Juni-Arbeitslosigkeit an der Seenplatte: Belebung setzt sich fort
„Der Arbeitsmarkt der Mecklenburgischen Seenplatte zeigt sich weiter in robuster Verfassung. Alleine ukrainische Geflüchtete lassen die Zahl der Arbeitslosenzahl steigen. Viele Unternehmen kämpfen derzeit mit den Folgen des Krieges in der Ukraine wie Lieferengpässen und steigenden Produktionskosten und werden zurückhaltender bei den Neueinstellungen. Dennoch bleibt der Bedarf nach neuen Mitarbeitern in vielen Branchen hoch“, sagte der Vizechef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Stephan Bünning. Im Juni waren in der Seenplatte 482 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Mai. Insgesamt 10.517. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,2 Prozent. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres sind es 590 Arbeitslose weniger.
Stephan Bünning: „Der Arbeitsmarkt in der Seenplatte zeigt sich weiter in robuster Verfassung. Alleine ukrainische Geflüchtete lassen die Zahl der Arbeitslosen steigen.“ Sorgen bereiten dem Agentur-Vizechef „die globalen Herausforderungen, vor denen unsere Unternehmen stehen, wie etwa die Schwierigkeiten bei den Lieferketten, steigende Produktionskosten und die Folgen des Krieges in der Ukraine.“ „Schon jetzt zeigt sich, sagte Bünning, „dass Unternehmen angesichts drohender wirtschaftlicher Einbußen – durch die unsichere Lage – zurückhaltender bei den Neueinstellungen werden. Dennoch bleibt der Bedarf nach neuen Mitarbeitern in vielen Branchen hoch.“
Aber auch demografische Herausforderungen werden in der Zukunft den Wirtschaftsstandort belasten: „Der bereits heute – in einzelnen Branchen und Regionen – herrschende Fachkräftemangel wird sich aller Voraussicht nach weiter verschärfen“, prognostiziert Bünning.“ Nach Berechnungen der Neubrandenburger Arbeitsagentur werden in den kommenden zehn Jahren mehr als 16.000 Arbeitskräfte fehlen. „Und das ist nur der Ersatzbedarf, weil mehr Menschen altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden, wie nachrücken“, skizziert Bünning.
Arbeitsmarktdaten für Geflüchtete aus der Ukraine
Aktuell werden 1.037 erwerbsfähige Ukrainer in der Agentur für Arbeit Neubrandenburg im SGB II oder SGB III betreut – fast alle im Rechtskreis SGB II. „Erstmals seit Beginn des Kriegs in der Ukraine macht sich die Flüchtlingsbewegung in der Arbeitsmarktstatistik der Seenplatte bemerkbar“ sagte Bünning. Denn seit Juni werden die aus der Ukraine Geflüchteten nicht mehr nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, sondern im Sozialgesetzbuch (SGB) II – in den Jobcentern des Landkreises – erfasst. Bis zum Statistikstichtag im Juni stehen dem Arbeitsmarkt grundsätzlich 861 Personen aus der Ukraine zur Verfügung, sind also arbeitssuchend, arbeitslos sind darunter 673.
Für die kommenden Sommermonate erwartet Bünning aus zwei Gründen einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen: „Mit ein Grund ist das Ende der Ausbildung vieler junger Menschen. Sie melden sich vorübergehend arbeitslos, finden aber meist schnell eine Arbeit. Erste Anzeichen für diese Übergangsarbeitslosigkeit gibt es schon: Die einzige Gruppe – im SGB III – in der die Arbeitslosigkeit im Juni nicht gesunken, sondern geringfügig um 4 Prozent angestiegen ist, sind Menschen unter 25 Jahren. Und zum Zweiten: die Arbeitslosmeldung der Ukraine-Geflüchteten.
Bünning ist jedoch zuversichtlich: „Die Ukrainer treffen auf einen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt.“ Dennoch gibt es Hürden, die vor einer Arbeitsaufnahme überwunden werden müssen.
„Die Sprachbarriere zählt ganz sicher zu den Größten. Und für viele Arbeitsstellen braucht es zumindest vage Deutschkenntnisse. Auch die Anerkennung der ukrainischen Berufsabschlüsse wird nicht in ein paar Tagen gelungen sein. Aber: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) ist bereit und gut aufgestellt, um den Betroffenen schnell und unbürokratisch Hilfe und Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt zukommen zu lassen. Gerade auch mit Blick auf Sprachvermittlung und berufliche Qualifikation“, sagte der Arbeitsmarktexperte.
Kurzarbeit sichert Arbeitsplätze und verhindert Arbeitslosigkeit
Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher. Im Juni wurde für 32 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt – 158 weniger als im Mai. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im Januar 2022,
3 207 Mitarbeitende – aus 469 Unternehmen – in Kurzarbeit.
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im Juni von –11% bei Deutschen bis +75% bei Ausländern.
Insgesamt 2.734 Personen erhielten im Juni 2022 Arbeitslosengeld, 279 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Juni bei 14.163. Gegenüber Juni 2021 war dies ein Rückgang von 1.240 Personen.
Fast 3 400 gemeldete freie Arbeitsstellen
Im Landkreis der Mecklenburgischen Seenplatte ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vormonat gestiegen. Zurzeit gibt es 3 371 freie Arbeitsstellen. 5 mehr als im Vormonat und 481 mehr als im Juni des Vorjahrs.
Die größte Nachfrage gab es im Juni aus den Bereichen: verarbeitenden Gewerbe (450 freie Stellen im Bestand); im Baugewerbe (425); Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (420); im Gastgewerbe (390) sowie in der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (351).
Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.
Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Juni recht unterschiedlich. Am günstigsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit in Waren; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 12 Prozent. Dem gegenüber steht die Entwicklung in Malchin mit einer Zunahme von 3 Prozent.
Ausbildungsmarkt
Von Oktober 2021 bis Juni 2022 meldeten sich bei der Arbeitsagentur und den Jobcentern im Landkreis 1 140 Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Das waren 72 mehr als im Vorjahreszeitraum (+7%). Gleichzeitig waren 1 659 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 53 oder 3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Für Bünning ist die Investition in Auszubildende auch in dieser schwierigen Situation wichtig: „Ausbildung ist der Schlüssel zur Fachkräftesicherung und neben der Rekrutierung von Fachkräften die wichtigste Möglichkeit für Betriebe, ihren Arbeitskräftebedarf zu decken. „Daher mein dringender Appell an Betriebe: Bilden Sie weiter – und gerade jetzt – aus!“