Vorerst kein Prozess wegen Riesen-Stallbrand Alt Tellin

4. Juli 2022

Die genaue Ursache für das verheerende Feuer in der Ferkelaufzuchtanlage Alt Tellin (WsM berichtete) , bei dem im März 2021 knapp 50 000 Tiere verendeten, wird nach derzeitigem Erkenntnisstand wohl nie aufgeklärt werden. Wie „Wir sind Müritzer“ von der zuständigen Staatsanwaltschaft erfuhr, sind die Ermittlungen wegen einer möglichen Brandstiftung vorerst eingestellt worden. Es ist aber noch nicht das Ende: So wird weiter wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ermittelt. Dabei soll geklärt werden, ob wirklich alle rechtlichen Erfordernisse beim Bau und beim Betrieb des Riesen-Stalles am Ortsrand von Alt Tellin eingehalten wurden. Das könne auch noch ein paar Monate dauern, hieß es.

Bei den bisherigen Untersuchungen hatte ein spezieller Brandgutachter zwar festgestellt, dass das riesige Feuer zuerst in einer Abluftanlage in einem Wartestall ausgebrochen sein muss. Dort soll eine bisher unbekannte Zündquelle an mehrere wabenförnige Kunststoffgitter des Abluftsystems gekommen sein. Wie genau dies ablief, habe aber nicht aufgeklärt werden können.

So sei noch ermittelt worden, dass zwei Mitarbeiter der Anlage eine halbe Stunde vor Brandausbruch mit Hochdruckreinigern dort im Stall tätig waren. Daraus hatte sich ein „Anfangsverdacht“ ergeben. Ein rumänischer Mitarbeiter habe aber bestritten, dass er etwas Heißes an das Gitter gebracht habe. Ein deutscher Mitarbeiter habe von seinem  Recht, zu Schweigen, Gebrauch gemacht. Damit habe man keinem der beiden eine konkrete Schuld nachweisen können. In letzter Konsequenz sei auch nicht sicher, ob sogar jemand Drittes in den Stall gelangt sein könnte.

In solchen Fällen muss die Staatsanwaltschaft Verdächtigen einen konkreten Tatbeitrag nachweisen, um Anklage erheben und eine Verurteilung fordern zu können. Das gelingt in einigen solcher Brandstiftungsfällen nicht, sagte ein fachlich versierter Prozessbeobachter.

Innerhalb weniger Minuten hatten sich damals die Flammen über Lüftungs- und Güllekanäle so schnell auf andere Ställe ausgeweitet, dass fast alle Tiere in Alt Tellin verendeten. Die Kameraden der Feuerwehren waren zwar recht schnell am Brandort. Sie konnten über zwei Tage hinweg nur noch verhindern, dass die Futtertürme und eine Biogasanlage nicht in Brand gerieten. Nur etwa 1300 Schweine wurden gerettet. Sie standen in einem Stall, der auch eine Brandmauer hatte. Das hatten die meisten anderen, meist aus Stahl und Isolierstoffen gebauten Ställe, nicht.

Die Ferkelzuchtanlage hatten die Behörden, so war wohl der Stand der Gesetzeslage, 2010 mit 10 000 Sauen genehmigt. Es gab von Anfang an Proteste, vor allem wegen des Brandschutzes. So haben Umweltverbände und Tierschützer nun auch Anzeigen wegen Tierschutzvergehen erstattet, diesen geht die Staatsanwaltschaft auch noch nach.

Ungeachtet dessen kann der Betreiber, die Landwirtschaftlichen Ferkelzucht Deutschland (LFD-Holding), nun entscheiden, was aus der Stallruine wird. Es wird damit gerechnet, dass die Versicherung für diesen Millionenschaden aufkommt. Eines ist schon klar: So eine Anlage wie bisher will niemand mehr. Das hatten auch Landesagrarminister Till Backhaus und Alt Tellins Bürgermeister bei einem Besuch bereits betont.


Eine Antwort zu “Vorerst kein Prozess wegen Riesen-Stallbrand Alt Tellin”

  1. Siewert sagt:

    Es ist schon sehr erstaunlich, lange Zeit war nur die sogenannte Massentierhaltung verantwortlich. Plötzlich scheinen ganz andere Interessen dahinter zu stecken. Diese schrecken selbst vor wahrscheinlichen Brandstiftungen nicht zurück. Und nun ist es auch nicht mehr erforderlich weiter zu ermitteln. Das Ziel ist erreicht. Sollte nun nicht auch der Letzte nachdenklich werden? Ich denke, daß wir irgendwie alle missbraucht werden! Im Hintergrund werden die Weichen gestellt und viele von uns folgen. Die wirkliche Frage scheint doch, was wird mit diesen Methoden wirklich bezweckt? Also sehr wachsam sein und nachdenken!