Stabiler Arbeitsmarkt an der Seenplatte, aber Krieg macht Sorgen

4. Mai 2022

Die Frühjahrsbelebung sorgt weiter für Erholung auf dem Arbeitsmarkt der Seenplatte – auch wenn der Krieg in der Ukraine die Sorgen hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung wachsen lässt und die Folgen für den Landkreis noch nicht abzuschätzen sind.  Im April waren in der Seenplatte 520 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im März. Insgesamt 10 346. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,0 Prozent. Im Vergleich zum April des Vorjahres sind es 1 911 Arbeitslose weniger. Mit 6,2 Prozent hat Röbel im Bereich der Arbeitsagentur Neubrandenburg die niedrigste Arbeitslosenquote, in Waren gab es mit minus 25 Prozent den stärksten Rückgang.

Thomas Besse, Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur : „Eigentlich wären die Arbeitsmarktzahlen aus dem April ein Grund zur Freude. Denn unter dem Eindruck der Frühjahrsbelebung sinkt die Arbeitslosigkeit, die Beschäftigung steigt und die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ist weiterhin hoch. Eigentlich: Wäre da nicht der Krieg in der Ukraine, der mich zutiefst erschüttert und bei mir die Sorgen angesichts der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung wachsen lässt. Denn in der Seenplatte gibt es einige Unternehmen, die mit Russland und der Ukraine Handelsbeziehungen pflegen.“

Noch seien die Auswirkungen des Krieges auf den Arbeitsmarkt der Seenplatte gering. Durch strapazierte Lieferketten für Materialien und steigende Herstellungs- und Energiepreise seien vor allem das produzierende Gewerbe und der Bau von den Auswirkungen des Kriegs betroffen. Insbesondere auf diese Unternehmen wachse der Druck. „Hier droht, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen, weil Materialien fehlen oder Projekte wegen der rasant steigenden Preise storniert werden“, befürchtet der Arbeitsagenturchef.

Hilfe für geflüchtete Ukrainer

„Geflüchtete Ukrainer suchten derzeit in der Regel erst einmal humanitäre Hilfe“, sagte Besse: „Für sie, die ihr Heimatland fluchtartig verlassen mussten, geht es nachvollziehbar erst einmal um Schutz und Sicherheit und eine gute Versorgung ihrer Kinder.“ Wenn die geflüchteten Menschen so weit sind und hier arbeiten möchten treffen sie in unserem Landkreis auf einen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt. Die Arbeitgeberservice-Teams haben über 3 200 offene Stellen registriert, pro Monat kommen 400 bis 600 hinzu. Und wir brauchen Zuwanderung, um den Fachkräftebedarf zu decken.“ Besse betont: „Die Geflüchteten nehmen anderen sicher keine Arbeitsplätze weg. Das war auch bei der Flüchtlingskrise 2014/2015 nicht der Fall.“ Deshalb sei es wichtig, diese Menschen professionell zum Arbeitsmarkt zu beraten und zu überlegen, wie ihre Abschlüsse anerkannt werden können und welche Möglichkeiten zur Erweiterung ihrer Sprachkenntnisse bestehen.

Kurzarbeit sichert Arbeitsplätze

Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit an der Seenplatte deutlich höher. Im April wurde für 685 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt – 105 weniger als im März. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im November 2021, 918 Mitarbeitende – aus 205 Unternehmen – in Kurzarbeit.

649 Männer und Frauen mussten sich im April nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 80 oder 14 Prozent mehr als im März sowie 24 oder 4 Prozent weniger als im April 2021.

1 083 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 300 oder 16 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Damit übersteigen im April die Arbeitsaufnahmen (1 083) die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (649).

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im April von –20% bei 15- bis unter 25-Jährigen bis –14% bei 25-bis unter 50-Jährigen.

Insgesamt 3 062 Personen erhielten im April Arbeitslosengeld, 669 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im April bei 14 055. Gegenüber April 2021 war dies ein Rückgang von 1 656 Personen.

Gemeldete Arbeitsstellen

Insgesamt 3 310 gemeldete Arbeitsstellen. Gegenüber dem Vorjahresmonat (April 2021) ein Anstieg von 611. Die Arbeitskraftnachfrage der Unternehmen lässt sich eindeutiger am Zugang an offenen gemeldeten Stellen ablesen: Im Vergleich zum Vormonat ein Anstieg des Stellenzugangs um 102 – zum Vorjahresmonat ein Plus um 53.

Die größte Nachfrage gab es im April aus den Bereichen:  Baugewerbe (429 freie Stellen im Bestand); im verarbeitenden Gewerbe (427); Gastgewerbe (399); Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (354) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (350).

Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.

Ausbildungsmarkt

Aktuelle Daten weisen für das Berufsberatungsjahr 2021/22 auf eine stabile Situation hin. Von Oktober 2021 bis April 2022 meldeten sich – bei der Arbeitsagentur und den Jobcentern im Landkreis – 1 023 Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Das waren 72 oder 8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig waren 1 570 Ausbildungsstellen gemeldet, 86 oder 6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Branchen mit den meisten Ausbildungsangeboten: Handel; Instandhaltung u. Rep. v. Kfz (270): im verarbeiteten Gewerbe (254); im Baugewerbe (203) sowie im Gastgewerbe (168).

Der Ausbildungsmarkt ist im April noch stark in Bewegung. Deshalb ist es für eine fundierte Bewertung noch zu früh.


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