35-Millionen-Investition in Waren – Derzeit nur ein Bahnsteig

25. August 2018

Reisende habe es am Bahnhof in Waren an der Müritz derzeit bei der Orientierung recht einfach, auch wenn das Bahngelände einer großen Baustelle ähnelt. „Wir sind Müritzer“ schaute sich aus gegebenem Anlass einmal um auf einer der größten Baustellen in der Region. „Wir liegen derzeit auch im Zeitplan“, sagte uns ein Sprecher der Deutschen Bahn AG in Berlin.
Alle Züge fahren inzwischen von einem Gleis und damit auch vom gleichen Bahnsteig ab. Und das ist der Bahnsteig 1, den man ohne Tunnel erreichen kann, wenn man von der Bahnhofsseite kommt. Allerdings darf man auch nicht zuviel Komfort erwarten.

Eine der Bahnhofsuhren ist kaputt, am Bahnhofsgebäude – das langsam alten Backstein-Charme wiedergewinnt – fehlt der Name der Stadt. Auch auf der Vorderseite kann man nichts von „Heilbad Waren“ lesen. Ein paar heraushängende Kabel künden von künftiger Lichtwerbung, aber unklar ist noch, welche.

Rund 35 Millionen Euro will die Deutsche Bahn bis Ende 2019 investieren. Die Auswirkungen sind schon ganz gut zu sehen. Zwei alte Bahnsteige sind schon fast komplett verschwunden, vom Bahnsteigdach stehen nur noch die Stützen. Die Ausgänge der verglasten, aber schmutzigen alten Tunneltreppen laufen ins Leere – nur noch über dem Gleis 1 verläuft eine Fahrleitung. Das ganze Netz an Bahnstromleitungen, das sonst den Bahnhof überspannte, ist abgebaut. Masten und anderes Baumaterial liegen herum.

Der alte, halb legale Parkplatz am Güterboden wird von Baufahrzeugen genutzt und blockiert – wenn man den Materialbedarf sieht, kann man ahnen, dass die Bauzeit noch mindestens 15 Monate andauern wird. Auch auf den Fahrplan haben die Bauarbeiten unmittelbaren Einfluss: Da nur ein Gleis für Elektroloks zur Verfügung steht, halten an den jeweiligen
Bahnhofsseiten im Norden und Süden regelmäßig Züge. Sie warten darauf, dass der entgegenkommende Zug erst ausfährt, damit der nächste Zug am gleichen Bahnsteig halten kann.

Doch obwohl alles etwas ungeordnet aussieht, läuft der Bauplan derzeit nach Plan. Unmengen an Schotter, Sand und anderen Dingen sind abzufahren und auszutauschen. Die Arbeiten kommen auch heimischen Firmen zugute: Baufirmen haben Bagger verliehen oder fahren Baustoffe an und ab, die Arbeiter gehen in Kantinen essen, Fahrzeuge tanken ihren vielen Diesel in der Region. Beton wird für Fundamente und andere Dinge geliefert.

Auch auf die Radfahrer haben die Bauarbeiten bereits Einfluss: Nach dem Fällen der nicht gerade mehr ansehnlichen Pappeln wird der Radweg auf der Bahnhofsseite Richtung alte Post komplett erneuert. Da dies aber einer der am stärksten genutzten Rad- und Gehwege Warens ist, haben die Radler schon eine Alternative gefunden: Sie nutzen den Parkplatz hinter der früheren Werkstatt von Radio Friedrich und überqueren schlicht die Wiese am See unter der Herrenseebrücke.

Doch auch die Stadt Waren will ja noch an die Bahnumbauarbeiten „andocken.“ Für mehr als vier Millionen Euro sollen behindertengerechte Zugänge zum dann auch erneuerten Bahnhofstunnel entstehen – auf der einen Seite mit Rampe, auf der anderen per Fahrstuhl.


3 Antworten zu “35-Millionen-Investition in Waren – Derzeit nur ein Bahnsteig”

  1. N sagt:

    Schön das der Bahnhof umfangreich saniert wird.Aber es stellt sich die Frage warum werden diese Unmengen an Schotter u. Sand u. alten Bahnschwellen alle per Lkw abtransportiert?!Warum wird dies nicht mit Wagons u.ganzen Zügen abgefahren?Ebenfalls muss auch der neue Baustoff geliefert werden,alles per Lkw.DerUmwelt zu liebe.Waren ist auch Kurstadt aber ein paar LKW mehr machen ja nichts?!Lärm,Umweltbelastung, Stassenschädenen etc: Hauptsache die Fahrer tanken auch in Waren?
    Ach so,ich vergass es liegt nur ein Gleis in Waren.Arme Bahn!!!!

  2. Ellimar sagt:

    Die Baustelle sieht vergleichsweise sehr aufgeräumt aus. Das ist ein gutes Aushängeschild für die Baufirma. Bauschutt und Restmaterialien sind soweit ausgebaut auch beräumt, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Die wiederverwendbaren Dinge sind separiert worden. Inzwischen scheint das Planum für die neuen Gleise und den Bahnsteig nivelliert zu werden. Dass man bei dem Bautempo nicht die kaputte, uralte Uhr repariert und nicht Heilbad-Schilder montiert, ist sicher normal. Wenn es so weitergeht, dann Daumen hoch.

    Nur einer kann uns ins Grübeln versetzen: Warum sagt die Aufsichtsperson, die heute noch anwesend war, Am Bahnsteig 1 fährt ein, der Regionalexpress aus…? Wo sonst? Und wie kommt man dort hin?

  3. Ellimar sagt:

    N,
    es liegen im Bf Waren noch Gleise, die zur Bauabwicklung benötigt werden.

    Bei vielen Baumaßnahmen werden Nebengleise dazu benutzt, um aus der Ferne per LKW angelieferte, tausende Tonnen Schotter und Schwellen auf Bahnwagen umzuladen, weil man das so zu den Gleisen bringt. Ein Umweltfrevel mit System: Die Bahn gibt Geld aus, welches ihr der Bund zur Erhaltung der Infrastruktur zur Verfügung stellt. Deshalb wird aus rechtlichen Gründen die Baumaßnahme, einschließlich Ver- und Entsorgung, ausgeschrieben. Der Billigste bekommt den Zuschlag. Straßentransport ist nun mal bei litauischen Fahrern auf runtergewirtschaften LKW mit polnischen Kennzeichen günstig, zumal für die Folgekosten nicht der Spediteur aufkommen muss. So werden bei Bauarbeiten häufig Nebenstraßen kaputt gefahren. Die Verantwortung übernimmt niemand gern, ohne oft endloses Hin und Her; weder der Auftraggeber, noch die beauftragte Baufirma, noch der Nachauftragnehmer, die Ver- oder Entsorgungsfirma, noch ein eilig hinzugezogener Spediteur mit seinen Leiharbeitskräften aus dem gerade billigsten EU-Land. Da bleiben Kommunen schon mal auf dem Schaden sitzen. Natürlich könnten Projektverantwortliche in die Ausschreibungsunterlagen aufnehmen, dass die Ver- und Entsorgung per Bahn erfolgen müssen. Dann stellt sich aber die Frage was dazu zählt. Möglicherweise reicht, das Umladen in einen anderen Bahnhof zu verlegen, mit längeren Transportwegen. Niemand will und kann das lückenlos kontrollieren. Andererseits stehen solche Ausschreibungsbedingungen dem Wirtschaftlichkeitsgebot beim Umgang mit öffentlichen Mitteln entgegen und werden deshalb gecancelt.
    Wir können uns gerne weiter ärgern. Die Bahn ist umweltfreundlich. Das hat sie mit vielen Slogans selbst festgelegt. Punkt.