Wenn sich die Hauterkrankung auf die Psyche legt

18. August 2023

Es juckt, es schuppt, es ist rot und entzündet – Patienten mit Schuppenflechte (Psoriasis) und Neurodermitis leiden häufig nicht nur unter ihrer Hauterkrankung. Auch ihre Psyche kann betroffen sein, zum Beispiel weil sie sich für ihr Aussehen schämen und das Gefühl haben, „anders“ zu sein. In einem einjährigen Forschungsprojekt wollen die Kliniken für Dermatologie und Venerologie sowie Psychosomatik und Psychotherapie (KPM) der Universitätsmedizin Rostock die Rolle von Scham bei beiden Hauterkrankungen nun erfassen und damit mittelfristig individuelle und passgenaue Hilfsangebote für Betroffene erarbeiten.

Klinikdirektor Prof. Dr. Carsten Spitzer erläutert: „Scham ist ein komplexes menschliches Gefühl, das jeder von uns kennt und das stets unangenehm ist. Vor allem Menschen, die wegen ihres Hautbildes äußerlich abweichen, berichten negativ davon, die Blicke anderer auf sich zu ziehen oder auch Berührungsängste oder sogar Ekelgefühle auszulösen.“ Dr. Alexander Thiem, Oberarzt der Hautklinik, ergänzt: „Unsere Haut stellt die Grenze und Kontaktstelle zwischen unserem Körper und der Umwelt dar und ist von Geburt an ein zentrales Organ, über das zwischenmenschliche Nähe und Zuwendung eine Rolle spielen.“ Deshalb kann eine sichtbare Hauterkrankung so beeinträchtigend sein.

Das psychische Erleben von Hautpatienten ist in den letzten Jahren in den Fokus der Medizin gerückt. Denn andersherum können sich Stress und seelische Belastungen auch auf die Haut auswirken und einen Krankheitsschub auslösen oder verstärken. Deshalb erfordert ein anhaltender Behandlungserfolg häufig auch eine Berücksichtigung des psychischen Wohlbefindens.

Das aktuelle Forschungsprojekt an der Unimedizin Rostock umfasst zwei parallele Studien. Eine anonyme Online-Befragung befragt Patienten mit Schuppenflechte oder Neurodermitis unter anderem zu ihrem aktuellen Befinden, ihrem Stresserleben, dem Auftreten von Schamgefühlen und der wahrgenommene Lebensqualität. Über die Möglichkeit zur Teilnahme an der Befragung werden sie in der Hautklinik der Unimedizin, in Hautarztpraxen und bei Selbsthilfegruppen informiert. Daneben werden Patienten der Rostocker Hautklinik vor Ort von einer Psychologin zu Scham und Ängsten befragt.

Hier geht es zur Online-Befragung für Betroffene mit Neurodermitis: https://www.soscisurvey.de/Haut_P/?q=AD_HRO

Hier geht es zur Online-Befragung für Betroffene mit Schuppenflechte: https://www.soscisurvey.de/Haut_P/?q=PSO_HRO

Bild: Die Psychologin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin Clara Wülfing befragt eine Patientin in der Hautklinik.
Foto: Unimedizin Rostock


Kommentare sind geschlossen.