Ex-Warener fertigt riesiges „Gestütztes Holzkreuz“ an

26. August 2018

Fast zwei Jahre hat es gedauert, aber nun ist die Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen bei Neubrandenburg wieder komplett. Das Gelände, auf dem nach 1945 auch viele Menschen aus der Müritz-Region unschuldig eingesperrt waren, wird am 1. September wieder ins öffentliche Licht rücken – und dafür wurde jetzt das „Gestützte Kreuz“ neu aufgestellt.
In Fünfeichen waren unter anderem Jugendliche aus Malchow und Penzlin zwischen 1945 und 1948 eingesperrt, an deren Schicksal auch eine Stele an der ehemaligen Kreisverwaltung am Warener Kietz erinnert. Mit einer Gedenkveranstaltung wird am 1. September an die Schließung des „Speziallagers Nr.9“ des sowjetischen Geheimdienstes NKWD vor genau 70 Jahren in Fünfeichen erinnert.

Fast zwei Jahre dauerte die Neuanfertigung des überdimensionalen Holzkreuzes, an der ein Mann, der aus Waren stammt, den größten Anteil hat: Der Holzgestalter Uwe Grimm. Seine Werkstatt liegt in Groß Wokern bei Teterow. „Das war eine komplizierte Sache“, erläutert Grimm. Das Kreuz ist rund elf Meter lang, fast sechs Meter breit und besteht aus gerade gewachsenen, massiven Eichenstämmen. Für eine innere Bearbeitung gibt es keine passenden Maschinen.

Die Suche nach geeigneten Eichen dauerte Monate. Eine Eiche, die die Stadt Neubrandenburg spendierte, entpuppte sich als nicht gerade genug für den Hauptbalken. So musste vor wenigen Monaten eine neue Eiche aus dem Wald bei Burg Schlitz geholt werden.

„Wir haben das Hauptteil aufgetrennt, ausgehöhlt, eine Metallhülse eingezogen und dann zusammengesetzt“, beschreibt es der Fachmann. So kann der Stamm innen belüftet werden und auch weiter „arbeiten“. Das verhindere, dass das neue „Gestützte Holzkreuz“ wieder morsch wird wie das Vorgängerexemplar, das deshalb abgenommen werden musste.

Auch die Aufstellung in dieser Woche war nicht „von Pappe.“ Fast vier Stunden brauchten die Fachleute und ein großer Kran. Der Kran musste die etwa sieben Tonnen schwere Konstruktion passgenau anheben. Sie hat an der Seite aber ein Edelstahlrohr als „Stütze“, was für ein Ungleichgewicht sorgte.

Fünfeichen wurde ab 1939 das erste Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht für Mecklenburg und Pommern. Bis 1945 waren rund 120 000 Kriegsgefangene, vor allem Rotarmisten, eingesperrt. Fast 6000 Menschen aus vielen Nationen starben dort.

Nach 1945 richtete der Sowjet-Geheimdienst NKWD in ganz Ostdeutschland, wie in Sachsenhausen, Buchenwald und eben in Fünfeichen „Speziallager“ ein. Fünfeichen als „Nr.9“ war das Gefangenenlager für rund 15 000 Deutsche, die zu einem großen Teil unschuldig interniert waren.

Durch Hinrichtung, Krankheiten und Hunger starben etwa 5000 Internierte von ihnen. Einige musste auch in Arbeitslager nach Sibirien. Alle Überlebenden hatten später dasselbe Schicksal: Sie durften bis 1990 nicht darüber sprechen. Seither widmet sich die AG Fünfeichen der Aufarbeitung dieser Schicksale.
Die Gedenkveranstaltung beginnt am 1. September um 10 Uhr.


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