Novum: Warens Neujahrsempfang überrascht mit Kurzweiligkeit

12. Januar 2020

Neujahrsempfang der Stadt Waren einmal anders: Nachdem die Besucher in den vergangenen Jahren ob überlanger Reden zumeist auf harte Proben gestellt wurden,  haben sich die Gastgeber in diesem Jahr nicht nur einen ungewöhnlichen Ort für den Empfang ausgesucht, sondern auch einen anderen Ablauf organisiert. Statt der üblichen Reden, denen nach gewisser Zeit nur noch die Hälfte der Gäste folgte, hat Pastorin Anja Lünert als Moderatorin fungiert und Bürgermeister Norbert Möller sowie Stadtpräsident Rüdiger Prehn interviewt. Das gab eine gewisse Lockerheit, und das kam gut an.
Aber natürlich ging’s auch im Interview um die Ereignisse, die Waren im vergangenen Jahr beschäftigten und um einen Ausblick. Außerdem wurden wieder zahlreiche Preise vergeben.

Von Miriam Brümmer

Was das Jahr 2019 angeht, wurden der Ausbau der Grundschule auf dem Papenberg und die neu gewählte Stadtvertretung genannt und natürlich die langen Diskussionen über die Zukunft der Schulen mit dem Beschluss, die Regionale Schule Waren/West zu sanieren und auszubauen sowie die Käthe-Kollwitz-Schule neu zu bauen. Der Beschluss kam aus Sicht von Rüdiger Prehn ein Jahr zu spät, weil einfach zu lange diskutiert wurde.

Neue Medien, neue Erfahrungen

Der Tunnel am Bahnhof ist bereits teilsaniert und muss bis 2022 fertig gestellt sein, weil sonst die Fördergelder zurückgezahlt werden müssen, um eines der Projekte der nahen Zukunft zu nennen. Am 26. Februar hofft Norbert Möller auf den Haushaltsbeschluss für 2020. Zum wiederholten Male äußerte er seine Enttäuschung über das Scheitern des Aqua Regia Parks. Liegengeblieben sind 2019 der digitale Breitbandausbau, das Fahrradhotel in Ecktannen und die Bebauung oberhalb des Volksbades.

Auf die Frage nach der Bürgerbeteiligung an der Politik erzählte Rüdiger Prehn: „Der spannende Teil findet in den Ausschusssitungen statt. Die sind viel interessanter als die Stadtvertretersitzungen.” Diese Sitzungen können während des öffentlichen Teils von den Bürgern besucht werden. Wann diese Sitzungen stattfinden, ist auf der Homepage zu sehen. Außerdem befinden sich dort die Mailadressen der einzelnen Vertreter aufgeführt, über die alle Bürger jederzeit Kontakt mit den Gewählten aufnehmen können.
Rüdiger Prehn war von 1999 bis 2004 schon einmal Stadtpräsident. Auf die Frage, welchen Unterschied es denn gäbe, sagte er, dass es vor allem die neuen Medien seien, die er ganz stark nutze, und er werde im Gegensatz zu damals auf der Straße erkannt, was sicher eine Folge dieser neuen Medien sei.

Kein Klimanotstand in Waren

Norbert Möller zeigte sich froh darüber, dass es an der Müritz noch keine persönlichen Übergriffe wie in anderen Regionen auf Stadtvertreter gab und hofft, dass es so bleibt. „Wir müssen als Politiker immer noch mehr informieren“, doch sei das Feedback der Bürger durchweg ein positives, „auch wenn nicht immer alles so klappt, wie man es sich vorstellt.” Der Bürgermeister sieht die Stadtverwaltung als Servicedienstleister für die Bürger.

Rüdiger Prehn würdigte das Ehrenamt von Feuerwehr, THW oder Rettungsschwimmern, bei denen klar sei, welche Aufgaben sie erfüllen. Bei Politikern sehen die Bürger oft, die da oben und wissen nicht, wie viel ehrenamtliche Zeit dafür nötig ist.

Ein klares Nein gab der Bürgermeister der Frage nach dem Klimanotstand zur Antwort. Das stünde dem Heilbad Waren auch nicht gut zu Gesicht. „Dennoch müssen auch wir etwas tun, um nachhaltig etwas zu erreichen”, so Möller weiter. Für die Umsetzung des Klimakonzeptes brauche die Stadt einen Klimamanager, wofür er sich weiter einsetzen werde.

Wende-Denkmal bis Mitte des Jahres

Für die weitere Stadtentwicklung sollen der Flächennutzungsplan fortgeschrieben und damit die Entwicklung von Wohnraum, Gewerbe und selbstverständlich Tourismus vorangebracht werden. Dabei sei Waren kein Einzelkämpfer, die umliegenden Orte gehören ebenso zur Tourismus-Region. „Es braucht mehr Angebote, vor allem wenn die Sonne nicht scheint”, betonte er.

Von besonderem Interesse war vor allem für Pastorin Anja Lünert der Gedächtnisort zum Thema „30 Jahre friedliche Revolution”, der an der Südseite der Georgenkirche entstehen soll. Dieses Jubiläum war auch der Grund, warum der Neujahrsempfang in diesem Jahr erstmalig in der Kirche stattfand. Der Zeitplan sieht nach Aussage des Stadtchefs vor, das Kunstobjekt bis Ende Juli dieses Jahres fertigzustellen.

Bürgerehrungen:

Kirchenmusikerin Johanna Trammer engagiert sich seit vielen Jahren in der Katholischen Kirche Heilig Kreuz und ist aktives Mitglied im Kantatenchor St. Georgengemeinde.

Dietmar Schweizer für die langjährige Teilnahme am Müritzschwimmen. Er schwamm beim 50. Müritzschwimmen im letzten Jahr zum 50. Mal mit und kam jedes Mal ins Ziel, egal bei welchem Wetter und Wellengang. „Für mich bist du Mister Müritzschwimmen”

Wirtschaftspreise:

Die Bäckerei & Konditorei Bünger und die Stadtbäckerei Lebzien sind Familienbetriebe des traditionellen Handwerks, die sich gegen große Ketten behaupten und auch trotz schwieriger Bedingungen in Warens Nordstadt zahlreiche Kunden anlocken.

Die Müritz-Sparkasse feierte im vergangenen Jahr ihren 180. Geburtstag. Sie zählt deutschlandweit zu den 50 besten Sparkassen und konnte diese Ehrung schon sieben Mal für sich verbuchen. Sie ist nicht nur für ihre Kunden da, sondern unterstützt zahlreiche Vereine und Verbände an der Müritz.

Umweltpreis:

Die Initiatorin der Streuobstwiese in Alt Falkenhagen Evelin Kartheuser gründete mit ihrem Mann Dr. Christoph Ullmann den Landwirtschaftsbetrieb „Alt Falkenhagen GbR”. 75 Bäume haben sie in den letzten zwei Jahren gepflanzt. Die noch jungen Bäume mussten während der Pflanzzeit und noch dazu in den besonders trockenen vergangenen zwei Sommern bewässert werden. Nun bietet diese Streuobstwiese hunderten von Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum.

Richard-Wossidlo-Kulturpreis:

Der Kantatenchor der St. Georgengemeinde hatte im November 2019 mit der Warnemünder Kantorei den Musikern der Mecklenburger Kammersolisten und den Solisten Mi-Young Kim und Lars Grünwoldt das Requiem von Brahms erstmals in Waren aufgeführt. Als der letzte Ton verklang, waren die Zuhörer so beeindruckt, dass absolute Stille herrschte, die nur von den Kirchenglocken unterbrochen wurde. Erst dann wagten es die Gäste, langanhaltend zu applaudieren. Immer wieder setzt der Chor unter der Leitung von Kantorin Christiane Drese mit seinen Konzerten Akzente in der Musik und hat ein beachtliches Niveau erreicht.


Kommentare sind geschlossen.