Gutshof Woldzegarten schließt am Montag seine Türen

11. Dezember 2021

Es ist ein trauriger Advent für die Mitarbeiter des Gutshofes Woldzegarten: An diesem Wochenende bedienen sie ihre letzten Gäste, dann schließt das idyllisch gelegene Urlaubsdomizil. Wohl für immer. Die zwölf Mitarbeiter, zwei Azubis und fünf Aushilfen haben zum ersten Advent ihre Kündigungen erhalten. „Das kam Knall auf Fall, wir hatten damit nicht gerechnet“, so Betriebsleiterin Sandra Kallisch-Puchelt gegenüber „Wir sind Müritzer“. Ein Grund für die überraschende Schließung nach immerhin mehr als 20 Jahren ist die Corona-Pandemie, ein anderer das Alter des Inhabers. Der Berliner Psychiater Dr. Wolfgang Droll ist inzwischen 74 Jahre alt, seine Kinder wollen das Ensemble nicht übernehmen, und so hat man sich in der Familie entschieden, den Betrieb in Woldzegarten zu beenden.

„Das war für uns natürlich ein großer Schock. Inzwischen haben wir die Nachricht aber einigermaßen verdaut, und die meisten von uns haben auch andere Jobs in Aussicht. Auch für die beiden Azubis geht es weiter“, so Sandra Kallisch-Puchelt, die auch beim DEHOGA sehr aktiv ist und das auch weiter machen möchte. Den gekündigten Mitarbeitern komme zugute, dass derzeit überall in der Müritz-Region Fachkräfte in der Hotel- und Gaststättenbranche gesucht werden. Und der Gutshof sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder mit seiner guten Ausbildung für Schlagzeilen.

Der Fachkräftemangel habe dem Gutshof in den letzten Jahren dennoch ordentlich zu schaffen gemacht. Für das Housekeeping mussten sogar Fremdfirmen unter Vertrag genommen werden. Während des Lockdowns hätten sich einige Mitarbeiter umorientiert und seien mit der Wiederöffnung nicht zurückgekehrt. Ohnehin hätte die Pandemie die Reserven trotz der Hilfen vom Staat „aufgefressen“. Und ein Ende scheine nicht in Sicht, eine Planung für die nächsten Jahre sei nahezu unmöglich.

„Wir alle haben hier sehr gerne gearbeitet. Ich selbst bin mehr als fünf Jahre hier. Es waren fünf sehr schöne Jahre“, sagt die Betriebsleiterin traurig, kann aber auch die Entscheidung des Inhabers verstehen. Sie hofft, dass die wunderschöne Gutshof-Anlage noch irgendeine Zukunft hat und nicht verfällt. Und natürlich hofft sie, dass alle jetzt gekündigten Mitarbeiter einen neuen Job bekommen, der ihnen gefällt.

Das Gutshaus wurde unter Erhalt der historischen Fachwerk-Gliederung zum Hotel umgestaltet.  So entstanden 20 individuelle Zimmer mit unterschiedlichen Formen und Größen. Ihre Einrichtung besteht aus originalen Möbelstücken, ergänzt durch handgefertigte Teile nach eigenen Entwürfen. Am Südrand des Gutshofgeländes standen die Feldstein-Grundmauern eines ehemaligen Winterstalls für Schafe. Unter Verwendung des Materials dieser historischen Grundmauern wurde im Jahre 2010 dieses Stallgebäude als letztes Objekt des Gutshofensembles in Anlehnung an seine frühere Größe und Dachform wieder aufgebaut.  Zur Nutzung wurden „im Innern“ acht Familien-Appartements errichtet, jeweils zweistöckig mit zwei Schlafzimmern oben und einem großen Wohn-Essraum unten mit bodentiefer Fensterwand und Ausgang auf die Hochterrasse an der Südseite. Darüber hinaus gibt es die Scheunenquartiere, die im ehemaligen Kuhstall entstanden und vor allem von Radtouristen geliebt werden. Und auch in Sachen Kultur war der Gutshof Woldzegarten eine bekannte Adresse.

Foto im Text: Küchenchefin Annett Puchelt und Servicemitarbeiterin Rita Eschler bedienen an diesem Wochenende ihre letzten Gäste im Gutshaus Woldzegarten.


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