Wirtschaftskammern machen Druck: Azubi-Ticket muss kommen
Die Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern fordern, dass es ab Februar 2021 das vom Land schon zugesagte Azubi-Ticket auch wirklich zu diesem Termin geben muss. Die Landesregierung habe die Berufsschullandschaft zentralisiert, was viele Auzubildende vor Probleme stelle. Nach Auffassung der Kammern sollte ein solches Ticket allen Schülern der berufsbildenden Schulen in erster Linie ermöglichen, kostenfrei die Wegstrecken zwischen Wohnort und Berufsschule bzw. zwischen Wohnort und den Standorten der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung zurücklegen zu können. Weiterhin sei die kostengünstige Nutzung aller Transportmittel des öffentlichen Nahverkehrs während der Ausbildungszeit, aber auch in der Freizeit als wichtiger Bestandteil des Gesamtpaketes „Azubi-Ticket“ umzusetzen.
Den Wirtschaftskammern zufolge pendelt jeder 4. Azubi mehr als 90 Minuten zur Berufsschule. Mindestens jeder zweite Ausbildungsbetrieb ersetzt ganz oder teilweise bereits heute schon die Fahrt- oder Unterbringungskosten oder zahlt Zulagen zur Ausbildungsvergütung.
Die Kammern sind sich einig: „Wir werben bei den Unternehmen dafür, die Azubis bei deren Mobilität weiter zu unterstützen. Doch auch das Land muss seinen Beitrag leisten. Mecklenburg-Vorpommern ist bald das einzige Bundesland in den neuen Ländern, in dem es noch kein Azubiticket gibt. Zum 1. Januar 2021 wird auch Sachsen-Anhalt ein Azubi-Ticket einführen. Das ist auch für unser Flächenland längst überfällig, zumal die Berufsschullandschaft im Län- dervergleich hier am weitesten ausgedünnt ist – denn wir befinden uns nicht nur im Wettbewerb zur Alternative Studium, sondern auch zu angrenzenden Regionen wie Hamburg und Berlin-Brandenburg, wo es das Azubiticket längst gibt.“
Wer die Berufsschullandschaft sowie teilweise auch das ÖPNV-Angebot ausdünne, müsse nun auch dafür Sorge tragen, dass die Attraktivität der ländlichen Räume und der Berufsausbildung durch Maßnahmen wie das Azubiticket erhöht werde, so der einhellige Tenor. Daher setze die regionale Wirtschaft fest auf den Start des Azubitickets zum 1. Februar 2021.