Harte Arbeit: Stör-„Ernte“ an den Boeker Fischteichen

22. November 2020

Die Guten ins Töpfchen, die …“noch nicht so guten“ … wieder ins Wasser. So könnte das Motto derzeit an den Fischteichen bei Boek zusammengefasst werden. Dort läuft die „Ernte.“ Teichwirtschaftsleiter Jan Leheis hat wieder zahlreiche Fischer versammelt, die ihm und seinen Mitarbeitern beim „Sortieren“ der Sibirischen Störe helfen. Einige der Tiere, die am besten so um die zehn Kilogramm haben sollen, kommen in große Behälter auf einen Lkw, denn sie sollen nach Hamburg gebracht werden. „Es sind Weibchen und sie liefern dann den begehrten Stör-Kaviar“, erläutert der 55-jährige Leheis. Auch Störfleisch sei begehrt.
Das Ganze ist in Teilen schwere Arbeit.

Einige Mitarbeiter stehen im Wasser und legen die Störe, die vorher mit einem Netz zusammen gezogen wurden, in einen Metallbehälter. Ein Kran hebt den Behälter an Land, dort bringt ein junger Mann in Gummijacke das Tier auf den Tisch. Der Stör bekommt einen feuchten Lappen über die Augen und den Kopf, um das Tier zu beruhigen, und Kollegen halten fest, während Mathias Anton das Ultraschallgerät an den Körper hält. „Damit wird festgestellt, ob es Weibchen oder Männchen ist“, erläutert  Anton. Dazu wird ermittelt – wie beim Arzt – in welchem Reifezustand die Weibchen sind.

Sie müssen erst geschlechtsreif sein, denn es geht um die Kaviar-Gewinnung. Wer die gewünschten Forderungen nicht erfüllt, kommt auf die Rutsche. Und mit Schwung rutschen die Störe wieder zurück ins Wasser. Einige gut gewachsene Tiere bringt Leheis in einen Extrabehälter, die Störe sollen in der eigenen Brutgewinnung und Vermehrung eingesetzt werden, die die Müritzfischer seit rund 20 Jahren in der Teichwirtschaft betreiben.

Das Ganze hat auch einen anderen praktischen Hintergrund, wie die Männer erzählen. Mit Fischadlern, Kormoranen, Seeadler und Fischotter wollen sich viele Tiere an den Fischteichen bedienen. „Bei den Karpfen war das immer ein großes Problem“, erklärte Fischexperte Ulrich Paetsch, der Jahrzehnte in Boek tätig war. Seit die Müritzfischer viel weniger Karpfen und mehr Störe züchten, ist das besser.

„Die Störe haben Hornplatten und sind so breit und schwer, dass die Raubvögel sie schlecht fangen können“, sagt Leheis. Deshalb werden Störe erst mit etwa 1,1 bis 1,3 Kilogramm Gewicht in die Teiche eingesetzt, wo sie Kleintiere vertilgen und auch mit Pellets gefüttert werden. Ausgewachsene Exemplare können bis zu 1,40 Meter lang und im Schnitt um die 60 Kilogramm schwer werden. Wohl auch deshalb tragen meist zwei Männer die zappelnden Fische.

 


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