Immer mehr „Zerkarien-Opfer“ – Urlauber reisen vorzeitig ab

10. August 2022

Es werden immer mehr Berichte und die Berichte werden auch immer dramatischer: Die Zerkarien vermiesen vielen Badegästen eigentlich in jedem Jahr nach längeren Wärmephasen das erfrischende Vergnügen. In diesem Jahr scheint es aber besonders schlimm zu sei – diesen Eindruck vermitteln jedenfalls die vielen Zuschriften, die bei uns eingehen. Eine Urlauberfamilie aus einem Ort in Niedersachsen hat jetzt sogar ihren Urlaub an der Müritz abbrechen müssen. Neben den gesundheitlichen Beschwerden, unter denen die Eltern und die zwölfjährige Tochter leiden, sind die Gäste auch verärgert. Sie beklagen, dass sie in der Region keinerlei Information über die Zerkarien-Gefahr bekommen hätten. „Dann wären wir gewiss nicht ins Wasser gegangen, zumal unsere Tochter Vorerkrankungen hat“, so der Vater gegenüber „Wir sind Müritzer“.

„Nachdem wir anfangs in Rechlin an der Seebrücke in der Kleinen Müritz im Wasser waren und in Rechlin Nord am sogenannten Milli Strand sowie hinter dem Hafen Rechlin Nord in Höhe Campingplatz Boek, ging das mit den Pusteln und Blattern los. Wir haben uns zunächst gewundert, dass wir alle täglich immer mehr extrem juckende Pusteln an Armen, Beinen und Körper bekamen, die sich nach ständigem Kratzen dann noch zu allem Übel entzündeten. Wir konnten uns erst keinen Reim darauf machen, es wurde immer schlimmer und schlimmer. Es waren aber keine Mückenstiche, kamen Bettwanzen oder Flohbisse nicht in Betracht“, schildert der Familienvater

An Schlaf sei nicht mehr zu denken  gewesen, „wir wurden fast wahnsinnig von dem extremen Juckreiz und kratzten uns die Haut blutig.“

„Am Donnerstag, 4. August, mit extremer Hitze von 36 Grad und Wassertemperatur von 22 bis 23 Grad in der Müritz, waren wir am Badestrand am Campingplatz Gotthun baden. Dieser Badestrand war extrem verdreckt, Vogelkot und ein stinkender Algen – und Pflanzenreste-Teppich am Ufer. Nachdem wir den ganzen Tag bei der Hitze im Wasser badeten und das über längerer Zeit, hatten wir abends dann überall Bisswunden dieser Zerkarien. Wir wunderten uns, dass trotz des voll belegten Campingplatzes so wenige Leute im Wasser waren. Eine Camperin, die neben uns saß, sagte dass es im Wasser irgendwelche Viecher gibt, die einen beißen und man diese juckenden Blattern davon bekommt. Wir brachen daraufhin das Baden gleich ab.“ Erst durch eigene Recherchen im Internet sei man dann auf die Informationen zu Zerkarien in der Müritz gestoßen, unter anderem auf „Wir sind Müritzer“.

Bewusst keine Informationen?

Die 12-jährige Tochter der Familie hat hat eine Autoimmun-Erkrankung und leidet an Epilepsie. Für sie war die Zerkarien-Erfahrung besonders schlimm. Deshalb mussten die Urlauber ihre Ferien an der Müritz abbrechen.

Und sie sind enttäuscht: „Ich finde es eine Frechheit und unzumutbar, dass ahnungslose Urlauber nicht informiert werden. Wir zahlen Kurtaxe und viel Geld für Unterkunft, Ausflüge und Kost und vor allen wollen wir unbeschwert unseren Urlaub genießen.“ Die Niedersachsen hätten sich zu den Zerkarien, von denen später auch viele Einheimische und andere Urlauber berichteten, rechtzeitig Informationen gewünscht – von den Tourist-Informationen, vom Vermieter, durch Radiodurchsagen oder auch durch Warnschilder direkt an den Stränden. Doch sie vermuten, dass man die Touristen ganz bewusst im Ungewissen lässt, um dem Ruf als Urlauber-Paradies nicht zu schaden.
Zudem beklagen sie fehlende Sauberkeit: „Egal, wo man badet, überall ist alles von Wasservögeln, Gänsen  und Möwen zugekotet. Die Strände und Uferzonen verdrecken und verkeimen immer mehr. Wir haben jedenfalls die Nase voll ,obwohl wir seit mehren Jahren immer hier Urlaub machen, aber so nicht mehr.“

Zerkarien sind Saugwürmer (Trematoden), die sich vor allem in Flachwasserbereichen vermehren, wo es ständige Wasserschneckenpopulation und reichlich Wasservögel gibt. Im Larvenstadium können Zerkarien Hauterscheinungen beim Menschen hervorrufen. Die sogenannte Zerkarien- bzw. Badedermatitis ist im Normalfall harmlos. Etwa 10 bis 24 Stunden nach dem Baden können Rötungen und Quaddeln auftreten, die mit erheblichem Juckreiz verbunden sind.

Die Hygieniker des Gesundheitsamtes empfehlen deshalb, die beschriebenen Flachwasserbereiche, insbesondere bei Wassertemperaturen über 23 °C, zu meiden. Es wird empfohlen, die Badebekleidung unmittelbar nach Verlassen des Wassers auszuziehen und den Körper gründlich abzutrocknen. Einen zusätzlichen Schutz bietet das Eincremen mit einem wasserfesten Sonnenschutzmittel.

Wer Badedermatitis an sich feststellt, sollte den Haus- bzw. Hautarzt aufsuchen. Mit entsprechender Behandlung kann der Juckreiz vermindert werden. Und so lassen sich Infektionen vermeiden, die durch das Kratzen ausgelöst werden könnten.


9 Antworten zu “Immer mehr „Zerkarien-Opfer“ – Urlauber reisen vorzeitig ab”

  1. Klaus-Peter Pecat sagt:

    Wenn der Badestrand so verdreckt gewesen sein soll, warum geht man dann trotzdem an dieser Stelle baden? Informationen gab es schon länger.

  2. Micha sagt:

    Na ja, aber dass ist ja nichts neues hier bei uns mal mehr oder weniger . Wir gehen auch regelmäßig schwimmen aber haben selten damit zutun . Es gibt auch Seen ohne Motorboote die wesentlich sauberer sind und kaum eine Gefahr darstellen. Mücken stechen auch wat willst machen .

  3. Strimi sagt:

    Das sind aber freche Urlauber. Einfach zu sagen das die Strände und Uferzonen verdreckt sind. Wer macht denn den Dreck. Die Urlauber oder nicht. Und wenn an den Stränden Wassergeflügel rumläuft das ist ja wohl normal.

  4. lutra sagt:

    Ist halt Natur und kein gechlorter Pool.
    Das Wassergetier kackt eben in die Seen. Und dann gibt es solche Larven. War schon immer so. Wie man damit umgeht, steht oben im Artikel,

  5. Christian sagt:

    @Micha mit Motorbooten haben Zerkarien nun absolut nichts zu tun.
    Es ist eher andersherum da die Gefahr bei unbelüftteten, stillstehenden Gewässern am höchsten ist.
    Das PROBLEM der Zerkarien ist eigentlich ein Naturschutz Problem, denn es hat sich stetig verstärkt seit Enten nicht mehr so bejagt werden. Ja ich weiß das will niemand hören.

  6. Maimann sagt:

    Enten und Möven so wie Gänse sind Zuviel geworden . Von denen kommt der dreck …

  7. Kathleen sagt:

    In einer Seen- und Naturlandschsaft haben Wasservögel die gleiche Berechtigung wie Homosapien. Nur die Menschen selber,mit ihrer Überbevölkerung, wirken wie zweibeinige Tauchsieder im Wasser und sorgen für den Anstieg aller Erreger und Keime. Im Wasser sind zu viele Menschen und auf dem Wasser zu viele Boote. Tiere sind unsere Nachbarn.

  8. Bientje sagt:

    Ich bin nun nicht gerade ein Fan vom hier üblichen Massentourismus. Was die Leutchen da aber schreiben tut mir echt leid. Jeder braucht seinen Urlaub. Manchmal geschieht gerade, wenn ein Familienmitglied der besonderen Sorge bedarf, dann noch etwas außerordentlich Unangenehmes. Ich finde, wenn man die Leute hierher lockt, dann müssen auch anständige Bedingungen herrschen! Die Äußerungen zu dem massenhaften Vogelkot an den Badestränden sollten eigentlich wie eine Bombe einschlagen! DAS ist so nicht hinnehmbar! Eine riesige, ekelhafte Sauerei. Kein Mensch würde da baden wollen! Ich bin hier aufgewachsen und kenne solche Verschmutzungen von früher nicht. Zu den Zerkarien: Von diesen hat man manchmal(!) auch früher gehört. Doch obwohl ich immer so wasserbegeistert war, dass ich am liebsten auch noch die Nacht im/am See verbracht hätte – Zerkarien hatte ich nie!! Wenn das hier auftritt, sollte im Radio und in den touristischen Zentren wirklich gebetsmühlenartig und über Aushänge gewarnt werden. (Unsere Altvorderen sagten immer, das Wasser blüht!! Dann ließ man das Baden sein und hinderte Unkundige daran.) Ich selbst würde die Müritzregion mit dem A… nicht mehr angucken, wenn mir das passiert wäre!!! Dafür sind Zeit und Geld zu schade, da ist man ja auf der Arbeit noch besser dran.
    Und dieses seltsame Geflügel, was zu Hauf sich dort niederlässt, gehört vergrämt! Das geht gar nicht. Es gibt genug Platz am Ostufer. Das ganze Jahr freut man sich auf den Sommer – und dann so?? Doch wohl nicht! Aber ich bin ja nur ein Einheimischer, was ich möchte und brauche ist eh uninteressant. Hauptsache ich verhalte mich angepasst in der kommenden Corona- und Energiekrise.
    Den enttäuschten Urlaubern wünsche ich nur Gutes und danke, dass Sie das Problem hier angesprochen haben.

  9. Netter Kommentar von Bientje, sehe ich genauso. Man merkt gleich an den Kommentaren,das viele von Einheimischen stammen die Touristen und Urlauber ein Dorn im Auge sind. Mag sein, auch ich wohne in einer Urlaubsregion zwar nicht in MV. Ich finde es toll ,wenn Familien in Deutschland Urlaub machen und ihr Geld in der einheimischen Wirtschaft lassen, da profitieren wir alle von. Und nicht jeder von Auswärts weiss von dem Problem mit Zerkarien in diesen Gewässern. Ich wusste es bis dato auch nichts davon und bin erst hier darauf aufmerksam geworden . Auch wir sind von diesen fiesen kleinen Viechern voll erwischt worden,nur nicht so massiv wir waren nur 2 Tage baden. Es gab keinerlei Infos, weder Infoflyer vom Landkreis über den Vermieter der Ferienwohnung. Kurtaxe wurde ja schließlich auch über den Vermieter eingezogen, noch gab es irgendwelche Hinweisschilder an den Badestränden. Laut Webseite vom Gesundheitsministerium MV ist das Baden in der kleinen Müritz für die gesamte Saison 2022 deshalb verboten. Ich fand keine Hinweisschilder am Badestrand Rechlin an der Seebrücke wie auf der Homepage vom Gesundheitsamt behauptet. Wenn das Wasser blüht und sich Blaualgen bilden mit giftigen Cyanobakterien dann sperrt das Gesundheitsamt das Gewässer. Zerkarien wird wohl keine so große Beachtung geschenkt und das Problem verharmlost. Ich hätte aber gerne gewusst, wenn das Gewässer Zerkarien verseucht ist,dann hat man wenigstens Infos und die Wahl und die Abwägung ob man sich das selbst oder gar seinen Kindern antuen möchte .Wir tun uns das nicht mehr an , dumme ahnlose zahlende Urlauber zu sein und dann noch Spot und Hemme bekommen, von solchen Kommentatoren. Es gibt gesundheitlich beinträchtigte Menschen , die allergisch darauf reagieren. Und mit Dreck hat die betroffene Familie sicherlich die voll gekoteten Strände gemeint und nicht Müll, den angeblich nur Urlauber hinterlassen.