Corona: Mehr Kinder in MV an Depressionen erkrankt
Während der Corona-Pandemie sind Kinder in Mecklenburg-Vorpommern deutlich stärker psychisch belastet. So wurden 2020 neun Prozent mehr Mädchen und Jungen erstmals mit einer Depression ärztlich behandelt als im Vorjahr. Anders als im Bundesschnitt stiegen in Mecklenburg-Vorpommern auch die Neuerkrankungen in der Altersgruppe der 10- bis 14- Jährigen. Das ist das Ergebnis des aktuellen Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Mecklenburg-Vorpommern. Auch im Bereich Adipositas ist ein negativer Einfluss der Corona-Pandemie auf die Kinder- und Jugendgesundheit zu erkennen. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports begrüßt die DAK-Landeschefin Sabine Hansen die Einrichtung der Enquete-Kommission „Jung sein in Mecklenburg-Vorpommern“.
Im Rahmen des Reports untersuchten Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 23.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2019 und 2020. Der Report basiert damit auf Daten von 9,8 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern und ist hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsverteilung repräsentativ.
Insbesondere ältere Kinder von Depressionen betroffen
Die Zahlen zeigen, dass die Corona-Pandemie vor allem ältere Kinder in Mecklenburg-Vorpommern psychisch belastet. So stieg die Zahl der 15- bis 17-Jährigen, die erstmals mit einer Depression behandelt werden mussten, um mehr als neun Prozent. Bei den 10- bis 14-Jährigen war es ein Plus von rund sechs Prozent. Im späten Jugendalter waren Mädchen in MV mehr als dreimal so häufig aufgrund von Depressionen in ärztlicher Behandlung wie gleichaltrige Jungen. Im Bundesdurchschnitt war der Unterschied etwas weniger stark ausgeprägt. Bei jüngeren Kindern im Alter von fünf bis neun Jahren zeigt sich in Mecklenburg-Vorpommern hingegen mit rund 20 Prozent ein starker Rückgang.
Adipositas-Neuerkrankungen bei Grundschulkindern gestiegen
2020 wurden rund 16 Prozent mehr Grundschulkinder in Mecklenburg-Vorpommern erstmals wegen einer Adipositas ärztlich behandelt. Damit liegt MV im Bundesdurchschnitt. Mädchen und Jungen fanden dabei gleichhäufig den Weg in die Arztpraxen. Lediglich im Alter zwischen 10 und 14 Jahren wurden adipöse Jungen häufiger behandelt als Mädchen.
Eine ärztliche Behandlung von Suchtmittelmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen war 2020 in Mecklenburg-Vorpommern häufiger als im Bundesdurchschnitt erforderlich. Im Vergleich zu den Bundeszahlen trat beispielsweise Alkoholmissbrauch doppelt so häufig auf, missbräuchlicher Tabakkonsum nahezu dreimal so oft. Allerdings lagen die Behandlungen von Kindern und Jugendlichen in Folge exzessiven Alkoholkonsums 2020 in Mecklenburg-Vorpommern über alle Altersgruppen rund zwölf Prozent niedriger als im Vorjahr. Im Bund betrug der Rückgang 28 Prozent. Die Häufigkeit des missbräuchlichen Cannabis-Konsums stieg um 25 Prozent.
Gefährlicher Trend: Weniger Vorsorgeuntersuchungen
Der Kinder- und Jugendreport zeigt darüber hinaus, dass Vorsorgeuntersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern rückläufig sind. Die Anzahl der durchgeführten sogenannten U-Untersuchungen für Kinder (U3-U9) und Jugendliche (J1) gingen um rund fünf Prozent zurück. Diese Entwicklung betraf ländliche Regionen stärker als städtische Ballungsräume. Auf Bundesebene blieb die Zahl der Untersuchungen nahezu konstant. „Vorsorgeuntersuchungen sind in der gesundheitlichen Entwicklung von Kindern wichtige Gradmesser“, sagt Sabine Hansen, Leiterin der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern der DAK-Gesundheit. „Es erfüllt uns mit Sorge, dass diese aktuell weniger in Anspruch genommen werden.“
„Die Corona-Pandemie hat den Alltag der Kinder und Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern verändert. Unser aktueller Kinder- und Jugendreport offenbart einen dringenden Handlungsbedarf in zahlreichen Facetten der Kinder- und Jugendgesundheit. Vielen Mädchen und Jungen geht es nicht gut. Wir müssen etwas tun“, fordert Hansen . „Es ist richtig und wichtig, dass der Landtag eine Enquete-Kommission ‚Jung sein in Mecklenburg-Vorpommern‘ einsetzt. Hierbei sollten die Themen psychische Gesundheit, gesunde Ernährung und Sport eine bedeutende Rolle spielen. Unser Report kann der Kommission wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung gesundheitspolitischer Maßnahmen liefern.“
Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Mecklenburg-Vorpommern rund 160.000 Menschen versichert.
Ich glaube nicht, dass die erhöhten Zahl allein durch Corona zu erklären sind. Ich denke, dass wir zur Zeit sehr viel aufmerksamer sind. Etliche Kinder und Jugendliche sind uns vorher nicht aufgefallen und hätten ihre Depressionen erst viel später, vielleicht erst als Erwachsene; gezeigt. Leider haben „wir“ Erwachsene auch viel dazugetan oder eben nicht getan, um all die oben genannten gesundheitlichen Einschränkungen zu verstärken. Es fängt MEINER MEINUNG nach damit an, dass „wir“ alles pessimistisch sehen: „Das kann so nicht gehen, die vergessen uns, was haben die schon wieder für einen Murks gemacht, die armen Menschen müssen so leiden, die wollen uns fernsteuern, du bist unvollkommen, wenn du das nicht schaffst….,“ das Glas ist halb leer. Darüber hinaus kam die vor dem Fernseher- Abstell- Mentalität verbunden mit „Wir bestellen mal schnell `ne Pizza.“ Das ist kein Corona- Problem, dass wurde uns nur jetzt mal durch das Brennglas „Corona“ vor Augen geführt. Jetzt kommt wieder das „was alles nicht nicht möglich war/ ist“- Argument. Nein, das lasse ich nicht gelten. Sport/ Familiensport geht auch im Wald, auf der Wiese und sogar in der Wohnung, Familienzeit kann man planen (auch mit vielen Kindern), Hüpfburgen hatten frühere Kindergenerationen auch nicht. All die anderen Weisheiten zähle ich nicht auf, würde zu lang. Und nun zum Optimismus: Problem erfasst (siehe Artikel), nun verarbeiten und schauen, was man ganz allein mit seinem Kind verändern kann und dann tun. Notfalls Hilfe holen. Es ist zu schaffen, trotz widriger Umstände. Das Glas ist halb voll. Leider ist das bei Depressionen nicht ganz so einfach wie bei Übergewicht, trotzdem: aufmerksam sein, nicht mitleiden sondern Mut machen.
Liebe Eltern: Zieht euch die Jacke nicht an, wenn sie euch nicht passt! Ihr seid großartige Eltern mit großartigen Kindern, und tollen Netzwerken.