Die Zukunft der Mobilität – ein kurzer Ausblick

2. Oktober 2020

Kaum ein Bereich ist derzeit so großen Veränderungen unterworfen wie die Mobilität. Das gilt auch, aber längst nicht nur, in Mecklenburg-Vorpommern. Die Gründe liegen auf der Hand: Der Verkehrssektor gilt als einer der größten Treiber des Klimawandels überhaupt. Mit Nachdruck wird daher nach Lösungen gesucht, welche das Klima und die Umwelt schonen, dennoch aber die notwendigen Anforderungen an die Mobilität wie Flexibilität oder Komfort erfüllen.

Die Tragweite der Problematik wird durch einen Blick auf die aktuellen Zahlen deutlich. Demnach wird rund ein Fünftel des CO2-Ausstoßes in Deutschland durch den Verkehr verursacht. Rund 96 Prozent davon gehen zu Lasten der Pkw und Lkw auf den Straßen und somit auch zu großen Teilen auf deren Privatnutzung. Um das Klima zu stabilisieren, liegt eine große Aufgabe also auch darin, klimafreundlichere Alternativen für die Mobilität zu finden. Das Ziel ist klar: Bis zum Jahr 2050 soll der CO2-Ausstoß in Deutschland (fast) vollständig vermieden werden. Das jedenfalls hat die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzplan 2050 beschlossen. Auch der Verkehr ist somit ein großes Thema. Seine Treibhausgasemissionen sollen bis zum Jahr 2030 um mindestens 40 Prozent reduziert werden – Vergleichsgrundlage bildet hierfür das Jahr 1990. Die Zeit, um neue Lösungen für die Mobilität zu finden, drängt also. Somit steht jedes Bundesland vor der Herausforderung, seine Mobilität neu zu denken und entsprechend zu konzipieren.

Der Status quo in Mecklenburg-Vorpommern

Auch in Mecklenburg-Vorpommern finden daher seit einigen Jahren grundlegende Veränderungen rund um das Thema der Mobilität statt. Hierfür wurde der sogenannte Integrierte Landesverkehrsplan entworfen, der das Mobilitätskonzept der Landesregierung für die nächsten Jahre definiert. Berücksichtigt werden dabei längst nicht nur die PKW und LKW als hauptsächliche Treiber, sondern auch die öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn oder das Fahrrad. Schließlich bieten sie zahlreiche Potenziale, um den Verkehr klimafreundlicher zu gestalten. Der Wandel in der Mobilität bedarf also ganzheitlicher Konzepte, um den Menschen ausreichend klimafreundliche Optionen zu offerieren, sodass jeder eine passende Alternative für den eigenen Bedarf findet. Nur dann ist ein grundlegender Wandel im Verkehr (schon in naher Zukunft) denkbar. Aus diesem Grund sieht der Integrierte Landesverkehrsplan die Verknüpfung und Kombination unterschiedlicher Transportmittel vor und liefert zugleich konkrete Handlungsempfehlungen. Erste Pilotprojekte wurden bereits gestartet, beispielsweise das Bürgerbus-System ELLI und IAV.

Neue Ideen für alte Probleme

Dieses Beispiel macht auch deutlich, dass die Suche nach innovativen Ideen auf Hochdruck läuft, um die Mobilität klimafreundlicher zu gestalten. Dass Autos, LKW, Flugzeuge & Co große Klimasünder sind, ist schließlich keine neue Information, sondern bereits seit langer Zeit bekannt. Dennoch wurde bislang nicht mit (ausreichend) Nachdruck nach Alternativen gesucht. Nun, angesichts der steigenden Klimaproblematik und des Klimaschutzplans der Bundesregierung, verändert sich die Situation. Längst nicht nur in der Müritz-Region werden daher in regelmäßigen Abständen neue Mobilitätskonzepte ausgetestet. Dass es gerade jetzt so viele neue Ideen zu geben scheint, hängt aber auch mit dem technologischen Fortschritt zusammen. Denn Apps, vernetzte Fahrzeuge, E-Busse und viele neue Entwicklungen bieten derzeit sowie in naher Zukunft auch ganz neue Möglichkeiten, um die Mobilität zu gestalten.

Mit dem E-Bus ist ein wichtiges Stichwort gefallen. Denn viele Menschen sehen vor allem in der Elektromobilität die Lösung für die Zukunft, um den Verkehr umweltfreundlich(er) zu gestalten. Das gilt längst nicht nur für den öffentlichen Nahverkehr, sondern natürlich vor allem für den Privatgebrauch. Mit der stetigen Verbesserung der Elektroautos nehmen diese nämlich immer mehr Einzug in das ganz normale Stadtbild. Über 860.000 Elektrofahrzeuge gibt es aktuell in Mecklenburg-Vorpommern – Tendenz steigend. Auch die Landesregierung sieht einen wichtigen Baustein für die Mobilitätswende in der Elektromobilität. Die Maßnahmen zeigen bereits erste Wirkung, denn die Zahl an Diesel-Autos auf den Straßen von Mecklenburg-Vorpommern nimmt merklich ab, während immer mehr alternative Technologien zu sehen sind.

Neben E-Autos handelt es sich dabei beispielsweise um Fahrzeuge mit Hybridmotoren oder Erd- beziehungsweise Flüssiggas. Die Elektromobilität wird somit auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, ist jedoch kein Konzept ohne Probleme. Denn die Produktion der Batteriezellen ist energieaufwändig und somit ist die CO2-Bilanz von Elektroautos unterm Strich oft nicht besser, manchmal sogar schlechter als jene von Autos mit Verbrennungsmotoren. Es muss somit stets der gesamte Lebenszyklus des Fahrzeugs betrachtet werden. Hinzu kommen Probleme wie kurze Reichweiten, steigende Strompreise, ein Mangel an Ladesäulen sowie hohe Anschaffungspreise.

Alternative Konzepte für die Mobilität

Viele dieser Probleme der Elektromobilität könnten durch den technologischen Fortschritt in den kommenden Jahren gelöst werden, beispielsweise jenes der Reichweite. Verbreitet sich das E-Auto jedoch zu schnell, wird eine lokale Netzüberlastung befürchtet. Es stellt somit tatsächlich nur einen Baustein dar, wenn nach einer Lösung für die Mobilitätswende gesucht wird. Ziel ist stattdessen, die Mobilität grundlegend neu zu denken. Es gilt also nicht nur, bereits Dagewesenes zu ersetzen, beispielsweise den Verbrennungsmotor durch klimafreundliche Alternativen. Stattdessen sollen ganz neue Konzepte entwickelt werden. Denn der Klimaschutz ist nicht das einzige Problem, das in diesem Zuge gelöst werden könnte. Auch alltägliche Themen wie das Stehen im Stau auf dem Weg zur Arbeit, die geringe zeitliche Flexibilität der öffentlichen Verkehrsmittel, die Frage der Sicherheit für Fahrradfahrer und viele weitere könnten dadurch optimiert werden.

An Ideen, um die Mobilität grundlegend neu zu gestalten, mangelt es jedenfalls nicht. Solche alternativen Konzepte, die weit über die Elektromobilität hinausgehen, sind zum Beispiel:

  • Förderung von Fahrrad- und Fußverkehr durch Maßnahmen wie mehr Rad(schnell)wege oder Abstellplätze, mehr Platz für Fußgänger, eine bessere Ausschilderung & Co.
  • Die intelligente Vernetzung von Verkehr durch Konzepte wie das Carsharing, Apps oder ein verständlicheres Tarifsystem, um die Kombi-Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel zu fördern.
  • Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn durch mehr Haltestellen, zusätzliche Direkt- und Expressverbindungen, bessere Fahrzeiten und eine optimierte Servicequalität.
  • Ökologische(re) Lenkung des privaten PKW-Verkehrs durch bessere Parkraumbewirtschaftung, niedrigere Regelgeschwindigkeiten sowie ein Tempolimit auf den Autobahnen.

Diese sind nur einige von vielen Ideen. Doch sie wurden auch in Mecklenburg-Vorpommern bereits teilweise ausgetestet beziehungsweise eingeführt, wie das erwähnte Beispiel des Bürgerbus-Systems beweist. Jede dieser Ideen kann natürlich weitergesponnen oder ergänzt werden. So probieren sich beispielsweise immer mehr Gemeinden in Deutschland an einem kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Ein Konzept, das neben dem Umweltaspekt schließlich noch weitere Vorteile mit sich bringt. Es macht aber zugleich deutlich, dass jedes Konzept auch spezifische Nachteile hat und eine Akzeptanz neuer Ideen durch die Bevölkerung nicht garantiert ist. Die Mobilitätswende ist derzeit sowie in den kommenden Jahren daher zu großen Teilen auch eine Art von „Trial-and-Error“-Prinzip.

Fazit und Ausblick

Fakt ist, dass die Mobilität sprichwörtlich in Bewegung ist und sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern wird. Eine Entwicklung, die auf zwei Ebenen stattfindet: Einerseits werden gängige Konzepte klimafreundlicher gestaltet, beispielsweise der private PKW-Verkehr durch die Einführung von Alternativen wie der Elektromobilität. Andererseits wird es ganz neue Konzepte geben, wie Mobilität besser gestaltet werden kann. Neben dem Klimawandel gilt es schließlich noch weitere Probleme zu lösen, beispielsweise die Überlastung der Straßen – vor allem in Großstädten – oder die geringe Akzeptanz des öffentlichen Nahverkehrs.

An Ideen jedenfalls mangelt es nicht, allerdings bringt ihre Umsetzung oft nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile mit sich. Die eine Lösung wird es daher nicht geben, sondern es braucht ein Gesamtkonzept, bei dem mehrere Maßnahmen wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen. Nur dann kann die Mobilitätswende wie geplant bis zum Jahr 2030 beziehungsweise 2050 funktionieren. Es ist somit zu erwarten, dass es in den kommenden Jahren viele Neuerungen im Bereich der Mobilität geben wird, von kleinen Veränderungen wie besseren Fahrradwegen bis hin zu großen Innovationen wie autonomen E-Autos. Doch nicht alle dieser Konzepte werden sich durchsetzen. Somit bleibt es spannend, wie die Mobilität in Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland sowie weltweit in wenigen Jahrzehnten aussehen wird.


2 Antworten zu “Die Zukunft der Mobilität – ein kurzer Ausblick”

  1. TM sagt:

    Der Artikel enthält leider Mißverständnisse und überholte Informationen. Inzwischen wurde in aktuelleren Studien (z.B. ADAC) belegt, dass die CO2-Bilanz von batterieelektrischen Autos nicht schlechter ist, als die von Verbrennern. Ältere Studien unterstellten z.B., dass Elektroautos mit dem deutschen Strommix geladen werden, aber ich kenne niemanden, der sein Elektroauto mit Atomstrom laden würde. Öffentliche Ladesäulen arbeiten auch fast ausschließlich mit Ökostrom.

    Eine Überlastung des Stromnetzes durch Elektroautos ist nicht zu befürchten, denn Elektroautos laden überwiegend über Nacht im heimischen Carport mit haushaltsüblichen Leistungen, wie sie auch eine Waschmaschine oder ein Elektroherd braucht (typisch bis zu 16 A bzw. 3,6 kW). Sollten mehrere Fahrzeuge an einem Ort (z.B. Tiefgarage) laden wollen, gibt es technische Einrichtungen, die Last zeitlich zu verteilen (Lastmanagement, load balancing). Davon abgesehen, wird ständig ein Überangebot an Elektroenergie erzeugt.

    Unabhängig von der Art des Antriebs sollte es nicht das Ziel sein, alte Autos durch neue zu ersetzen, sondern die Städte wieder lebenswerter zu machen und den Kraftfahrzeugverkehr zu reduzieren. Fahrrad und ÖPNV sollten das Ziel sein.

    Mir ist aber auch klar, dass man ohne Auto auf dem Dorf schlecht leben kann. Ein engmaschiger ÖPNV auf dem Lande ist einfach illusorisch. Da wären (Moblifunkempfang vorausgesetzt) Rufbuskonzepte ein Weg.

    Es bleibt spannend und es hängt in erster Linie von jedem selbst ab, was er bereit oder in der Lage ist, zu tun. Manchmal reicht es schon, kurze Wege im Ort zu Fuß oder per Rad zu erledigen.

  2. TM sagt:

    Nachtrag: Es gibt natürlich auch keine 860.000 Elektrofahrzeuge in MV. Lt. BKA sind es 1.003