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Bittere Pille: Warener Apotheke macht mit „Trauertag“ auf prekäre Situation aufmerksam

Schaufenster mit schwarzer Folie, auf der Scheibe Kreuze und Grabsteine, kein Licht im Innern und Personal komplett in Schwarz gekleidet: Es war ein trauriger, ja erschreckender Anblick, der sich Passanten der Warener Einkaufsstraße gestern bot. Und genau das war auch beabsichtigt. Zahlreiche Apotheken Deutschlands haben gestern mit einem „Apothekentrauertag“ auf ihre prekäre Lage aufmerksam gemacht – die Fontane-Apotheke in der Langen Straße in Waren beteiligte sich an der Aktion. „Viele Themen wie Klima- und Energiekrise erfahren in den Medien gerade große Aufmerksamkeit, dass es aber auch bei den Apotheken Fünf vor Zwölf ist, bleibt vielfach unbemerkt. Wir wollen mit unserer Teilnahme an der Aktion dazu beitragen, dass die Menschen erfahren, wie es um die Apotheken in unserem Land und damit auch um ihre Versorgung steht“, so Dörte Oberland, die die Fontane-Apotheke seit 2020 leitet. Und das, was sie erzählt, lässt manchen Kunden, die an diesem Tag trotz der düsteren Atmosphäre in ihre Apotheke kommen, beinahe das Blut in den Adern gefrieren.

Unter anderem leiden die Apotheken unter akutem Personalmangel, was allerdings auch mit den Bedingungen zusammenhängt. Denn obwohl die Fontane-Apotheke schon deutlich über Tarif zahlt – auf sämtliche Ausschreibungen gab es nicht eine Bewerbung. Noch mehr zahlen geht aber auch nicht, denn die Einnahmen der Apotheker sinken seit Jahren. „Viele gut ausgebildete junge Leute entscheiden sich deshalb lieber für Pharmaunternehmen oder Krankenhäuser. Dort müssen sie kaum Bereitschaftsdienste machen, können Familie und Arbeit gut einen Hut bringen und verdienen auch noch ordentlich“, beschreibt Dörte Oberland die Situation. Die Folge: Immer weniger Mitarbeiter in den Apotheken müssen immer mehr Arbeit stemmen.

Viele Medikamente derzeit nicht verfügbar

Ebenfalls gravierend: Für jede Packung eines rezeptpflichtigen Medikamentes müssen die Apotheken einen Abschlag an die Krankenkassen zahlen. Dieser Abschlag hat sich erhöht. Das Geld, was die Apotheken aber bekommen, ist seit rund zehn Jahren nicht mehr geworden. Und das habe zur Folge, dass die Apotheken alleine von der Ausgabe von Rezept-Medikamenten nicht mehr leben können. Sie bieten Zusatzleistungen an, um ihre Türen nicht endgültig schließen zu müssen. Nicht alle schaffen das. Alleine im ersten Halbjahr 2022 haben in Deutschland mehr als 230 Apotheken die „Segel gestrichen“. In der Müritz-Region gab es bislang keine Schließungen. Dörte Oberland hofft natürlich, dass das auch so bleibt, aber die Situation für die Häuser spitzt sich weiter zu.

Andere Auswirkungen der Apotheken-Krise bekommen die Müritzer aber schon seit langem zu spüren: Viele Medikamente gibt es nicht. Sie sind einfach nicht verfügbar. Das fängt beim Fiebersaft für Kinder an und hört bei Beta-Blockern, Blutdrucksenkern und Krebsmitteln längst noch nicht auf. „Wir versuchen, für unsere Patienten gute Lösungen zu finden und wenden dafür auch viel Zeit auf. Bezahlt wird das aber nicht. Auch auf unseren Mehraufwendungen während der Corona-Pandemie sind wir komplett sitzen geblieben“, berichtete Dörte Oberland. Einer aktuellen Untersuchung zufolge, sind in Deutschland derzeit etwa 300 Medikamente kaum oder gar nicht zu bekommen.

Die Ursachen für die Medikamentenengpässe seien vielfältig. So werden zahlreiche Arzneimittel beispielsweise in China und Indien hergestellt, durch die Pandemie seien dort aber auch häufig Betriebe komplett lahm gelegt worden. Exklusive Rabattverträge oder Im- und Exportgeschäfte mit Arzneimitteln würden ihr übriges tun.

„Das sind nur ein Teil der Probleme. Wir wollen die Menschen wachrütteln und hoffen, dass auch wir gehört werden“, so die Leiterin der Warener Fontane-Apotheke. Die Kunden, die gestern den Weg zu ihr und ihren Kollegen fanden, zeigten sich jedenfalls sehr interessiert, überrascht und auch schockiert.

Foto oben: Die Leiterin der Warener Fontane-Apotheke Dörte Oberland und ihre Kollegin Franziska Wittke empfingen ihre Kunden am gestrigen „Apothekentrauertag“ in einem Verkaufsraum ohne Licht und in schwarz gekleidet. Die Kunden zeigten sich interessiert und hatten Verständnis.

7 Gedanken zu „Bittere Pille: Warener Apotheke macht mit „Trauertag“ auf prekäre Situation aufmerksam“

  1. Hier rächt sich bei der Produktion von Arzneimitteln der vor vielen Jahren eingeschlagene Weg der Globalisierung als Allheilmittel der Wirtschaft. Das dieser Irrweg fatale Schwachstellen in sich birgt sollte längst Jedem aufgefallen sein. Nicht nur in der Medizin.
    Man muss ja nun nicht gleich in den absoluten Protektionismus verfallen. Dennoch sollte insbesondere die „heilige Kuh“ in Form der Europäischen Union endlich dazu übergehen, wichtige Zweige der Versorgung nicht permanent ins vermeintliche preiswerte Ausland wie Fernost auszulagern. Es gibt eben Bereiche die müssen im eigenem Land, der Europäischen Union und somit in eigener Hand verbleiben. Man bringt sich sonst in eine unumkehrbare Abhängigkeit. Sowohl von Krisenbedingten, als auch von politisch gewollten oder wirtschaftlich erzwungenen Einflüssen. Da sind noch nicht einmal Boykotts mit gemeint.
    Eine medizinische Versorgung insbesondere mit Medikamenten die am Tropf der gewinnorientierten Pharmaindustrie unter dem Diktat der Krankenkassen leidet, kann nur störanfällig und fehlerhaft sein sowie Schwachstellen bieten.

    Bezüglich Personalmangel sei empfohlen, neben einer langwierigen Ausbildung endlich auch einmal anzuerkennen, das Systemrelevante Berufe wie Apotheker zur Not auch subventioniert werden müssen.
    Wenn zudem sämtliche Berufszweige, besonders allen voran die mit Gewerkschaften, stets die Ersten sind, die nach massiven Lohnerhöhungen krächzen, werden andere Berufszweige schielendem Auge danach trachten, gleichziehen zu wollen. Die Berufszweige die weder Gewerkschaften hinter sich wissen noch auf Lobbyisten verweisen können die ihnen den Weg in eine angemessene Bezahlung ebnen können, bleiben somit auf der Strecke. Ergo tut sich eine Lohnschere auf die immer größer wird. Folgen sind, wie in diesem Fall der Apotheker, Umorientierung in die freie Wirtschaft oder Abwanderungen in besser bezahlte Bereiche.

    Bei allen geschilderten Problemen kann nicht auf die marktheilende Wirkung der Wirtschaft per Angebot und Nachfrage verwiesen werden. Es sind eindeutig Signale die es gilt, politisch zu lösen. Sollte dem Staat etwas an Situation gelegen sein, dann sollte er handeln. Ein Staat wird keine Wirtschaft betreiben, aber er kann und muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen und eben notfalls ändern wenn der Schuh klemmt.

  2. Wenn wir nicht bald handeln, liefert uns keine Versandapotheke das Medikament in der Nacht oder am Wochenende…… und was mach ich dann mit meinem kleinen Enkelkind? Dem Wespenstich? Der Urlauber mit seinem Sonnenbrand?

  3. „Viele gut ausgebildete junge Leute entscheiden sich deshalb lieber für Pharmaunternehmen oder Krankenhäuser. Dort müssen sie kaum Bereitschaftsdienste machen, können Familie und Arbeit gut einen Hut bringen und verdienen auch noch ordentlich“, beschreibt Dörte Oberland die Situation. Die Folge: Immer weniger Mitarbeiter in den Apotheken müssen immer mehr Arbeit stemmen.“

    In Krankenhäusern müssen sehr viele Beschäftigte im Schichtsystem arbeiten und das ist mit Familie auch nicht so einfach.
    Es mag ja Angestellte geben, die nicht oder selten im Schichtsystem arbeiten und vielleicht fallen auch die angesprochenen „gut ausgebildeten Leute“ darunter, von denen Frau Oberland spricht. Aber lieber ein Bereitschaftsdienst, als eine Nachtschicht.
    Aber im Schichtsystem und für Bereitschaft gibt es auch extra Geld, also wird es vielleicht auch ein bisschen an den Apotheken (der Apotheke) liegen.
    Sei es, weil man zu wenig Werbung gemacht hat (habe bis heute nicht gewusst, dass die Apotheke Bewerber so händeringend sucht) oder weil man vielleicht doch zu wenig zahlt. Also viel weniger zahlt, als eben vergleichbare Anstellungsverhältnisse.

    Dann muss ich auch sagen, dass wir vielleicht schon ein paar Apotheken zu viel in Deutschland und auch in Waren (Müritz) haben.
    230 Apotheken haben geschlossen.
    Das ist aber nicht so viel, wenn man bedenkt, dass es insgesamt in Deutschland 18.000 Apotheken gibt.
    Der Durchschnitt in der EU ist 32 Apotheken auf 100.000 Einwohner (3120 Einwohner pro Apotheke).
    In Deutschland ist der Durchschnitt bei nur 22 Apotheken auf 100.000 Einwohner (4500 Einwohner pro Apotheke)
    In Waren + Umgebung (sagen wir 30.000 Einwohner) müssten also für den Deutschland-Durchschnitt 6,6 Apotheken geben.

    Apotheke Waren/West beim Edeka/Netto
    Apotheke Hans-Beimler-Straße
    Apotheke Goethestraße (Feuerwehr)
    Apotheke am Bahnhof
    Apotheke am Kietz
    Apotheke in der Langen Straße
    Apotheke an Neuen Markt
    Apotheke Altstadtcenter (?)
    Apotheke am Papenberg

    Wenn ich die Liste richtig geführt habe, dann sind es 9 Apotheken in Waren.

    Und es sei auch nicht vergessen, dass in den letzten 10-20 Jahren der Online-Handel auch zugenommen hat.
    Auch das ist ein Grund für das Sterben von Apotheken.
    Es ist wie bei den Bäckern – Zeiten ändern sich. Das muss auch bei den Apothekern ankommen, auch wenn natürlich bestimmte Finanzierungsmethoden vielleicht wirklich angepasst werden müssen (Beträge ändern)
    Mit den Fachkräfteproblem sind sie auch nicht alleine, jede Branche kann da ein Lied von singen.

  4. Sicherlich ist der Fachkräftemangel auch in anderen Branchen ein Problem, aber von anderen Seiten hört man es dauernd in den Medien. Die Apotheken machen es kaum Publik und jammern nicht so, wie andere.

    Die Apotheke im Altstadt Center gibt es übrigens bereits seit einigen Jahren schon nicht mehr. @ Emil da gebe ich dir Recht, dass wir in Waren aktuell gut versorgt sind.
    Aber wollen wir nicht auch, dass es so bleibt?

    Wenn ich mal 80 bin, möchte ich meine Gesundheit in guten Händen wissen. Hilfe vor Ort erhalten. Meine Kinder und Enkel wohnen weit weg, da kann Ich nicht auf Unterstützung hoffen. Daher bin dankbar dafür, dass ich immer und schnell Hilfe von meiner Apotheke erhalte.

  5. Dafür ist aber nicht die Dichte der Apotheken entscheidend (Anzahl in der Stadt), sondern die Mitarbeiterzahl auf die Einwohner.
    Es wäre dann effizienter für alle, wenn zum Beispiel sich die Apotheke zusammenschließen und gemeinsam einen Medikamentenfahrdienst (Lieferdienst) einrichten und betreiben.
    Dann bekommt jeder, egal ob 40 oder 80 seine Medikamente nach Hause, auch wenn er/sie nicht mobil ist.

    Sind aber natürlich nur so Gedanken, wenn es mal wirklich schlecht um uns bestellt ist mit Apotheken.
    Bisher und auch momentan sind das ganz normale Probleme und wie geschrieben:
    Jede andere Branche hat auch die gleichen Probleme und muss sich auch Gedanken machen und kreativ sein in der zukünftigen Betriebsführung.
    Da werden die Apotheken keine Ausnahme sein.
    Nur immer zu jammern und so zu tun, als wäre es bei einem selbst am schlimmsten ist auch keine Antwort auf die Probleme.

    Das mit dem Abschlag und dem Geld zurück ist ein Problem, das natürlich politisch/gesetzlich gelöst werden muss.
    Aber den Rest muss sich der Apothekenbetreiber selbst annehmen und das geht auch, wenn man mal die Scheuklappen abnimmt.

  6. @Emil
    Ich finde gut, dass sich mit dem Thema auseinandergesetzt wird. Es sind allerdings einige Fakten, die falsch interpretiert oder alt sind.

    Der Notdienst ist „öffentliches Interesse“ und wird durch den Gesetzgeber vorgeschrieben. Das Gebiet wird in Notdienstkreisen aufgeteilt. Der Notdienst wird in der Apotheke mit 402,81€/24h vergütet (Info: ABDA – Arzneimittelbüro Deutscher Apotheker Verbände Stand Q3 2022). Das entspricht einem Stundenlohn inkl. dem „extra-Zuschlag“ von 16,76€/h. Das ist aber nur der theoretische Wert, da Strom, Heizung, Miete, Sozial- und Rentenversicherung usw. davon noch abgezogen werden müssen! Also nix Extra Geld, sondern eher Kosten, denn laut Tarifvertrag bekommt ein Pharmazie Ingeneur 18,97€/h ein angestellter Apotheker 22,38€/h. Nur diese beiden Berufsgruppen dürfen Nacht- und Notdienst machen, wobei der Pharmazieingeneur auch ein aussterbender Berufszweig ist.
    Weiterhin gibt es diese Vergütung aus einem Fond, den die Apotheker selbst aufgesetzt haben und diesen auch „befüttern“. Es gibt also kein Geld vom Staat oder „von oben“!
    Fazit: Notdienst rechnet sich also nicht, obwohl er politisch gewollt ist

    Die Versorgung durch Apotheken mag in Waren (Müritz) vielleicht gefühlt noch gegeben sein. Aber auch nur, weil die Apotheken am Limit arbeiten und stellenweise am Existenzminimum immer noch hochprofessionell arbeiten.
    Es gibt nur noch 8 Apotheken (AC hat seit Jahren schon zu). Es werden auch noch weniger werden.
    Im Jahr 2000 gab es 21.592 Apotheken in Deutschland. Im Jahr 2021 gab es 13718 Apotheken (und 4743 Filialen). Das ist ein Rückgang von 36%. (Zahlen: ADBA.de) Rechnerisch macht jeden Tag eine Apotheke zu.
    Nicht schlimm? In Berlin oder Hamburg vielleicht nicht, wo es im Umkreis vielleicht abgepuffert werden kann. In M-V ist es anders. Wir sind eine „Flächenland“. und haben 88 Notdienstkreise. In der Theorie sollte kein Patient weiter als 25 km fahren, um zu einer Apotheke zu gelangen. Wenn eine dieser Apotheken „zu macht“ kann man sich ausrechnen, dass es schnell mehr als 50km werden kann. Und nicht jede Apotheke hat alles vorrätig. Oft müssen eh mehrere Apotheken angefahren werden. Nicht selten kommen Patienten schon von mind. einer Apotheke, wo sie vorher waren.
    Bei vielen ist der Gang zur Apotheke die Chance überhaupt noch eine medizinische Versorgung zu bekommen, da Ärztemangel auch zu beklagen ist (kein Termin oder schlimmer noch kein Arzt!) Diese Versorgungslücke wird (noch) durch Apotheken geschlossen.
    Die Apothekendichte in Waren entspricht mit den o. g. errechneten 22 auf 100.000 EW dem Durchschnitt der Bundesrepublik, von M-V sind es 24 (Faktenblatt ABDA). Aber was sagt uns diese Zahl? Zum Vergleich: Der EU Durchschnitt ist 32. Okay, wir sind schlechter als der Durchschnitt. Jetzt aber mal zum Vergleich, wer ist denn alles besser als wir? Ungarn (23), Tschechische Republik (24), Kroatien (28)….und so weiter (https://www.abda.de/fileadmin/user_upload/assets/ZDF/ZDF21/ZDF_21_86_Apothekendichte_im_europaeischen_Vergleich.pdf)
    Wir, die von sich behaupten das beste Gesundheitssystem der Welt zu haben, sind auf Platz 20! von 27 in der EU!! Im unterem Drittel!!

    Nein, es ist nicht wie bei den Bäckern!
    Bäcker haben keine Versorgungspflicht.
    Bäcker müssen kein Zwangsrabatt an die Krankenkassen zahlen (24%! Vergütung: 8,35€ (seit 2013 unverändert) Abschlag 2,00€ (10/2022)).
    Bäcker müssen sich nicht an gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufspreisen und Einkaufspreisen halten.
    Bäcker müssen kein Notdienst machen.
    Bäcker müssen keine individuellen Herstellungen machen.
    Bäcker haben nicht die Bevölkerung kurzfristig mit Masken und Desinfektionsmittel in der Pandemie versorgt.
    Bäcker können keine fachliche Beratung machen, wenn der Arzt nicht da ist.
    Bäcker haben keine Arzneimittelinteraktionen und dadurch auftretende Komplikationen verhindert.
    Bäcker haben kein „Nummerus Klausus“ im Abi für Ihren Meister haben müssen um ihn zu lernen und nicht eines der schwersten Studiengänge Überhaupt absolviert und bestanden. Von 120 Studienbeginnern (wie gesagt, über Nummerus Klausus sind dies schon Top-Leute, im Abi gewesen) schaffen es 30! (entspricht 25%) bis zum Abschluß. Davon gehen die meisten nicht in die öffentliche Apotheke, da hier der Dank und die Vergütung auf deutsch gesagt „beschissen“ sind. In de Pandemie wurde für Pflegedienste, Helfer etc. geklatscht. Nach Monaten kam ein schmales Dankwort vom Minister, aber auch nur, weil er darauf hingewiesen wurde….Ich habe auch kein Klatschen erwartet. Das Klatschen hat den Pflegekräften auch kein besseren Lohn oder bessere Bedingungen eingebracht. Verändert hat sich nämlich nichts. Es ist fast ein Hohn gewesen, wenn man jetzt darauf zurück blickt.

    Ja, es gibt Fachkräftemangel. Es liegt aber nicht nur am Geld. Wir haben viele Stellenanzeigen zu laufen. Auch Scouts und Fachfirmen für Personalsuche. Für M-V (gesamt M-V) gab es 2022 EINE Person!! Selbst bei Übertariflicher Bezahlung und Sonderleistungen gibt es keine Fachleute! Ich denke nicht, dass Sie Fachpresse der Pharmazeuten lesen oder entsprechende Stellenmärkte (Apotheker-Kammer, StepStone, Indeed…überall!). Weiterhin kommt ein Phänomen dazu, welches work-life-Balance sich schimpft. :) komischerweise möchte die zukünftige Generation sich nicht aufopfern. Das verstehe ich auch total, denn nicht jeder ist so, dass er bis zu 90 h pro Woche sich abrackert um dann mit einem Bäcker verglichen zu werden. Das sind wirklich total Äpfel und Birnen vergleichen.
    (Ich habe den Vergleich der Bäcker hier nur aufgegriffen und weitergeführt. Bäcker haben auch einen schweren Stand, Fachkräftemangel, Fertigwaren-Kongurenz, Energiepreise etc. Ich bin froh über unsere Bäckervielfalt. Bestimmten Gebiete sind leider auch unterversorgt und es besteht Mangel!!!)

    Fakt ist, dass die Vergütung der Apotheken seit 2013 nicht geändert wurde. Jedes Jahr wird gefühlt bei Piloten und IG-Metall für höhere Löhne gestreikt und diese werden widerwillig angeglichen. Bei den Apotheken erfolgte nicht nur keine Angleichung oder Inflationsausgleich oder, oder, oder, sondern es gab zusätlich eine Verschlechterung in dem der Zwangsrabatt an die Krankenkassen erhöht wurde (von 21,19% auf 23,95%; Stand Okt 2022).
    Diese Sparmaßnahmen auf Rücken der Apotheken sind nicht mehr hinnehmbar. Es wird einige „Selbstverständliche Dienstleistungen“ in Zukunft nicht mehr geben, die natürlich die Schwächsten in der Gemeinschaft treffen werden. Kostenloses Botendienst (Kosten für die Apotheke: ~3-5€/Kunde), kostenlose „Umschau“/Zeitungen in der Apotheke (Kosten für die Apotheke: ~0,60€/Kunde), Notdienste, Mitgaben (Taschentücher, Tee, Schokolade, Spielzeug (Kosten für die Apotheke: ~0,22-1,00€/Kunde))

    Falls doch jemand sich für diesen schönen Job (trotz der derzeitigen Schwierigkeiten) interessiert oder jemanden kennt, kann die Person sich gerne melden unter job@ratsapotheke-teterow.de oder eine Bewerbung in der Rats-Apotheke in Teterow (oder in der Fontane Apotheke Waren) abgeben. Wir bilden auch aus: PTA, PKA und unterstützen auch Fortbildungen für Fachberufsgruppen (wir sind Ausbildungs-Apotheke der AMK).

  7. Schön geschrieben und da muss ich auch nichts zu schreiben.

    Die Probleme sind natürlich vielfältig und eine Erhöhung von Pauschalen, Löhnen etc. muss natürlich regelmäßig vorgenommen werden und natürlich innerhalb von 9 Jahren erst Recht. Für mich auch unverständlich, warum Bund und Länder die Anzahl der Studienplätze bei Medizin und Pharmazie nicht erhöhen. Der Numerus Clausus ist ja der Nachweis, dass sehr viele studieren wollen und der Fachkräftemangel der Nachweis, dass Studierte fehlen.
    Das ist seit Jahren ein Kernproblem in diesen Bereichen.

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