Wie ein Orchester in ein Instrument passt: Riesige Orgel entsteht als „Geschenk“ in Neubrandenburg

9. April 2017

Freunde klassischer Musik und Architektur können sich auf Ungewöhnliches an der Mecklenburgischen Seenplatte freuen. Seit Februar wird in der Neubrandenburger Konzertkirche eine riesige Orgel eingebaut. Es ist ein Geschenk des Unternehmers Günther Weber (Weber Maschinenbau GmbH) an die Stadt. Die Eröffnung ist für den 13. Juli geplant. Mit 2852 Pfeifen und 70 Registern – das sind die Stimmen der Orgel – gehört das Instrument zu den größten Orgeln nördlich von Berlin.

So hat die Warener St. Georgenkirche hat eine Lütkemüller-Orgel mit 1600 Pfeifen und 26 Registern, St. Marien in Waren eine Orgel mit 15 Registern und mehr als 900 Pfeifern. Der Schweriner Dom hat eine Ladegast-Orgel aus dem Jahr 1871 mit 5200 Pfeifen und 84 Registern.

Der Bonner Philipp Klais, dessen Firma zu den weltweit angesehensten Orgelbauern gehört, baut das Instrument zusammen mit dem Berliner Orgelbauer Schuke. „So eine Akustik wie in der Konzertkirche gibt es in keinem Konzertsaal der Welt“, schätzte der 50-Jährige vor wenigen Tagen ein, als der Spender der Orgel, Günther Weber, die Erbauer und Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt die Baustelle anschauten.

Die Klangqualität des ehemalige Gotteshauses haben schon vor Klais viele Besucher – auch aus der Müritz-Region – und Musiker gelobt. Der Bonner hat es aber auch treffend begründet. Die Akustik gehe vor allem aus der Kombination von Kirche und Konzertsaal in Neubrandenburg hervor, die in diesem Fall auch besondere Nachhallzeiten hervorbringe. Klais muss es wissen: Hat seine Firma doch gerade eine große Orgel für die Elbphilharmonie in Hamburg gebaut. Aber Konzertsäle klingen eben generell anders, als die Kombination von Kirche und Konzertraum.

Unternehmer will „seinen Leuten“ etwas zurückgeben

Beide Firmen hat Auftraggeber Günther Weber zum ersten Mal zusammengebracht und stiftet dabei zwei Millionen Euro für das Instrument. Die zwölf Meter hohe und acht Meter breite Orgel passt genau zur Architektur des Klangraumes, auch das Fundament für die fast 20 Tonnen schwere Konstruktion mit Eschenholz und Edelstahl war schon vorgesehen.

„Ich bin stolz auf meine Leute und will ihnen was zurückgeben, was sie selber erwirtschaftet haben“, begründet Weber sein Geschenk. Der 69-Jährige stammt aus Hessen und kam 1992 nach Neubrandenburg. Er hat den Betrieb als Hersteller von Hochleistungsschneidemaschinen aufgebaut. Mit dem Messern werden Schinken, Wurst und Käse aufgeschnitten, so dass sie vor allem in die Verpackungen der Handelsketten passen.

Mit 1100 Mitarbeitern, von denen rund 500 in der Region Neubrandenburg arbeiten, gehört die Firma zu den Weltmarktführern. „Unser Geschäft in der Metallbranche ist aber ganz anders als beim Handwerk, wie zum Beispiel beim Orgelbau“, schätzt Weber ein. Trotzdem ist noch ein Besuch beim Orgelbauer vorgesehen. Nach Ostern soll die aufwendige Intonation beginnen. Eine Orgel muss klingen können, wie ein ganzes Orchester, sagen Experten. Pro Tag eine Klangfarbe, heißt es und dass sei auch eine sportliche Herausforderung, denn die Fachleute müssen dabei zu jeder Pfeife hoch und wieder hinunterlaufen. Vielleicht nicht nur einmal.


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