Nachruf: Eine kleine Kämpferin lächelt jetzt im Himmel

20. Dezember 2023

Dieses ansteckende Lachen werde ich nicht vergessen. An ihre Fröhlichkeit werde ich mich immer erinnern. Hören und sehen kann ich das herzliche Lachen von Anna nie mehr. Das schwerbehinderte Mädchen ist am Sonntagabend gestorben. Völlig unerwartet nach einer Infektion. Unbegreiflich für alle, die sie kannten. Unfassbar für ihre Mama Kathleen und ihre Schwester Lea, die sich seit der Geburt von Anna aufopferungsvoll um das Mädchen kümmerten.
„Wir sind Müritzer“ hat Anna in den vergangenen Jahren begleitet und häufig über sie, ihre Krankheit, aber vor allem ihre Fortschritte berichtet und dabei ein Kind kennengelernt, das nicht mit seinem Schicksal haderte, sondern stets gut gelaunt ihr besonderes Leben meisterte.
Anna wurde nur 15 Jahre alt.

Anna kam 2008 auf die Welt – krank. Sie litt an einer infantielen Cerebralparese, einer frühkindliche Hirnschädigung. Alleine laufen und sitzen und andere tägliche Dinge waren nicht möglich.Vor allem ihre Spastik machte ihr zu schaffen, die Probleme wurden im Laufe der Jahre nicht weniger. Im Gegenteil, die Spastik verschlimmerte sich mit dem Wachstum, weil ihre Muskeln nicht so schnell wuchsen wie die Knochen. Ein typischen Bild dieser Erkrankung.

Doch Mama Kathleen hat die Einschränkungen ihrer kleinen Anna nicht einfach so hingenommen, sondern viele Jahre lang sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, um den Gesundheitszustand ihrer Tochter zu verbessern. Anna hat mitgemacht – trotz wirklich sehr anstrengender Therapien wirkte sie zufrieden – und lächelte.

Zu den herkömmlichen Behandlungen kümmerte sich die alleinerziehende Mama um weitere erfolgversprechende Therapien, um die körperlichen Eigenschaften von Anna zu fördern und wirklich nichts unversucht zu lassen, ihre Selbstständigkeit zu erhöhen. Eine solche Therapie nennt sich „Adeli“ und wird in der Slowakei angeboten. Das Problem: In der Regel zahlt die Krankenkasse nicht. Das hielt Mama Kathleen aber nicht davon ab, für diese Anwendungen zu kämpfen. Nichts ließ sie unversucht und schaffte es durch verschiedene Spendenaktionen, mit Anna tatsächlich mehrmals in eine anerkannte Klinik zu fahren. Die Fortschritte waren unübersehbar. Erst im Oktober waren beide wieder in der Slowakei und freuten sich über jede kleine Verbesserungen.

Und dann gab es da noch ein ganz großes Ziel – die Delphin-Therapie. Wieder eine Maßnahme, die nicht von der Kasse gezahlt wird, aber die bei anderen Kindern mit Annas Erkrankung nachweislich Erfolg hatte. Für dieses große Ziel haben Anna, Mama, Schwester Lea sowie Oma und Opa seit einigen Monat Geld gesammelt. Nicht nur durch Spenden wollten sie den Besuch bei den Delphinen finanzieren. Sie haben beispielsweise kleine, niedliche Windlichter gebastelt und auf Märkten der Region verkauft, zuletzt vor zwei Wochen in Klocksin. Mit Erfolg. Sie kamen ihrem Ziel immer näher. 

Darüber hinaus hat Kathleen trotz aller Schwierigkeiten, die das Leben einer alleinerziehenden Mutter mit einem behinderten Kind mit sich bringt, jede Möglichkeit genutzt, um Anna die Welt zu zeigen, mit ihr etwas zu unternehmen, sie zu überraschen und zu begeistern. Der Dank – das bezaubernde Lächeln der „kleinen Maus“, wie sie viele Bekannte nannten. Im Februar sollte es mit einem Kreuzfahrtschiff nach Norwegen gehen. Darauf hat sich die 15-Jährige schon richtig doll gefreut.

Doch Anna hat eine andere Reise angetreten. Eine Reise, ohne Rückkehr. Anna lächelt jetzt im Himmel. Ein Himmel, der am Abend, als sie starb, in der Müritz-Region rot leuchtete. So rot, wie seit vielen Wochen nicht mehr. 

Unser tiefes Mitgefühl gilt Mama Kathleen, Schwester Lea und allen Verwandten und Freunden der „kleinen Maus“.

Die Spendenaktion, eigentlich gestartet für die Delphintherapie, läuft weiter, um die Kosten, die jetzt zusätzlich zum großen Schmerz auf die Familie zukommen, erträglicher zu gestalten.

Hier kann gespendet werden: https://www.gofundme.com/f/auslandstherpien


4 Antworten zu “Nachruf: Eine kleine Kämpferin lächelt jetzt im Himmel”

  1. Nicole Hirschner sagt:

    Unfassbar und unser tiefstes Mitgefühl.
    Lasse mit Famile

  2. Dr.med. Stefan Bergt sagt:

    Im Namen des MEDICLIN Müritz-Klinikums und v.a. der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin möchte ich unsere Anteilnahme und unser aufrichtig empfundenes Mitgefühl zum Ausdruck bringen.
    Wir wünschen der Familie von Anna ganz viel Kraft in dieser unglücklichen Zeit.
    Mein besonderer Dank gilt dem Behandlungsteam aus Pflegekräften und Ärzten, das nichts unversucht gelassen hat, um das Leben von Anna zu retten.

    Liebe Frau Funk, Liebe Lea – unsere Gedanken sind bei Ihnen.

  3. Ingolf sagt:

    Der Anteilnahme möchte ich mich, auch im Namen meiner Familie von Herzen anschließen. Großer Dank gilt unbekannterweise allen, die sich um Anna gekümmert und bemüht haben. Annas Familie wünschen wir von Herzen weiterhin und jetzt erst recht viel Kraft und viele Helfer.

  4. CADB sagt:

    Ich war auf dem Weihnachtsmarkt in Klocksin. Meine Mutter und ich haben uns zwei dieser wunderschönen Windlichter gekauft. Ich habe Kathleen nach ewigen Jahren wiedergesehen. Wir waren im Ferienlager zusammen. Wir haben uns gar nicht erkannt. Erst meine Mutter machte uns darauf aufmerksam. Ich fand die Sache mit den Lichtern total toll und wie sie für ihre Tochter gekämpft hat. Ich wünsche der ganzen Familie viel Kraft in dieser schweren Zeit und mein Beileid. Anna wird nie vergessen werden, denn egal wo oder wann, eines dieser schönen Windlichter leuchtet, werden die Menschen es anschauen und an sie denken…