Malchower lauschen gespannt ihren Kandidaten

11. April 2015

KM5Eines schon mal vorweg: Den kräftigsten Applaus bei der Vorstellung der acht Bürgermeister-Kandidaten für Malchow hat gestern Abend nicht etwa einer der Bewerber eingeheimst, sondern zweifelsohne Moderatorin Christine Kresse. Und zwar als sie nach der vom Kultur- und Sportring perfekt organisierten Veranstaltung ihren Wunsch nach einer besonderen Schlagzeile aussprach. Die „Ur-Malchowerin“ möchte nämlich nach der Wahl lesen, dass die Wahlbeteiligung bei 70 Prozent lag.

KM3Ob das klappt, darf bezweifelt werden, geklappt hat aber auf jeden Fall schon mal, viele Inselstädter für die Wahl zu interessieren, denn rund 250 Frauen und Männer jeden Alters nahmen sich am Freitagabend bei bestem Wetter die Zeit, sich die acht Kandidaten anzuhören. Die Acht, das sind:

1. Elke Annette Schmidt, die seit 35 Jahren in Malchow wohnt, seit 25 Jahren in der Stadtvertretung die Geschicke Malchows mitbestimmt und die  als Projektleiterin im Landesfrauenrat weiß, wie es in der größeren Politik lang geht. Die Fast-Oma geht für die Linken ins Rennen.

2. André Zimmermann, der mit 30 Jahren der  jüngste in der Runde ist, und der als selbstständiger Unternehmer mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigt. „Malchow kann mehr“, ist der Werbeslogan des CDU-Mannes, der zugibt, in der Vergangenheit im jugendlichen Leichtsinn auch mal übers Ziel hinausgeschossen zu sein, der aber auch weiterhin für Malchow streiten will – sachlich und zielorientiert.

3. Mirko Henschler, der als parteiloser Kandidat für die Bündnisgrünen antritt und vor allem eines ganz schnell ändern möchte: Das nicht immer so tolle Bild der Stadt Malchow in der Öffentlichkeit verbessern. Der 41-Jährige wohnt seit 10 Jahren in der Inselstadt und engagiert sich seit langem in verschiedenen Initiativen sowie in der Stadtvertretung ehrenamtlich.

4. René Putzar, ein „Ur-Einwohner“, vor 46 Jahren in der Inselstadt geboren  und ein Mann, der den noch fehlenden Haushalt der Stadt am liebsten alleine aufstellen möchte. Der parteilose Kandidat tritt für die FDP an, hat nach eigenen Angaben in den letzten Jahren in verschiedenen Leitungspositionen gearbeitet und sorgte für ein erstes Raunen im Publikum, als er meinte: „Frauen soll man ja nicht loben, aber ich mach‘ das mal.“.

5. Hartmut Kretschmer, noch ein „Ur-Malchower“, der wie Elke-Annette Schmidt bereits seit der Wende als Stadtvertreter agiert, und zwar für die SPD, und der von guten Kontakten zu Ministerpräsident Erwin Sellerin spricht. Der Außendienstler und Vater von vier Kindern ist, wie er selbst sagt, kein Mann der großen Worte, sondern meint: „Nicht so viel snacken, handeln!“

6. Olaf Busch, ein Berliner, wie er im Buche steht, ein 53 Jahre alter Projektmanager, der von drei Baufirmen spricht, die er in er in seinem Berufsleben gelenkt und später verkauft hat, der fünf Jahre in der Schweiz lebte und jetzt mit einer Malchowerin zusammenlebt. Allerdings noch in einer „Pendel-Beziehung“, was sich durch seine Wahl zum Bürgermeister ändern soll.

7. Marcus Marsollek, ein Architekt , den es vor rund zwei Jahren in die Nähe von Malchow verschlagen hat, der schon mal so etwas ähnliches wie Bürgermeister war und der stolz darauf ist, 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul dabei gewesen sein, und zwar in der Disziplin moderner Fünfkampf. Seine Kandidatur in Malchow sieht er deshalb auch sportlich.

8. Ralf Richter, wieder ein Berliner, 46 Jahre alt, Außendienstler für einen internationalen Konzern, redegewandt, gut informiert und seit sieben Jahren mit Partnerin ein Malchower. Als Bürgermeister möchte er agieren, gestalten und vor allem alle Malchower motivieren, mitzumachen – gemeinsam.

KM4Unter den rund 250 Besuchern der Kandidaten-Runde waren auch zahlreiche Malchower, die noch nicht wissen, wem sie in zwei Wochen ihre Stimme geben sollen, und dem einen oder anderen schien die Veranstaltung bei der Entscheidungsfindung tatsächlich geholfen zu haben. „Ja, für mich hat sich hier heute Abend die Spreu vom Weizen getrennt“, meinte ein Inselstädter gegenüber WsM. Und eine Besucherin: „Ich wusste wen ich wähle. Das hat sich hier heute auch bestätigt.“

Von heiteren und düsteren Visionen

In ihren Wünschen und Zielen liegen die Kandidaten gar nicht so weit auseinander. Alle wollen Malchow möglichst schnell wieder auf sichere finanzielle Beine stellen, und so nicht nur die Handlungsfähigkeit der Verwaltung sichern, sondern auch die Vereine, die das kulturelle und sportliche Leben der Stadt gestallten. Und: ALLE streben ein MITEINANDER an, betonen aber auch, dass sie nicht den Eindruck haben, dass in Malchow, wie oft behauptet, das Wir-Gefühl verloren gegangen ist.

Nur bei den Visionen für ihre Stadt zeigten sich dann doch deutliche Unterschiede. Moderatorin Christine Kresse, die jederzeit Herr der Diskussionslage war und die als „Mutter der Kompanie“ durchaus Respekt bei den Kandidaten und dem Publikum genoss, wollte wissen, wie sich die Bewerber Malchow 2020 und 2030 vorstellen.

André Zimmermann sieht eine Stadt, die es geschafft hat, die 7000 Einwohner zu halten.

Mirko Henschler sieht eine Stadt, in der miteinander gesprochen wird und in der eine so ordentliche Streitkultur herrscht, dass sie für die Presse uninteressant ist. Und er sieht eine Infrastruktur, die für alle interessant ist – für junge Einwohner genauso wie für ältere.

Elke-Annette Schmidt sieht 2030 ein Malchow mit 8000 Einwohnern, ein Malchow als Perle in der Mecklenburgischen Seenplatte, die deutschlandweit und international bekannt ist, mit auf Jahre ausgebuchten Hotels, ein Kloster, das Standort für die Festspiele ist, eine Strandpromenade in der Strandstraße, eine belebte Güstrower Straße mit Straßencafés, ein attraktives Strandbad, und sie sieht ein Malchow mit endlich verkehrsberuhigter Insel.

Olaf Busch schließt sich André Zimmermann an und spricht von 7000 Einwohnern, die dann in Malchow zu Hause sein werden.

René Putzar malte so umfangreich eine schwarze Zukunft, dass er es im Zeitlimit gar nicht mehr schaffte, die positiven Visionen zu nennen. Er sieht, wenn Malchow falsch wählt, wie er betont, ein zwangsverwaltetes Malchow , in dem kein Stadtvertreter und kein Bürgermeister mehr etwas zu sagen hat, ein Malchow, das alles verkaufen muss, um zu Bestehen, auch die Wohnungsgesellschaft und die Stadtwerke.

Markus Marsollek hat gleich gar eine Visionen.

Hartmut Kretschmer sieht eine liebens- und lebenswerte Stadt, in der „wir alle sehr gerne leben“ und in der es ein Wir-Gefühl gibt.

Und Ralf Richter spielt den Ball schmunzelnd an Elke-Annette Schmidt zurück und meinte: „Ich hoffe, dass ich 2030 all das als Rentner genießen kann, was Frau Schmidt uns eben aufgezählt hat. Und er sieht noch ein neues großes Hotel in Malchow, eine weitere Reha-Klinik, ein Gesundheitszentrum, aber keine Zwangsverwaltung. „Malchow hat eine gute und positive Zukunft.“

Das Schlusswort soll bei uns die Moderatorin Christine Kresse haben, die insbesondere an die gewählten Stadtvertreter appellierte: „Egal, wer Bürgermeister wird, arbeiten Sie nach der Wahl zusammen und nicht gegeneinander – für unsere Stadt, für unser schönes Malchow!“

KM6


Eine Antwort zu “Malchower lauschen gespannt ihren Kandidaten”

  1. eine schön ausgeglichene Darstellung des Abends…. ich muss fairerweise sagen, dass Herr Putzar seine „frauenfeindliche“ Bemerkung geäußert hat, nachdem er seine eigene Frau bis zum Himmel gelobt hat und die „bösen“ Worte fielen, um dem Lob einen scherzhaften Kontext zu geben. Ich habe eine Tonaufnahme von dem Abend und höre nur Gelächter.