2018 lief in Röbel nicht alles rund – Bürgermeister spart bei Neujahrsempfang nicht mit Kritik

19. Januar 2019

Während Warens Bürgermeister Norbert Möller vor einer Woche beim Neujahrsempfang bewusst jene Dinge ausklammerte, die im Jahr 2018 nicht geklappt haben, machte es Röbels Verwaltungschef Andreas Sprick gestern Abend genau andersherum. Er berichtete zunächst über Vorhaben, die im vergangenen Jahr nicht erreicht wurden und in den „Kinderschuhen“ stecken blieben.

Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund und ging nicht nur mit sich, seiner Verwaltung und den Stadtvertretern ins Gericht, sondern auch mit anderen Vorhabenträgern, wie dem DRK-Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte, der bei der geplanten Kita nach den Worten von Andreas Sprick „ganz klar nicht geliefert hat.“

Die Entwicklung der Eigenheimstandorte, so der Bürgermeister, hinkt massiv hinter den Bedürfnissen der künftigen Häuslebauer hinterher. Der Stadtort „Kirchholz III“, also der ehemalige MTS-Stützpunkt und zukünftig die Straße „An de Wisch“, konnte grundstücksrechtlich nicht wie gewünscht vorangetrieben werden. „Ähnlich sieht es bei der geplanten Kita inclusive dem Umzug der Sozialstation zum Standort der ehemaligen Förderschule aus. Hier hat der DRK-Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte ganz klar nicht geliefert“, so Andreas Sprick, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert.

Das größte Manko sei jedoch das Grundschulgebäude. Investiert werden sollen rund fünf Millionen Euro, aber die erhofften Fördermittel vom Land blieben aus. Doch die Stadt gab nicht auf und hat verschiedene Geldquellen“ ausgemacht, muss aber selbst auch eine Million Euro aufbringen. Eine Herausforderung für die kleine Stadt, die man den Schülern, Eltern, Lehrern und Erziehern aber schuldig sei. Denn sie warten schon sehr lange auf zeitgemäße Arbeits- und Lernbedingungen.

In das Gebäude der Grundschule soll auch die Außenstelle der Kreismusikschule ziehen, weitere Räume für Vereine und Senioren sind geplant.

Aber es gab 2018 im Bereich Schulen in Röbel erfreuliche Nachrichten: Am Schulcampus eröffnete Ende des Jahres das NAWI-Haus, das nicht nur wegen seiner digitalen Technik – unter anderem Activpanele – einzigartig in der Region ist.

Bei den Straßen „Am Mühlentor“ und „Ludorfer Weg“ liegen die Bauarbeiten nicht im Zeitplan, im „Ludorfer Weg“ geht’s 2019 weiter – leider auch mit Teil- und Vollsperrungen.  Die Baumaßnahme „Sanierung Wallpromenade am Mönchteich“ wurde begonnen und soll in diesem Jahr abgeschlossen werden, auf dem Gildekamp wird ebenfalls in die Straßensanierung investiert. Viel Geld soll zudem in den barrierefreien Ausbau von 13 Gehweg-Übergängen im Sanierungsgebiet fließen „Damit wollen wir gewährleisten, dass sich wirklich alle Bürger und Besucher, die auf Gehhilfen, Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind, frei in unserem Stadtgebiet bewegen können“, sagte Bürgermeister Sprick.

Rasant entwickelt sich seinen Worten zufolge das Hafenquartier, in dem vor einem Jahr die Abrissarbeiten begannen. Inzwischen wird in den Märkten bereits gefliest, in Kürze soll dort der Bau der Stadtvillen starten. Ob die Märkte wie geplant wirklich schon zu Ostern öffnen, sei aber noch nicht so ganz klar.

Probleme, Arbeitskräfte zu finden, gibt es – wie inzwischen in ganz Deutschland – auch in Röbel. Das bekommt nicht nur das CD-Werk als größter Arbeitgeber der Stadt zu spüren, sondern auch viele der insgesamt 381 Gewerbetreibenden.

Überaus positiv haben sich nach den Worten von Andreas Sprick der Tourismus und der kulturelle Bereich entwickelt. Die Zahl der Urlauber stieg, die der qualitativ hochwertigen Veranstaltungen auch. Da macht die kleine Müritzstadt manch Nachbarstädten einiges vor.

Natürlich gab es auch in Röbel beim gestrigen Neujahrsempfang wieder zahlreiche Ehrungen.

Preisträger „gelungene Gestaltung“ 2018: Predigerstraße 16, Bauherr Reno Schaal

Das ursprüngliche, eingeschossige Gebäude stand viele Jahre leer. Bereits nach der Wende hatte ein undichtes Dach zu größeren Schäden geführt. Zur Straßenseite wirkte das markante Haus mit seinem seltenen Zwerchgiebel aber noch attraktiv. So fanden sich immer wieder neue Eigentümer, die aber bereits in der Planung absprangen. 2015 musste eine Notsicherung erfolgen. Der Dachstuhl war eingestürzt. Nun hatten die Schäden ein solches Ausmaß, dass das Haus auf wirtschaftliche Weise nicht mehr zu retten war.

Der Ersatzneubau orientiert sich gestalterisch an dem rechten Nachbarhaus. Mit der Aufstockung konnten eine zusätzliche Wohnung und eine Tordurchfahrt geschaffen werden.

 

Preisträger „gelungene Gestaltung“ 2018: Kleine Stavenstraße 3, Bauherr Matthias Kleidon

Das kleine Originalgebäude bot von der Straße immer einen gepflegten Eindruck. Lange hatten dort die Großeltern des Bauherrn gelebt. Im Zuge der begonnenen Sanierung durch den Bauherrn stellten sich dann aber erhebliche Mängel heraus. Von dem Ziel der Erhaltung der historischen Substanz wurde schweren Herzens Abstand genommen. Der beschädigte Dachstuhl, unzureichende Raumhöhen, ein feuchter Keller, das Fehlen jeglicher Dämmung und viele kleinere Schwierigkeiten überstiegen die Wirtschaftlichkeit für ein Eigenheim. Durch den Verzicht auf den Teilkeller konnte das Erdgeschoss tiefer gelegt werden. Damit entfielen zwei Treppenstufen am Eingang und wurden überall gute Raumhöhen erreicht. Das Treppenhaus ist nun sicher und die Wärmedämmung gewährleistet.

Der maßvolle Dachausbau bietet nun insgesamt eine ausreichende Wohnfläche für moderne Bedürfnisse. Das äußere Maß wurde unmerklich in die Höhe gestreckt.

Mit relativ schlichten Mitteln wurde dem Haus ein liebenswertes Gesicht gegeben. Schon von außen strahlt es Wohnlichkeit aus. Mit seiner Gestaltung und der zarten Farbigkeit fügt es sich nahtlos in die Häuserreihe ein.

 

Preisträger „beste Gestaltung“ 2018:  Achter de Muer 21, Bauherren Riana Radbruch und Frank Hoffmann.

Mit dem Ersatz des ehemaligen Stallgebäudes durch ein Wohnhaus haben sich für die Stadt in besonderer Weise städtebauliche Ziele erfüllt. Es wurde mit historischem Baumaterial neuer Wohnraum geschaffen und eine junge Familie in Röbels Altstadt angesiedelt. Hier wurde der Spielraum des Bebauungsplans wunderbar genutzt. So gelungen kann Nachverdichtung bestehender Bebauung sein. Leider sind Ställe regelmäßig ungeeignet, um direkt als Wohngebäude nachgenutzt zu werden. Die Bauherren haben deshalb einen Ersatzbau errichtet und unbelastetes historisches Material eingesetzt.

Die alten Steine, Biberziegel und handwerkliches Können geben dem Haus ein betont traditionelles Gesicht. Backsteinfries, Fensterbekrönung, gemauerte Fensterbänke und holzverschalter Giebel schmücken das neue Heim.

Dieses moderne Wohnhaus wirkt so, als ob es schon immer hier gestanden hätte.

 

Bürgerehrung Herbert Wiedbusch:

Herbert Wiedbusch hat fast 40 Jahren das kulturelle Leben Röbels mitgestaltet und macht es immer noch. Als 1980 die Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR gegründet wurde, war Herbert Wiedbusch dabei. Als der Fotoklub gegründet wurde, war Herbert dabei. Schon 1985 hatte er seine erste von unzähligen Fotoausstellungen zu Kirchen und Bäumen und natürlich zum alten Röbel. Er baute die Fachgruppe Ur-und Frühgeschichte im Kulturbund mit auf und ist immer noch ein eifriger Sammler. Formziegel, Töpfe, Scherben, Postkarten, Bügeleisen, Scheffel, rostige Nägel, Versteinerungen, Reklamezettel, Säcke, Kanonenkugeln -nichts, was man nicht in seinem Fundus finden würde. Wenn auch mit Kompass und Karte. Und er ist stolz auf seine Schätze, die er gern mit jedermann teilt.

Als die Heimatstuben in Röbel aufgebaut wurden, war Herbert dabei. Als die Festumzüge zur 725 und 7 50 Jahr Feier vorbereitet werden mussten, war Herbert Wiedbusch dabei. In so manchem Karl-Lehmann-Kalender steckt ein Tropfen Herbert drin. Als 1990 der Bund für Natur und Heimat Müritz-Elde e.V. gegründet wurde, war Herbert dabei und hielt in der Zwischenzeit unzählige Vorträge in Plattdeutsch, mit alten Fotos und Postkarten und natürlich zum Stand seiner Feldforschungen.

Als 1996/97 die Mühle in Röbel restauriert und ausgeschmückt wurde, war Herbert dabei. Gerade hier hat er unzählige Stunden und Tage verbracht und Ausstellungen mitgestaltet Und es fiel ihm sichtlich schwer, anderen, jüngeren Platz zu machen.

Bürgerehrung Jutta Stock:

„Willst du froh und glücklich leben -lass kein Ehrenamt dir geben“, sagte einst der bekannte Dichter Wilhelm Busch. Diese Worte hat sich die Röbelerin, Frau Jutta Stock, nie zu eigen gemacht. Ihr Leitmotiv war und ist stets: „Wer rastet, der rostet! Im Jahr 2008 war Frau Stock junge Seniorin. Ihr Erwerbsleben war abgeschlossen und die drei Kinder erwachsen. Und was nun? Sich zur Ruhe setzen und die Hände in den Schoß legen, wollte sie nicht. Sie begann sich im Sozialverband Röbel als Ehrenamtliche zu engagieren. Mehrere Jahre arbeitete sie als Revisor und im Vorstand. So erwarb sie sich das Vertrauen der Mitglieder. 2013 wurde sie zur Vorsitzenden des Kreisverbandes Röbel gewählt.

Unter Frau Stock’s Leitung hat sich das Verbandsleben gut entwickelt. Der Sozialverband betreibt im Jugendhaus in der Predigerstraße eine Geschäftsstelle, die Büro, Begegnungsstätte und vor allem eine Art Heimat für viele Mitglieder ist. Hier ist Jutta Stock Mittelpunkt, wichtiger Ansprechpartner, Ratgeber, Seelentröster, Geheimnisbewahrer, Aufmunterer, guter Zuhörer und tätiger Unterstützer. Das tut gut, besonders, wenn die Einsamkeit zu Hause erdrückend wird und man sich abgehängt fühlt.

Mit ganzer Kraft und hohem persönlichen Einsatz setzt Jutta Stock sich ein für das Wohl der Mitglieder und letztlich auch für das gesellschaftliche Leben in der „bunten Stadt am kleinen Meer“ ein.

Bürgerehrung Matthias Radtke:

Als Schüler am Gotthunskamp interessierte Matthias Radtke sich für alles, was mit Technik zu tun hatte und war schon mit 12 Jahren der Unterstützer aller Schulveranstaltungen. Er beherrschte schnell jegliche Beschallungstechnik und war bald Fachmann in der digitalen Welt. 2011 ging er zur Ausbildung nach Berlin und Erfurt, um bei Bosch zu lernen. Und er kam immer wieder. Seine freien Tage, seinen Urlaub, seine Praktika nutzte er, um in der Schule zu helfen – er war und ist eine wunderbare, immer schnell erreichbare Stütze aller Veranstaltungen, vieler Baumaßnahmen und Aktionen am Schulcampus Röbel. Er ist heute 24 Jahre alt, wohnt seit geraumer Zeit in der Unkel-Bräsig-Straße, ist Projektleiter für MV bei Bosch, verantwortlich für 12 Mitarbeiter und hat sein Büro in Rostock

Vor zwei Jahren bekam die Schule durch seine Initiative eine 5.000 Euro-Förderung durch die Bosch-Stiftung, vor fünf Wochen baute er selbst Überwachungskameras am Schulhaus an, die letzte Schülervollversammlung 2018 begleitete er wie immer tontechnisch. Zwischendurch installierte und programmierte er das Digitale schwarze Brett im neuen NaWi-Haus und half Lehrern bei Computerproblemen. Er taucht regelmäßig am sehr frühen Morgen in der Schule auf und spricht neue Aktionen ab. Und das schon seit acht Jahren.

Matthias Radtke unterstützt ebenso ehrenamtlich den TSV 90 Röbel. Der Dance-Cup im November, an dem regelmäßig 1000 Tänzer aus ganz Deutschland teilnehmen ist ohne seine technische Unterstützung kaum denkbar. Da sind schon mal schnell 30 Stunden am Wochenende, an denen er keine Minute fehlen darf. „Matthias Radtke ist in seinem jungen Leben schon absolut selbstverständlich unterwegs, um das kulturelle und sportliche Leben in unserer Stadt zu unterstützen und es ist immer Verlass auf ihn. Er setzt schon jetzt, mit erst 24 Jahren, Zeichen für andere, holt sie in seine Philosophie und motiviert durch seine ruhige und bestimmte Art. Sein Anspruch ist es nicht, im Vordergrund zu stehen. Vielmehr ist er bescheiden und möchte überhaupt nicht erwähnt werden, will nicht im Rampenlicht stehen“, heißt es in der Laudatio von Hans-Dieter Richter.


Eine Antwort zu “2018 lief in Röbel nicht alles rund – Bürgermeister spart bei Neujahrsempfang nicht mit Kritik”

  1. Andreas Kruspe sagt:

    Ich bin seit nunmehr 28 Jahren ‚Rucksackröbeler‘, das heißt ich liege mit meinem Boot 6 Monate pro Jahr im und am Alten Hafen.
    Immer wieder stößt mir die Raserei, besonders der Einheimischen (!), auf der Müritzpromenade auf. Hier werden durchaus bis zu ~ 60km/h gefahren. Bei der MP handelt es sich um eine ‚Verkehrsberuhigte Zone‘ mit Schrittgeschwindigkeit (ca. 3 bis 5 km/h!! Leider wird die tatsächliche Vmax hier NIE kontrolliert. Falschparker werden abkassiert, denn Parken ist in einer solchen Zone überall verboten. Sollten die Schilder vielleicht mit alleinigem Blick auf die Einnahmen aus dem ‚Parkgeschäft‘ aufgestellt worden sein?