Von der Müritz in die Welt: Im kleinen Rechlin werden Bauteile für Mega-Jachten hergestellt
In Rechlin werden zwar keine Rettungsboote mehr gebaut, wie vor und nach 1990. Aber Schiffsteile und Anlagen aus dem Ort am Südufer der Müritz sind immer noch weltweit auf dem Wasser unterwegs oder werden an großen Offshore-Windkraftanlagen montiert. Und auch Teile für Mega-Jachten werden in Rechlin hergestellt. Das wurde gestern bei einem Besuch des CDU-Bundestagsabgeordneten Eckhardt Rehberg deutlich.
Durch die Stahlbau-, Edelstahlbau- und Aluminiumteil-Montagehallen führt der Chef der Fassmer-Gruppe Harald Fassmer den Bundestagsabgeordneten, Bürgermeister Wolf-Dieter Ringguth und weitere Interessierte. Blitze von Schweißnähten zucken durch die Luft, Funken sprühen und es wird geschraubt und lackiert.
„Das eine sind Metallteile, die in sehr große Mega-Jachten eingebaut werden, die bis zu 80 Meter lang werden können“, beschreibt Werkleiter Dirk Glawion die Konstruktionen. Die meterlangen Metallanlagen – ob Alu oder Stahl – werden in große Kunststoff-Schiffrümpfe hineingepasst, die wiederum in anderen Werften bundesweit entstehen.
Unweit daneben steht in einer Halle eine Metallkonstruktion, durch die die Besucher hindurchschlüpfen können, ohne dass sich jemand den Kopf stoßen würde. „Das wird eine Außenhautklappe für ebensolche Jacht“, erläutert Glawion. Durch die Öffnung könnte spielend ein Auto hindurchfahren. Wer diese Riesen-Jachten einmal steuert, das fragt man lieber nicht. So etwas wollen weder die Auftraggeber, noch die ausführenden Schiffsbauer gern verraten. Nur soviel: Manche der riesigen Jachten haben eine Plattform, auf der der eigene Helikopter landen soll oder im Rumpf ein Speedboot versteckt, mit dem man schnelle Ausflüge unternehmen kann.
Fassmer hat rund 1600 Mitarbeiter weltweit, davon 30 feste und weitere Leiharbeiter in Rechlin sowie etwa 100 Beschäftigte in der Entwicklungsabteilung in Berne. „Das ist nötig, weil wir fast immer Spezialboote bauen: Für Forschung, Vermessung, Rettungsboote für Kreuzfahrer oder Kreuzer für die DGzRS, Schiffe für die Bundespolizei oder sogenannte „Offshore-Patrol-Boote“, erklärt der Fassmer-Chef.
Die Rechliner spielen dabei auch eine wichtige Rolle. So werden komplizierte Metallschweißarbeiten an der Müritz erledigt, so dass auch Treppen- und Aufzugsanlage oder Hubschrauberplattformen hier entstehen. Damit das weiter kontinuierlich erfolgen kann, wünscht sich Betriebsleiter Glawion noch mehr Nachwuchs. „Bei diesem Unternehmen lohnt sich die Ausbildung, auch wenn sie dreieinhalb Jahre dauert“, erzählt Bürgermeister Ringguth. Er habe bei einer Kreuzfahrt in die USA einmal gefrühstückt und gedacht, hier werde ihn ja niemand kennen. Plötzlich sei ein junger Mann gekommen und habe ihn erkannt und angesprochen.
Der ehemalige Rechliner habe bei Fassmer gelernt und nun einen Prüfberuf in den USA. In dieser Funktion musste er ein Bauteil auf dem Kreuzfahrtschiff technisch überprüfen. „Es lohnt sich eben, hier eine solide Ausbildung zu machen“, sagt Ringguth, der früher selbst Ingenieur auf der Rechliner Werft war.