Warener Kinderklinik seit zwei Wochen deutlich überbelgt

4. Dezember 2022

Gefühlt scheint auch in der Müritz-Region momentan jeder Zweite zu schniefen und zu husten: In den Schulklassen bleiben viele Stühle leer, in den Unternehmen fehlen zahlreiche Mitarbeiter, sogar einige Veranstaltungen mussten aus Krankheitsgründen bereits abgesagt werden. Besonders betroffen sind derzeit Kinder. Sie erwischt es teilweise richtig schwer. So schlimm, dass sie ins Krankenhaus müssen. Die Kinder und Jugendklinik des MediClin Müritz-Klinikums in Waren ist seit rund zwei Wochen überbelegt, zu Spitzenzeiten schon bis zu 150 Prozent. Doch die kommissarische Leiterin der Klinik, Dr. Kathrin Kretschmer, befürchtet, dass das Ende Fahnenstange noch nicht erreicht ist. „Wir müssen davon ausgehen, dass der Peak der schwer verlaufenden Atemwegserkrankungen erst noch bevor steht“, so die Medizinerin. Verantwortlich für die augenblickliche Situation ist ein Mix gleich mehrerer Viren.

„Die Kinder sind zum Teil richtig schwer krank, haben hohes Fieber, einige auch Durchfall und Erbrechen“, berichtet Dr. Kathrin Kretschmer im Gespräch mit „Wir sind Müritzer“. Zum größten Teil würden die Mädchen und Jungen mit dem RS-Virus infiziert sein, aber auch die klassische Grippe schlage gegenwärtig heftig zu. Viele Kinder seien sauerstoffbedürftig, etwa 30 Prozent bräuchten sogar eine Atemunterstützung im Sinne einer so genannten High-Flow-Beatmung. Dabei handelt es sich um eine nicht-invasive Form der Atemunterstützung.

Ein großes Problem: In vielen Teilen Deutschlands sorgen RSV und Influenza derzeit für übervolle Kinderkliniken, kranke Mädchen und Jungen müssen sogar schon in verschiedene Kliniken verteilt werden. Denn es fehlen Betten in den Kinderkliniken. Und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Im MediClin Müritz-Klinikum ist die Zahl der verfügbaren Betten von 18 auf 12 gesunken – ganz einfach, weil das nötige Fachpersonal fehlt. Derzeit werden aber häufig mehr als 12 kleine Patienten gleichzeitig behandelt. „Wir versuchen beispielsweise, Personal von der Wöchnerinnen-Station bei uns einzusetzen“, so Dr. Kathrin Kretschmer. Erschwerend komme hinzu, dass es auch immer mehr Schwestern erwische, die dann ausfallen würden.

Den Vorschlag von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, in dieser gerade sehr akuten Situation Personal von Erwachsenen-Stationen einzusetzen, hält Dr. Kathrin Kretschmer für wenig praktikabel. Vielmehr sei es dringend nötig, generelle Veränderungen zu forcieren. Denn das jetzige Problem sei nicht erst in den vergangenen zwei, drei Jahren entstanden.

Abweisen muss das Warener Krankenhaus noch keinen kleinen Patienten, doch die kommissarische Chefärztin der Kinderklinik befürchtet, dass in den kommenden Tagen und Wochen noch mehr Kinder mit RSV oder Influenza eingewiesen werden. „Wenn wir uns die jetzige Situation in Frankreich anschauen, steht uns wahrscheinlich noch einiges bevor“, befürchtet Dr. Kathrin Kreschmer.


Eine Antwort zu “Warener Kinderklinik seit zwei Wochen deutlich überbelgt”

  1. Tanja sagt:

    würde es nicht z.B. auch helfen wenn „grosse“ Kinder also Kinder ab der Pupertät, denen körperlich das medizinische Equipment für Erwachsene (Blutdruckmanschetten, Überwachungskleber, Nasenbrillen und Masken) passt einfach auf Normalstation zu behandeln?