vor diesem Hintergrund hat sich die Barmer an dem bundesweiten Innovationsfonds-Projekt „DigiSep“ beteiligt. Untersucht wurde, ob die Diagnostik mit digital gestützten Methoden präziser und zuverlässiger werden kann. Die bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass im Unterschied zu herkömmlichen Verfahren die digitalen Methoden den Erreger bereits zu Sepsis-Beginn vier Mal häufiger ermitteln. Drei Tage nach Eintritt einer Sepsis findet das neue Verfahren den richtigen Erreger sogar zehnmal häufiger. „Bei einer Blutvergiftung entscheidet der Faktor Zeit häufig über Leben und Tod. Die neue Diagnostik kann die Behandlung der Patienten nachhaltig verbessern und dank der schnellen Identifikation des Erregers Leben retten. Wenn sich das Verfahren weiterhin bewährt, sollte es zügig in die Regelversorgung kommen“, fordert Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern, anlässlich des Welt-Sepsis-Tages am 13. September. Als eine von bundesweit 24 Kliniken beteiligte sich auch die Universitätsmedizin Rostock an der Projektstudie.
Welches Potenzial die Ergebnisse der „DigiSep“-Studie einmal haben könnten, unterstreichen die Daten des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) zu den Raten an Sepsis-Erkrankten. Diese sind regional sehr unterschiedlich. Je 100.000 Versicherte reichen sie im Jahr 2023 von 195 Betroffenen in Hamburg bis hin zu 476 in Thüringen. Mit diesem Wert liegt die Rate im Freistaat um 69 Prozent über dem Bundesschnitt. Vergleichsweise hohe Werte verzeichnen auch Sachsen und Brandenburg mit 445 beziehungsweise 396 Betroffenen je 100.000 Versicherten. Auch in Mecklenburg-Vorpommern liegt die Rate über dem Bundesschnitt. „Eine Sepsis kommt vor allem bei älteren Menschen vor. Deshalb kann sie in Bundesländern mit einem höheren Altersdurchschnitt häufiger auftreten. Gerade bei älteren, mehrfach erkrankten Patientinnen und Patienten ist eine schnelle Behandlung besonders wichtig. Hier kann die neue molekulargenetische Technologie zu einem zentralen Bestandteil der Diagnostik werden“, sagt Kutzbach.
Herkömmliche Ermittlung der Erreger zeitaufwendig
Bei einer Sepsis, die umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt wird, kann die körpereigene Abwehrreaktion auf eine Infektion mit zum Beispiel Bakterien oder Viren so heftig ausfallen, dass Organe und Gewebe massiv geschädigt werden oder gar ganz versagen. Das macht die Erkrankung lebensbedrohlich. In Deutschland erleiden jährlich bis zu 300.000 Menschen eine Sepsis. Mindestens 85.000 sterben an oder mit der „Blutvergiftung“. In herkömmlichen Verfahren erfolgt die Ermittlung der Erreger durch Anlegen einer Blutkultur. Da die Identifizierung derart Tage dauern kann, erfolgt die Behandlung bis zum Ergebnis mit einem Breitbandantibiotikum.