Fast 1000 Tonnen Stahl rutschen: Bahn-Brücke in Demmin über Peene geschoben

Wie bugsiert man eine 770 Tonnen schwere und 84 Meter lange Stahlbrücke für eine Bahnstrecke über einen Fluss? So ähnlich, wie die Stahlkonstruktion der A19-Brücke vor einigen Monaten über den Petersdorfer See – mit Rollwagen und Zugseilen (WsM berichtete) . Diese Technik wenden derzeit Brückenmonteure im Norden des Kreises Mecklenburgische Seenplatte an – in Demmin. Dort wird die Bahnstrecke von Berlin über Neustrelitz nach Stralsund zur Ostsee modernisiert. Die alte Demminer Bahnbrücke ist nach fast 60 Jahren ans Ende ihrer Nutzungsdauer angekommen und wird durch eine neue und etwas längere Konstruktion ersetzt.

Grund dafür sind neue Fundamente, die nicht mehr im Flussbett, sondern in den Uferbereichen stehen. Dafür wurden auch ähnlich wie im Petersdorfer See stabile Bohrpfähle in den Boden getrieben. In Demmin sollen aber 20 Meter Tiefe reichen. Der Boden ist scheinbar weniger sandig und robuster als an der A19 bei Malchow, wo die Bohrungen ja bis zu 60 Meter in die Tiefe getrieben werden mussten.

Am Donnerstag drehten sich die Räder der Rollwagen zunächst nur sehr langsam. Die neue Stahlbrücke schob sich zusammen mit der alten Konstruktion zentimeterweise Richtung Süden. Sie wurde von der Rosslauer Schiffswerft und dem früheren Bahnunternehmen Stahlbau Dessau gebaut, die inzwischen zu einer Firma verschmolzen sind.

Etwa 5000 stabile Stahlbleche wurden dafür in Sachsen-Anhalt zu einzelnen Segmenten verschweißt, nach Demmin geschafft und dort wieder zu einer Brückenkonstruktion zusammengebaut. Dafür brauchte es rund acht Kilometer Schweißnähte, die manchmal auch noch in mehren Lagen geschweißt werden mussten sowie dann noch intensiv geröntgt und geprüft wurden, wie ein Firmensprecher sagte.

Innerhalb von zwei Tagen soll die alte Brücke über das Gleisbett nach Süden heraus geschoben sein. Dann liegt die neue Brücke über dem Fluss. Wenn die Gleise dann wieder verlegt und die Bahnstromversorgung hergestellt ist, sollen ab Juli wieder die Züge rollen. Die Bahn investiert rund 30 Millionen Euro.