Was geschah im „Neubau“ von Lärz? – Zeuge berichtet vom Tattag

24. November 2021

Im sogenannten Selbstjustiz-Fall von  Lärz  hat erstmals ein Zeuge von dem Geschehen in der Wohnung des Opfers berichtet. Dabei handelte es sich um einen 39 Jahre alten Mann aus Mirow, der nach eigenen Angaben „der beste Freund“ des 47-jährigen und damit ältesten Angeklagten ist. Dieser berichtete am Landgericht Neubrandenburg, was er am 28. Februar 2021 in der Wohnung im „Neubau“ von Lärz gesehen hatte und dass er von der angeklagten 26-jährigen Frau – der Ex-Partnerin des ältesten Angeklagten – telefonisch zu Hilfe gerufen wurde. So stand es auch in der Anklage.

Den vier Angeklagten wird versuchter Mord und Freiheitsberaubung vorgeworfen (WsM berichtete). Sie sollen einen Nachbarn schlimm misshandelt, ihn erniedrigt und zu einem Militärgelände verschleppt haben. Dort sei der Mann in einen Bunker gestoßen worden, wo er sterben sollte. Der Schwerverletzte konnte sich aber befreien.

„Wir sind damals zu zweit nach Lärz gerufen worden“, sagte der Zeuge. In der Wohnung habe er gesehen, wie das Opfer mit kurzen Hosen in der Badewanne sitzen musste. Seine Knie seien blau gewesen, vermutlich von Schlägen. Die beiden jüngeren Angeklagten hätten im Bad gestanden und laut auf den Mann eingeschrien. Zuerst wollte sich der Zeuge nicht mehr genauer erinnern, aber dann fiel ihm ein, dass die beiden jungen Angeklagten auch Knüppel oder Stangen in den Händen hatten. Damit sollen sie auch geschlagen haben. „Die waren sehr aufgebracht“, sagte der Mann.

Er und sein Begleiter hätten sich aber gefragt, warum die Frau sie gerufen habe. „Denn da waren ja welche da, die die Dinge für Frau….. geregelt haben.“ Die Angeklagte habe ihm noch erklärt, dass der Geschädigte Nacktbilder von Kindern auf dem Handy hatte. Als er sich etwas umgesehen hatte, seien er und sein Kumpel wieder gegangen. „Was sie genau von uns wollte, weiß ich heute noch nicht.“

Man habe noch kurz überlegt, ob man die Polizei holt, das dann aber gelassen. Er habe schon einmal mit der Polizei zu tun gehabt, als er eine Stichwunde gehabt habe, da habe man ihm nicht geglaubt.

Ganz so mitteilungsfreudig war sein Kumpel jedoch nicht. Nachdem der zweite Zeuge aus Mirow im Gerichtssaal saß, sagte dessen Anwalt, dass sein Mandant lieber nichts sage. Er könne sich ja selbst belasten. Daraufhin leitete die Staatsanwältin gleich mehrere Verfahren gegen diesen schweigsamen Zeugen ein, denn  er soll bei Polizei und einem Richter unterschiedliche Angaben zum Tattag gemacht haben. Und Hilfe hatte er auch nicht geholt.

„Schade, eigentlich wollten wir nur hören, was sie zu dem Vorfall damals zu sagen hatten“, sagte die Richterin. Der erste Zeuge war da wohl cleverer. Anfang Dezember soll der Geschädigte am Gericht angehört werden, vermutlich ohne die Angeklagten sehen zu müssen, da er gesundheitlich angeschlagen und immer noch sehr verängstigt ist.

Ein Urteil soll im Februar 2022 fallen.


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