Verwaltungsleute können aufatmen: Es bleibt alles beim Alten

18. März 2016

Dass sich so viele Mitarbeiter der Warener Stadtverwaltung eine Sitzung der Stadtvertreter live „antun“, kommt auch nicht alle Tage vor. In dieser Woche jedenfalls waren sie ziemlich stark vertreten. Und das hatte einen triftigen Grund: Die FDP wollte ihnen sozusagen ans Portemonnaie. Die Liberalen hatten beantragt, dass die Stadt Waren ihre Mitgliedschaft im Kommunalen Arbeitgeberverband wechselt – vom Verbandsmitglied zum Gastmitglied.

Was sich ziemlich unspektakulär anhört, hätte erhebliche Auswirkungen auf die Gehaltszettel der Verwaltungsmitarbeiter gehabt, denn die Stadt wäre dann nicht mehr automatisch an die Tarifverträge gebunden, die Gewerkschaft und Arbeitgeberverband aushandeln.

GeldscheineGastmitglieder des Verbandes zahlen weiterhin Beiträge und nutzen einige Vorteile, müssen aber die abgeschlossenen Tarife nicht automatisch übernehmen. Ob oder ob nicht, können dann die Stadtvertreter entscheiden.

„Ich denke, dass es nicht sein kann, dass alle Bürger der Stadt Waren für dieses und jenes mehr bezahlen müssen, damit wir die ständigen Tarifsteigerungen bezahlen können. Irgendwann müssen wir die Grundsteuern oder andere Dinge erhöhen, um noch mithalten zu können. Personalkosten von fast zehn Million Euro im Jahr für eine Verwaltung dieser Größenordnung sind mehr als bedenklich“, so Toralf Schnur.

Doch mit dieser Meinung stand er ziemlich alleine da. Bürgermeister Norbert Möller (SPD) lehnte den Wechsel der Mitgliedschaft jedenfalls kategorisch ab.

„Nicht nur für das bestehende Personal, sondern auch für zukünftige Bewerber sollten wir ein attraktiver Arbeitgeber bleiben, um nicht den Wettkampf um Fachkräfte zu verlieren“, sagte Möller mit Blick auf den demographischen Wandel.

Außerdem würde durch den Wechsel zum Gastmitglied innerhalb der Verwaltung eine „Drei-Klassen-Gesellschaft entstehen, die zu einer Klagewelle und zur Demotivation der Mitarbeiter führe.

Klasse eins wären jene Mitarbeiter, die einen Arbeitsvertrag ab dem 01. Januar 2012 abgeschlossen haben und für die die tariflichen Regelungen in ihrer jeweils gültigen Fassung weiter gelten würden.

In Klasse zwei fallen jene, die vor dem 1. Januar 2002 eingestellt wurden. Für sie werde der damals gültige Tarifvertrag eingefroren, sie blieben bei der jetzigen Vergütung.

Und Klasse drei wären die Neueinstellungen, die anders eingruppiert werden könnten.

Mit diesen Worten hat der Verwaltungschef die Stadtvertreter offenbar beeindruckt, sie stimmten mit großer Mehrheit gegen den Wechsel der Mitgliedschaft. Somit bleibt alles beim Alten.

Übrigens: Es könnte nicht schaden, wenn sich die Mitarbeiter der Verwaltung regelmäßig für das interessieren würden, was in der Stadtvertretersitzung passiert, und nicht nur, wenn’s ums eigene Geld geht.


2 Antworten zu “Verwaltungsleute können aufatmen: Es bleibt alles beim Alten”

  1. Fritz sagt:

    Na, das ist doch mal eine bemerkenswert gute Entscheidung des Warener Bürgermeisters.

  2. w sagt:

    Was war das denn? Mich wundert die kernige Entscheidung. So kann man doch weniger Geld in Privatinvestitionen oder prestigeträchtigen Quatsch umleiten??? Wobei mir einfällt:
    – das tolle Joo, äußerlich eher ein Raucherlounge, innerlich ein Niveau unterm Müritzwasserspiegel im August.
    – Bootsanleger für eine sechsstellige Summe speziell für eine privat betriebene Gastronomieeinrichtung
    – Baurecht ohne Umweltverträglichkeitsprüfungen für die Zubetonierung der Uferzone mit 6-Geschossern und hunderte von Bootsliegeplätzen – rund um die ganze Binnenmüritz
    UND – unsere Lachnummer 1, die Möwenerschreckungsanlage, die fast zugekotet, lustig quakend weiter Müritzstrom konsumiert. Vielleicht kommen ja mehr Touristen, die sich daran belustigen wollen und machen Umsatz. Alles hat sein Gutes.