Künstler protestieren mit Aufsehen erregender Aktion gegen geplante Massenhühnerhaltung

24. November 2020

Panschenhagen an der B 108 zwischen Waren und Teterow ist bundesweit bekannt: Nicht nur als einer der wenigen Orte hierzulande, der sich noch einen ursprünglichen Dorfcharakter-Charme bewahrt hat – mit seinem denkmalgeschützten Ortskern, Kopfsteinpflaster und Dorfanger, umgeben von den lieblichen Endmoränenhügeln der Mecklenburgischen Schweiz. Die seit 1988 im Gutsensemble ansässige Töpferei lockt Besucher von nah und fern. Doch die Idylle ist gefährdet. Ein Agrarunternehmer, der viel Land in der Müritz-Region erworben hat, plant hier, nur wenige hundert Meter von Panschenhagen entfernt, eine Biolegehennenanlage mit 12.000 Tieren.

Wie er selbst bekundet, gehe es ihm hauptsächlich um den Tierkot als Dünger, um seine Wirtschaft als Biobetrieb zertifizieren zu lassen. Auch lässt er offen, ob es bei der einen Anlage bleibt. 

Nicht nur die Einwohner von Panschenhagen, sondern auch vor allem touristische Akteure einer ganzen Region wie der „Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte“ und der „Verein der Schlösser und Herrenhäuser in MV“ sorgen sich um den sanften naturnahen Tourismus, der mit Ferienwohnungen und Gastronomie hier gerade aufblüht. 

Befürchtet werden außerdem nicht nur Geruchs- und Lärmbelästigung, sondern auch eine Zerstörung des Landschaftsbildes sowie der Fauna und Flora. Immerhin sollen die sieben Meter hohen Ställe auf sieben Hektar Land mitten in ein Landschaftsschutzgebiet hinein gebaut werden. Tierhaltung in dieser Größenordnung hat nichts mehr mit Bio zu tun, finden die Betroffenen. 

Deshalb hat sich schnell eine Bürgerinitiative gegründet, deren spektakuläre Aktionen sich sehen lassen können: Denn hier ansässige Künstler wie der Bühnenbildner Joachim Hamster Damm und die bekannte Schauspielerin Steffi Kühnert führten gewissermaßen Regie. Es fand eine musikalische Performance mit gackernden zweibeinigen Hühnern auf dem Acker statt, und ein installierter Hühnergalgen an der B 108 kündet von dem Vorhaben. Weitere Aufsehen erregende Performances sind geplant. 

Denn zwar konnten die Gemeindevertreter, die jüngst bereits gegen die Anlage votiert haben, tatsächlich von der Fragwürdigkeit des Vorhabens überzeugt werden.  Doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Bis Ende November muss sich nämlich auch der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte positioniert haben.

Deshalb planen die Bürger ihre nächste „künstlerisch-politische Aktion“ zur Verhinderung der Hühneranlage. Und die kann sich sehen lassen.
Am kommenden Sonnabend, 28. November, ab 10 Uhr wird die dafür gegründete Gruppe „Fluchtkunst“ während einer Prozession rund 20 „Wilhelm-Busch-Hühner“ tragen und an die Bäume direkt an der B 108 am Abzweig Panschenhagen hängen. Vielleicht leuchten sie abends sogar durch Solarlampen. Angeführt wird der Trauermarsch durch ein riesiges drei Meter hohes rollendes „The Ugly Chicken“, als mobile schwarze Skulptur aus gebrauchter Teichfolie und mit Federn gespickt.

Mit ihrem Protest stehen die Panschenhägener nicht alleine da. Im Landkreis Seenplatte ist aktuell noch ein weiteres Naturschutzgebiet aufgrund geplanter Massentierhaltung in Gefahr. Bei Ankershagen sollen geschützte Flächen des „Havelquellgebiet“ ihren Status verlieren, damit ein Landwirt seine Kuhhaltung extensivieren kann. 

Die MSE-Fraktion der Grünen fordert daher den Landkreis als Genehmigungsbehörde auf, seiner Verantwortung gerecht zu werden und bei Abwägungsentscheidungen die Interessen der Allgemeinheit über die wirtschaftlichen Interessen einzelner Betriebe zu stellen.

Fotos: Joachim Hamster Damm


Eine Antwort zu “Künstler protestieren mit Aufsehen erregender Aktion gegen geplante Massenhühnerhaltung”

  1. Hermann W. sagt:

    Solche einschneidenden Maßnahmen dürften gar nicht von Feierabendpolitikern im Dorf oder im Kreis genehmigt werden, die oft nur die $-Zeichen in den Augen haben. Hier gehören Fachleute an den Tisch.