Tomaten in Plastikschalen, Joghurt in Plastikbechern und regalweise Getränke in Einweg – das ist die bittere Realität in Supermärkten und Discountern. Mit einem neuen Verpackungscheck hat die Deutsche Umwelthilfe zum zweiten Mal den Lebensmitteleinzelhandel unter die Lupe genommen. Wie verpackungsarm können Verbraucher in Supermärkten einkaufen? Wie ernsthaft setzen Supermärkte Abfallvermeidung und Mehrweg wirklich um? Das Ergebnis ist leider wieder ernüchternd: Trotz viel gepriesener Nachhaltigkeit verursachen deutsche Supermärkte und Discounter weiterhin unnötig viel Verpackungsmüll.
Die Filialen von Aldi Nord, Aldi Süd, Norma, Lidl, Netto Marken-Discount, Penny und Kaufland erhielten allesamt Rote Karten. Trauriger Spitzenreiter ist Aldi Nord: 72 Prozent des Obst- und Gemüsebestands wurden dort ausschließlich verpackt angeboten. Dabei lassen sich robuste Produkte wie Äpfel, Karotten oder Paprika problemlos unverpackt verkaufen.
Bei Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd fanden die Mitarbeiter der Deutschen Umwelthilfe außerdem weder im Getränkesortiment, noch für Milch oder Joghurt Mehrwegverpackungen. Wie sollen Verbraucher da umweltfreundlich einkaufen können? Edeka und Rewe erhielten als einzige Supermärkte eine Gelbe Karte, wobei es noch deutlichen Verbesserungsbedarf gibt. Erneut gut abgeschnitten haben im Test die Biomärkte. Denns Biomarkt, Bio Company und Alnatura setzen besonders bei Obst und Gemüse sowie Getränken weitgehend auf unverpackte Ware und Mehrweglösungen – beginnend bei der Getränkemehrwegflasche, dem Mehrweg-Kaffeebecher bis zur Befüllung mitgebrachter Behältnisse an der Frischetheke.
Um zu dieser Einschätzung zu kommen, wurden in 48 Testbesuchen (je 4 Märkte pro Kette) in Nord-, Ost- und Süddeutschland, von Juni bis September 2022 das Angebot und die Verpackungen überprüft, welche Märkte Maßnahmen zur Verpackungsvermeidung umsetzen, etwa durch den Verkauf von unverpackten Obst und Gemüse oder den Einsatz von Mehrwegverpackungen.
Getestet wurd ein vier Kategorien:
Obst & Gemüse – unverpackt ist längst nicht die Regel
Getränke – Flut aus Einweg statt regionalem Mehrweg bei Wasser, Saft, Limo und Bier
Milch & Joghurt – Einweg dominiert im Milchregal
Selbstbedienungs- und Frischetheken – Potenzial für Mehrwegbecher und Essensboxen
„Die großen Lebensmitteleinzelhändler müssen jetzt endlich nachziehen und beweisen, dass sie es mit dem Umweltschutz ernst meinen. Unser Verpackungscheck zeigt: Aus eigenem Antrieb schaffen sie scheinbar keine Verpackungswende. Deshalb fordern wir Umweltministerin Steffi Lemke dazu auf, Abfallvermeidung durch ein gesetzliches Ziel zur Halbierung des Verpackungsmülls bis 2027 endlich verbindlich zu machen und eine Einweg-Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-Plastikflaschen, Dosen und Getränkekartons einzuführen. Denn damit Verbraucher umweltfreundliche Kaufentscheidungen treffen können, brauchen sie auch ein entsprechendes Angebot. Andernfalls wird sich die Plastikmüllkrise weiter zuspitzen“, so die Deutsche Umwelthilfe.
Deutschland gehört in Europa zu den Spitzenreitern beim Anfall von Verpackungsmüll. 2020 fiel eine Menge von 225 kg Abfall pro Kopf an.
Foto und Grafik: DHU
Wenn Politiker in Sachen Umweltschutz und Klimaerwärmung seit ca. 30 Jahren im Dornröschenschlaf sind, warum sollten Supermärkte etwas ändern. Viele Käufer müssen auch auf die Preise achten und lassen sich von Werbung verführen. Selbstverpflichtungen bringen auch sehr sehr wenig, das wissen alle außer Politiker. Erst wenn die Politik klare Vorgaben macht und zum Beispiel die beschlossene CO2-Steuer wirklich umsetzt und auf die Verpackungen und den Transport umlegen wird sich etwas ändern.