Umwelthilfe: Netto & Co. umgehen Verbot von Einweg-Plastiktüten

22. Juni 2022

Zahlreiche Händler bieten trotz eines gesetzlichen Verbots noch immer umweltschädliche Einweg-Plastiktüten zum Einkaufen an. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter den 13 größten deutschen Lebensmittel-Einzelhändlern und Drogerien. Um das Plastiktütenverbot zu umgehen, würden Edeka, Netto Nord, Netto Markendiscount, Norma, Müller Drogeriemärkte und Rossmann einen durchschaubaren Trick anwenden. Weil sich das gesetzliche Verbot nur auf Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis maximal 49 Mikrometern bezieht, bieten sie nun solche an, deren Wandstärke minimal darüber liegt. Mit Wandstärken zwischen 50 oder 60 Mikrometern fallen die Plastiktüten aus dem gesetzlichen Regelungsbereich, seien aber weiterhin umweltschädliche Einweg-Produkte. Die DUH fordert deshalb Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf, das Plastiktütenverbot nachzubessern. Wenn Kunststoff-Tragetaschen angeboten werden, dann müsse es zweifelsfrei Mehrweg sein.

„Einweg-Plastiktüten stehen wie kaum ein anderes Produkt für sinnlose Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung. Deshalb war deren Verbot eine richtige Entscheidung. Dass Unternehmen wie Edeka, Norma oder Rossmann nun durch einen plumpen Trick die Verbotsregelung unterlaufen, zeigt wie verantwortungslos und verlogen diese agieren. Der Drogeriemarkt Müller treibt dies in absurder Weise auf die Spitze. Mit 50 Mikrometern sind seine Tüten genau einen Mikrometer oder besser gesagt 0,001 Millimeter dicker als die verbotene Wandstärke – das sind 0,001 Millimeter. Die Politik darf sich vom Handel nicht vorführen lassen. Umweltministerin Lemke muss dem unseriösen Treiben der Händler ein Ende setzen und die Verbotsregelung so anpassen, dass Einweg-Plastiktüten endgültig verschwinden und Kunststoff-Tragetaschen nur noch in einer Mehrwegform angeboten werden dürfen“, fordert die DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Es geht auch anders

„Besonders dreist sind Werbeaussagen, die Einweg-Plastiktüten trotz erwartbar kurzer Nutzungsdauer als Mehrweg-Produkte bezeichnen. Händler wie Norma, Rossmann und Edeka versuchen, ihre unökologischen Tüten durch entsprechende Mehrweg-Slogans schönzureden. Hier werden Verbraucher an der Nase herumgeführt. Statt Umwelt- und Klimaschutz zu untergraben, sollten die Händler die möglichst häufige Verwendung von Mehrweg-Tragetaschen fördern. Dass es auch ohne Einweg-Plastiktüten geht, zeigen die Händler Kaufland, Lidl, Rewe, Penny, Aldi Nord und Süd. Sie haben die Umweltsünde aus Plastik verbannt“, sagt Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der DUH.

Täglich würden Millionen Verbraucher zeigen, dass ein Leben ohne Einweg-Tüten möglich sei. Sie nutzen Mehrwegtragetaschen, Einkaufsnetze, Rucksäcke, Klappkisten, Körbe, Fahrradtaschen oder Trolleys. „Auf Einweg-Papiertüten sollten Verbraucher nicht ausweichen. Sie sind keine umweltfreundliche Alternative, da ihre Herstellung viel Wasser, Energie und Chemikalien verbraucht. Auf Mehrwegtaschen zu setzen und diese so oft wie möglich zu verwenden, ist der mit Abstand umweltfreundlichste Weg“, so Fischer.

Hintergrund: Seit dem 1. Januar 2022 gilt in Deutschland ein Verbot von Einweg-Plastiktüten. Unter das Verbot fallen Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis maximal 49 Mikrometer – auch sogenannte „Bioplastiktüten“, die keine umweltfreundliche Alternative zu sonstigen Plastiktüten darstellen. Ausgenommen von der Verbotsregelung sind dünne Einweg-Plastiktüten zum Einpacken von Obst und Gemüse, sogenannte Hemdchen- oder Knotenbeutel mit weniger als 15 Mikrometern Wandstärke.


2 Antworten zu “Umwelthilfe: Netto & Co. umgehen Verbot von Einweg-Plastiktüten”

  1. Emil sagt:

    Ich bin ein Stoffbeutelträger und finde diese sehr praktisch.
    ABER
    Manchmal bin ich spontan in einem Supermarkt und kaufe dann mehr ein und benötige eine Tragetasche.

    Die Papiertüten sind der letzte Mist.
    Gehen wirklich sehr schnell kaputt, teilweise reißen sie an der Verbindung Tragegriff-Tüte schon beim Einpacken und langlebig sind diese auch nicht.
    Zumindest im Vergleich zu einer guten Plastiktüte.

    Wenn jetzt die Wandstärke dicker ist, dann hält diese Plastiktüte doch mehr aus und ist damit langlebiger.
    Natürlich nicht so umweltfreundlich als ein Stoffbeutel – das ist klar.
    Aber der kostet teilweise auch 2 Euro an der Kasse und das ist mir dann zu viel, weil ich ja ein paar Stück zuhause habe.

    Aber vom Umweltgedanken her sind die Papiertüten doch nicht besser!
    Wenn ich mal in die Lage komme, eine Papiertüte zu kaufen (leider muss ich das manchmal) für 25 Cent an der Kasse benutze ich diese Tüte ein einziges mal.
    Danach liegt sich entweder im Schrank oder ich werfe sie gleich in die Altpapiertonne.

    Bei der Plastiktüte ist das aber nicht der Fall.
    Die benutze ich dann auch für andere Gelegenheiten. Wenn ich beispielsweise irgendwo zum Grillen eingeladen bin und Essen/Getränke mitnehmen will (oder ein Gastgeschenk mitnehmen möchte).
    Meine Stoffbeutel sind mir zu wertvoll, weil manchmal vergisst man die Tüten/Beutel spät am Abend auf dem Weg nach Hause.
    Oder wenn man allgemein etwas transportieren will mit einem Beutel (also abliefern).
    Die Papiertüten sind dafür einfach nicht geeignet.

    Ich verstehe also die Aufregung nicht über die Plastiktüte.
    Die Menschen, die regelmäßig bei jedem !!!!!!! Einkauf eine neue Tüte kaufen sind das Problem.
    Egal ob Papier oder Plastik.
    Kenne ich leider auch viele von.

    Die Aufforderung mit den Mehrwegtüten ist toll.
    Aber nicht immer passt die Lebenssituation zu der Aufforderung.
    Nicht immer hat man einen Rucksack, Trolley oder Klappkiste dabei.
    Dann muss man eine Tüte/Beutel kaufen.
    Ich bevorzuge dann eine dicke Plastiktüte und keine dünne Papiertüte.

  2. lutra sagt:

    Eigentlich ein vernünftiger Ansatz.
    Aber wenn ich Deutsche Umwelthilfe höre, dann geht bei mir ein rotes Licht an, auf dem steht „mafiöser Abmahnverein“.
    Denen geht es nicht um die Umwelt, die stopfen sich sich mit Geld voll, dass sie Firmen per Ablasshandel und Klage abschwatzen und abpressen.