Vorläufiges Aufatmen bei Gegnern der Ortsumgehung

12. Dezember 2018

Wie zu erwarten haben Warens Stadtvertreter gestern Abend über ein Thema besonders intensiv diskutiert: Den Lärmaktionsplan oder besser, den Wunsch einiger Stadtvertreter, eine Ortsumgehung für Waren wieder für den Bundesverkehrswegeplan zu beantragen und damit auf den Weg zu bringen.
Vier Einwohner erhielten vor dem eigentlichen Tagesordnungspunkt Rederecht – drei gegen die Ortsumgehung und einer dafür. Neue Argumente gab’s eigentlich nicht, sie wurden – von beiden Seiten – nur wiederholt. Letztendlich entschied sich eine Mehrheit der Stadtvertreter gegen eine sofortige Beantragung der Ortsumgehung.
Einer, der bei der Diskussion im rund 70-köpfigen Publikum besonders an Respekt gewonnen hat, war Bürgermeister Norbert Möller. Trotz vieler Anfeindungen in den vergangenen Jahren bekräftigte er erneut und unmissverständlich, dass für ihn das Bürgervotum aus dem Jahr 2013 bindend ist und damit ein Votum gegen die Ortsumgehung.

In der Debatte und auch den Wortmeldungen der Gegner und Befürworter drehte sich vieles darum, ob die Abstimmung der Warener im Jahr 2013 überhaupt bindend sei. Rechtlich vielleicht nicht, aber es ist, so Bürgermeister Möller, eine Willensbekundung und die habe man in einer Demokratie zu akzeptieren. Wer was im Vorfeld wem gesagt hat, spiele dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Ehefrau zählt die Lkw

Weitere Argumente der Ortsumgehungs-Gegner: Die vom Bund avisierte Brücke über den Tiefwarensee zerstöre die Natur, bringe aber überhaupt keine Entlastung in Sachen Lärm und Abgase. Die Befürworter halten die Abstimmung 2013 dagegen für unwirksam und führen ins Feld, dass rund 3000 Einwohner täglich krankmachendem Lärm ausgesetzt seien.

Einer, der in den vergangenen Wochen wegen seines Einsatzes für die Ortsumgehung stark in der Kritik war, nutzte die Chance, für eine lange Umgehungs-Rede: Jürgen Seidel (CDU). Er war es, der die Ortsumgehung erst wieder ins Spiel brachte und seine Ausführungen klangen gestern Abend eher wie eine persönliche Erklärung, statt wie eine Stellungnahme seiner Partei.

Er hält – kurz gesagt – die Abstimmung im Jahr 2013 für rechtswidrig und damit auch die Herausnahme der Ortsumgehung für Waren aus dem Bundesverkehrswegeplan. Ja, Jürgen Seidel hat sogar seine Frau die Lkw zählen lassen: Um die 1000, so sagte er, seien es hochgerechnet am Tag, die durch Waren fahren (wozu werden überhaupt offizielle Zählungen bezahlt?).
Und er erinnerte sogar an ganz früher, als es den Schweriner Damm noch nicht gab und ein Pferdewagen in  einer Schaufensterscheibe steckte… Was er damit sagen wollte: Die Zeiten ändern sich und damit vielleicht auch die Bedingungen für eine Ortsumgehung.

Die Ausführungen des pensionierten Christdemokraten waren einem jungen Mann, der bis dahin ruhig im Publikum saß, offenbar zu viel. Er stand auf, sprach von einer Unverschämtheit, die Seidel da von sich gebe, und ging.

Bis zu einem neuen Bürgervotum

Ein Plädoyer für ein Bürgervotum und damit für demokratische Beteiligung hielt FDP-Mann Toralf Schnur, der es nicht verstehe, dass man die Meinung der Bürger, egal ob justiziabel oder nicht, einfach ignorieren wolle. „Da habe ich ein anderes Verständnis von Demokratie, trotz unterschiedlicher Meinungen zum Thema an sich in unserer Fraktion“, so Schnur.
Damit ist er – was nicht so oft vorkommt – auf einer Wellenlänge mit Warens Bürgermeister Norbert Möller, der erneut erklärte, dass dieses Votum für ihn bindend sei.
Und zwar so lange, bis es ein neues Bürgervotum gibt. Bei dieser Meinung bleibe er, auch wenn ihn die persönlichen Angriffe aus den Reihen der Umgehungsbefürworter teilweise sehr getroffen hätten. Für das Demokratieverständnis in seiner Stadt sei die Akzeptanz des Votums aber überaus wichtig.

Mit dieser Aussage antwortete Möller übrigens auch auf eine Frage von Stadtpräsident René Drühl (CDU), der da in den Raum stellte „Wie lange gilt so ein Bürgervotum eigentlich?“ und der die Schuld für die prekäre Situation dem Land in die Schuhe schob. Das habe der Stadt die Sache mit dem Votum schließlich eingebrockt. Auch Drühl stimmte für die sofortige Beantragung der Ortsumgehung in den Bundesverkehrswegeplan, wie übrigens alle CDU-Leute sowie Ingo Warnke von der MUG.

Dass die Umgehung jetzt nicht sofort wieder beantragt wird, heißt aber noch nicht, dass sie endgültig in der Versenkung verschwindet. Möglichkeiten einer Umgehung sollen in den kommenden Jahren dennoch untersucht werden.

Foto oben: Das Thema Ortsumgehung zog viele Einwohner zur Stadtvertretersitzung
Foto im Text: Schnell noch Absprachen in der Sitzung: Jürgen Seidel und Ralf Spohr


7 Antworten zu “Vorläufiges Aufatmen bei Gegnern der Ortsumgehung”

  1. KlausM sagt:

    Im September 2021 findet die nächste Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern statt.
    Spätestens am 24. Oktober 2021 (möglich und sehr wahrscheinlich also auch im September 2021) findet die nächste Bundestagswahl statt.

    Beide Termine werden, wenn kein Parlament vorzeitig aufgelöst wird, wahrscheinlich am selben Tag durchgeführt werden.
    Damit wird die Wahlbeteiligung ziemlich hoch werden.

    Zu diesem Datum kann man sich ja überlegen einen erneuten Bürgerentscheid einzubringen.

    Bis dahin ist dann aber bitte Ruhe!
    Der Bundesverkehrswegeplan 2030 (hieß früher Bundesverkehrswegeplan 2015) ist schon lange beschlossen und die Projekte werden jetzt schon abgearbeitet.
    Der Zug ist sowieso schon abgefahren.

  2. Eckhard Kloth sagt:

    Respekt Herr Bürgermeister! Super, dass Sie die Demokratie so hoch schätzen und verteidigen. Daumen runter für J.S. Im Übrigen sind auch sehr kontroverse Debatten in einer Demokratie normal. Sie sollten aber Spaltungen nicht vertiefen oder sogar Feindschaft schaffen. Siehe Brexit.

  3. Schulz sagt:

    Das ist nichts neues von den von Stadtvertretern! Sowas habe ich schon mir denken können das die Abstimmung zu Gunsten der Gegner abgestimmt wurden!
    Die ganze Diskusion war für die Katz an den besagten Abend ( persönlich anwesend 4 Reihe).
    Zu den o.g. Schreiber Herrn Kloth kann man nur den Kopf schütteln ! Nicht nach vollziehbar..
    Daumen hoch für J.S. & Daumen runter für die Stadtvertreter & für die Gegner der Ortsumgehung.

  4. Balou sagt:

    Herr oder Frau Schulz sie wohnen bestimmt in der Mozartstraße.

  5. Schulz sagt:

    Nein wohnen nicht in der Mozartstraße, wenn sie es genau wissen wollen.
    Aber meine Person kann den betroffenen Anwohner darunter sind auch die man kennt sehr gut verstehen bzw. nachvollziehen. Es geht doch um das Prinzip. Wir wollen doch angeblich ein Heilbad sein, dazu gehört auch eben das man den stinkenden, viel zu vielen LKW – Verkehr die täglich durch Waren fahren raushält..

    In der Röbler – Chausse wohnen Leute die man kennt & sage & schreibe hat man mir einem Eimer präsentiert mit dreckigen fast schwarzen Wasser ! Dieses dreckige Wasser stammt nur alleine vom Abwischen des Balkon der in Richtung Hauptstraße wo eben diese LKW´s durch fahren bei Tag & Nacht .
    Hoffe das dadurch Ihnen meine Anregung erfüllt wurde / mitgeteilt..

  6. Balou sagt:

    Wenn irgendwo eine baustelle ist, und man wischt da den Balkon ab, ist das Wasser auch dreckig.