Vier Jahre und vier Monate Haft für Ankershagener

16. März 2023

Was passiert mit einem riesigen Grundstück, auf dem in besonders professioneller Weise Cannabis angebaut und „geerntet“ wurde? Die Frage bezieht sich auf die aufsehenerregende Durchsuchung im August 2022 in Bornhof, einem Ortsteil von Ankershagen. Die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg hat beim Prozess gegen den 60-jährigen Betreiber nun versucht, diesem das Grundstück ganz zu entziehen, ist aber beim Landgericht in Neubrandenburg damit gescheitert. Doch auch ohne dieses Grundstück, kann die Staatsanwaltschaft ganz zufrieden sein. Das Landgericht hat den 60-Jährigen, der auch wegen einer großen und anscheinend illegalen Hundezucht in die Schlagzeilen geriet (WsM berichtete) zu vier Jahren und vier Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Richter Benjamin Beischer sprach den Geschäftsmann, der noch die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt, des illegalen Drogenhandels schuldig. Erschwerend kam hinzu, dass der Mann schussbereite Waffen hatte und das Ganze bandenmäßig organisiert worden war. Die Staatsanwaltschaft hatte mehr als fünf Jahre verlangt, die Verteidiger deutlich weniger.

Der Prozess konnte relativ schnell beendet werden, weil der Plantagenbetreiber nach einigen Verhandlungstagen ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte. Danach war klar: Er war 2012 nach Ankershagen gekommen. Dort hatte er sich in der Einsamkeit eine Hundezucht aufgebaut, weil er dies auch schon aus Niedersachsen kannte. Bis zu 100 Hunde oder noch mehr Tiere sollen zeitweise dort gelebt haben, ohne dass es jemandem groß auffiel.

Doch mit der Zeit genügte das wohl nicht mehr. Durch aufgeschüttete Erdwälle und die Hunde war das Objekt so gut geschützt, dass ab 2019 dort in einem alten Gebäude Marihuana angebaut wurde. Der Betreiber hatte Beziehungen zu einer Bande aus Bielefeld. Insgesamt soll es drei „Ernten“ bei rund 1700 Pflanzen mit sehr professioneller Technik und eigener externer Stromversorgung über Dieselgeneratoren gegeben haben. Den Wert einer Ernte – die zwischen 30 und 40 Kilogramm Cannabis brachten – schätzten Ermittler auf mehrere hunderttausend Euro. Der 60-Jährige soll in einem Fall 40 000 Euro bekommen haben.

Ganz friedlich waren die Beziehungen wohl auch nicht, denn die zweite Ernte habe er verbrannt, weil er mit dem Lohn nicht zufrieden war, erklärte der Mann vor Gericht. Als die vierte Ernte anstand, kamen aber nicht die Helfer, sondern das Sondereinsatzkommando der Polizei.

Insgesamt soll in Bornhof soviel Cannabis produziert worden sein, dass der „Stoff“ in große Ballungszentren gebracht und dort weitergehandelt werden konnte. Der Prozess in Bielefeld steht noch aus.

Die Technik, die Waffen, zwei Fahrzeuge sowie dort gefundenes Bargeld beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft und zog alles nun ein. Nur das Grundstück, das durfte die Frau des Verurteilten doch behalten. Sie habe an einem anderen Wohnort gelebt und ihren Mann nur ab und zu besucht, sagte die Frau vor Gericht. Dann habe sie sich aber nur „drei bis vier Stunden“ dort aufgehalten. Das Gericht glaubte ihr. Der Verurteilte reagierte sogar sentimental: Er habe immer gern seine Pläne umgesetzt, „dich aber nie betrogen“, sagte der Mann in der Verhandlung. Seine Frau hatte vorher zu Protokoll gegeben, dass sie es aufgegeben hatte, alle Geschäfte ihres Mannes zu verstehen. Und zu dem Gebäude mit der Drogenplantage sei sie nicht gegangen, weil sie sich vor den großen Hunden gefürchtet habe.    

Auf dem weitläufigen Gelände wurden beim Polizeieinsatz noch 47 Hunde unterschiedlicher Rassen gefunden. Damit befasste sich der Landkreis.


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