Diskussionen um Idee für Jugendpavillons oder wie die Warener SPD sich später selbst widerspricht
Schnur 2.0 oder wie sich eine junge Warenerin für die Jugendlichen in ihrer Stadt einsetzt: Es geht um einen Antrag der FDP/MUG-Fraktion auf der letzten Stadtvertretersitzung. Die Politiker wollen den Bürgermeister beauftragen, zu überprüfen, was der Aufbau und die Herstellung von zehn Holzpavillons als Treffpunkt für junge Müritzer auf städtischen Flächen kosten – inklusive WLAN und Handyladestationen. Außerdem soll die Errichtung von weiteren Treffpunkten für Lagerfeuer, Chillen und Abhängen für die Heranwachsenden gecheckt werden. Um es vorweg zu nehmen – der Antrag wurde nicht abgelehnt, sondern in die Ausschüsse zur Diskussion verwiesen. Das ist sicher auch Klara Schnur zu verdanken, die ihren ersten Auftritt in der im Sommer neu gewählten Stadtvertretung hatte und die Idee selbstbewusst verteidigte. Klara, Tochter des Stadtpräsidenten Toralf Schnur, ist mit ihren 19 Jahren mit Abstand die jüngste Stadtvertreterin und muss sich im Parlament gegen – mit Verlaub – zumeist Männer und Frauen im gesetzteren Alter behaupten. Und wohl auch gegen Angriffe der SPD, die später auf Facebook liefen.
„Es gibt in Waren einige Orte, an denen sich Jugendliche treffen. Beispielsweise auf dem Nesselberg. Doch dort sind sie Wind und Wetter ausgesetzt, und auch die Anwohner fühlen sich gestört. Jugendliche und junge Erwachsene brauchen aber Orte, an denen sie zusammen sind und Gemeinschaft erleben, unabhängig von Erwachsenen. Es geht um private Räume, ohne pädagogische Aufsicht“, so die junge Politikerin.
Doch der Antrag der FDP/MUG-Fraktion fand nicht nur Befürworter. Martin Brümmer, Chef der SPD/Grüne-Fraktion merkte an, dass er Orte mit Feuerstellen in Waren für fast unmöglich hält. Henning Muske von der CDU hielte dagegen, denn in Malchow gebe es solche Orte mit Feuerstellen auch – ohne Vorfälle. Sylvia Hänsel, einst Direktorin der Regionalen Schule Waren/West und jetzt im Ruhestand sowie Stadtvertreterin für die Linken, sieht zehn Pavillons kritisch und möchte die Jugendlichen der Stadt gerne mit in die Diskussion einbeziehen.
Dem Vorschlag der Linken, doch die Angebote in den beiden Jugendzentren auszubauen, widersprach Klara Schnur vehement. „Es geht doch gerade um etwas ältere Jugendliche und Heranwachsende, die sich nicht immer unter Aufsicht treffen wollen, sie möchten unabhängig sein, was auch gut ist. Es hat nicht jeder das Privileg eines eigenen Gartens. Deshalb sind öffentliche Orte wichtig. Damit sollten wir auch nicht wieder so lange warten“, sagte die FDP-Stadtvertreterin, die übrigens vor der Sitzung extra von ihrem Studienort Greifswald anreiste und zu später Stunde wieder zurück fuhr.
Auf Antrag des CDU-Abgeordneten Sven Breuer beschäftigen sich jetzt verschiedene Ausschüsse mit diesem Thema und sicherlich auch mit dem Vorschlag von Nadine Julitz (SPD), zu prüfen, ob derartige Maßnahmen gefördert werden könnten.
WLAN oder nicht, das ist bei der SPD die Frage
Doch nach dem Beschluss ging’s weiter mit der Diskussion. Nicht im Bürgersaal, sondern auf Facebook. Die SPD Waren kommentiert dort hin und wieder, teilt Aufrufe zur Wahl von Bundeskanzler Scholz oder schimpft auch mal auf andere. Mit gerade mal aktuell 47 Followern ein sehr kleiner, unbedeutender Account.
Dort veröffentlichten die Warener Sozialdemokraten nach dem Beschluss in der Stadtvertretung unter der Überschrift „Statt Orte zum Surfen brauchen Jugendliche Platz zum Wachsen“ einen – sagen wir mal – etwas abfälligen Beitrag über den FDP/MUG-Antrag:
„Mit weißen Kästchen und einer Antenne präsentiert die FDP/MUG-Fraktion ihre Idee von WLAN-Pavillons für Jugendliche. Doch es fehlt jegliche Grundlage, die zeigt, ob derartig ausgestattete Treffpunkte tatsächlich gebraucht oder genutzt würden. Keine Untersuchung, keine Daten – nur Symbolpolitik, die wohl eher aus einem Wahlprogramm stammt. Jetzt soll die Stadtverwaltung teure Analysen durchführen, obwohl Waren gerade vor großen finanziellen Herausforderungen steht. Teure Pavillons mit kostenlosem WLAN, regelmäßiger Reinigung und Stromversorgung verursachen hohe laufende Kosten – weit mehr, als unsere Stadt tragen kann. Gleichzeitig wird keine echte Perspektive für Jugendliche geschaffen. Heutzutage sind Datenvolumen günstig und mobile Geräte weit verbreitet – warum also diese Inszenierung? Die Idee, Pavillons als Orte der Begegnung zu ermöglichen ist grundsätzlich zu begrüßen, aber der beantragte Umfang unverhältnismäßig“, so die SPD Waren Müritz. Sie verweist dann noch darauf, dass die SPD/Grünen-Fraktion für nachhaltige, sinnhafte Lösungen, die Jugendlichen wirklich helfen – und keine leeren Versprechungen stehe. Nun ja, wir haben halt Wahlkampf.
Apropos Wahlkampf: Mit ihren Ausführungen, dass die Jugendlichen kein WLAN brauchen, weil Datenvolumen günstig ist, haben die Schreiber wohl ihr eigenes Wahlprogramm aus dem Sommer vergessen. Denn dort steht geschrieben: “ Um Waren (Müritz) als modernen Kurort attraktiver zu gestalten, erweitern wir die digitale Infrastruktur. Durch den Aufbau eines WLAN-Netzes in öffentlichen Bereichen und an touristischen Hotspots können Gäste und Einwohner ihre Erlebnisse sofort teilen, was die Online-Präsenz des Ortes erhöht.“ Aha. WLAN für Touristen und Einwohner, aber Jugendliche brauchen es nicht…
Auch bleiben die Warener Sozialdemokraten eine Erklärung dafür schuldig, warum die Untersuchung „teure Analysen“ sein sollen. Dafür braucht es kein externes kostspieliges Planungsbüro, das können die Mitarbeiter der Verwaltung sicher selbst erledigen.
Wie dem auch sei, die Pavillon-Idee ist noch nicht vom Tisch, wird jetzt in den Ausschüssen besprochen und dann sicherlich noch einmal in der Stadtvertretersitzung diskutiert.
Na klar,einen Ort ohne Aufsicht um zu kiffen,sich zu prügeln,alles zu zerstören,zu lärmen,Graffiti“kunst“ zu schaffen und zu testen was aus den mitgebrachten Boxen rauszuholen ist…
Kann jeden Tag/Abend am Sammelplatz für groben Unfug hinter dem Stauffenbergplatz live betrachtet werden.
Und dann gleich 10 neue solcher Treffpunkte sind auch ganz wichtig.Vor allem mit WLAN um kostenlos Musik und Videos aller Art zu downloaden was zuhause sicherlich nicht gestattet wird…die Musik wird dann direkt über die Schulter gehängt und das gesamte Umfeld mit jedem Schei…zu beschallen.
Man hat angeblich kein Geld für die Herstellung der Brücke an der Feisneck und nun die nächste Idee. Einfallen würde mir auch einiges, aber man sollte doch das Vorhandene erstmal wieder herstellen. Früher hatten wir an der Feisneck sogar einen Sprungturm und eine Rutsche und jetzt?
„Alles ist so geregelt bzw. nicht geregelt und wird so lange diskutiert, zerredet, hin- und hergeschoben, bis es im Ergebnis nicht funktioniert.“ hochrangiger Politiker in MSE
WLAN und Lademöglichkeiten?
Oh man, wie haben wir nur damals unsere Jugend ohne den Mist überleben können?
Endlich mal eine gute Idee und dann wird das von den ewig gestrigen zerredet. Übrigens ich bin 76 Jahre alt und bin froh, dass eine junge Politikerin neue und gute Ideen, die auch bezahlbar sind, auf den Tisch legt.
Grundsätzlich eine tolle Idee. Die Befürchtung, dass einige Jugendlichen dies nicht wertschätzen und alles kaputt machen, beschmieren, Müll hinterlassen usw., sind natürlich schon nachvollziehbar.
Es gibt aber bestimmt auch genug junge Leute, die sich über diese Orte freuen und deshalb hoffentlich achten und sich ordentlich benehmen….
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Schaut Euch mal am Stüde (Werder Weg) in den Frühlings – und Sommermonaten um.
Samstag abends ist dort Party angesagt. Wenn ich dann am Sonntag meinen Spaziergang mache ist das Resultat zu sehen.
Leeren Pizzakartons, Essensreste, kaputte Flaschen. Kann der Stadtbauhof dann am Montag wieder wegräumen. Und das in
schöner Regelmäßigkeit. Diejenigen, die in unmittelbarer Umgebung wohnen, freut Euch schon einmal.
Marc, wie kann man nur so engstirnig sein.
Was ich selber denk und tu, trau ich auch der Jugend zu?
So und nicht anders kann man sich die kritischen Beiträge zur Prüfung von Standorten für Jugendliche.
Beeindruckend ist für mich jedoch, dass es eben nicht die Jugendlichen sind, sondern regelmäßig die Erwachsenen,
– die Straftaten begehen,
– die Sachbeschädigungen vornehmen,
– die betrunken Auto fahren,
– die Waschmaschinen und Elektrogeräte in Wälder schmeißen,
– die ihren Grünschnitt auf Felder kippen,
– die Reifen neben Abfallbehälter stellen,
– die Plastikmüll einfach aus den Autos werfen,
– die Batterien an den Straßenrand stellen,
usw.
Wer die Jugend stets herabsetzt und ihr jede Chance auf eine freie Entwicklung nimmt, der sollte wissen, dass es unsere Kinder sind, die wir als Gesellschaft, wir als Eltern zu dem gemacht haben, was sie sind. Es sind unsere Kinder! Wir tun ja alle so, als wären die heutigen Erwachsenen alle mit Engelsflügeln auf die Welt gekommen.
Ja es wird Probleme geben, na und? Wenn wir nichts anfangen, weil etwas passieren könnte, dann können wir gleich aufhören. Ich habe Bock auf Fortschritt und Schluss mit dem Stillstand.
Unsere Jugend braucht nicht die ständige Hätschel- und Kuschelromatik mit hunderten Sozialpädagogen an ihrer Seite.
Die Jugend braucht ihre Freiheit und wir werden alles daran setzen, dass die Jugend diese Freiheit bekommt.
Die Diskussion ist in Ordnung. Es gibt Für und Wider. Klar sollen sich die Jugendlichen treffen und auch mit Regenschutz. Dass das auch die anzieht, die die Anwohner mit Gegröle und Böllern terrorissieren und die Stellen vermüllen, wie Warener Jung zurecht anmerkt, sollte niemand dümmlich wegreden. Es gehört zur Abwägung. Die, die das tun, tun es sowieso. Vielleicht sind die Orte so eine Art Swiffer, ein Dreckmagnet. Der Stadtbauhof hätte weniger Arbeit, wenn er schon weiß, wo es so aussieht. Die Touristen hätten auch was davon, zum Beispiel sauberere Badestrände. Der Energieeinsatz für den WLAN Hotspot dürfte dagegen günstig sein. Baulich schlage ich vor, die Pavillions aus hochfestem Beton in einem Stück gießen zu lassen, mit einem Panzertürchen, hinter dem sich gut umschlossen der WLAN Hotspot befindet. Ich will nicht, dass wir jedes Jahr alles neu bezahlen müssen. Diese Objekte müssen so angeordnet werden, dass sie, bald mit Hansa-Klebeband umwickelt und kunterbunt besprüht, die Ästhetik des Stadtbilds und der Natur nicht allzusehr stören. Also viel unter einen Hut zu bekommen. Wenn sich Fräulein Schnur diese ganzen Hürden wegräumt, bin ich voll dafür.