Lebensmittelabfälle in der Gastronomie: Das geht besser

16. Februar 2023

Rund 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in der Gastronomie im Müll. Wenn Restaurantgäste zwischen verschiedenen Portionsgrößen wählen oder übrig gebliebenes Essen mitnehmen könnten, müssten weniger Lebensmittel als bisher als Abfall entsorgt werden. Der Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt jedoch: Nur wenige Restaurants nutzen bisher ihre Möglichkeiten, Lebensmittelabfälle auf diese Weise zu reduzieren. Die Ergebnisse des Marktchecks zeigen, dass Restaurants kleinere Portionen der Hauptgerichte in ihren Speisekarten bisher nicht standardmäßig anbieten. Gäste haben oft nur die Wahl zwischen Vorspeisen und Hauptgerichten. Restaurants weisen ebenfalls zu selten auf die Möglichkeit zur Mitnahme von Übriggebliebenem hin, obwohl dies einen positiven Anreiz für Gäste schaffen und so Lebensmittelabfälle reduzieren könnte.

„Wir finden, es geht noch besser. Die Gastronomie könnte einen deutlich größeren Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung leisten“, so Simone Goetz von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern.

Zu wenig Auswahl an kleinen Portionen von Hauptgerichten

Nur jedes fünfte Restaurant im Marktcheck bietet seinen Gästen Hauptgerichte sowohl als herkömmliche als auch als kleine Portion an. Als kleine Portion stehen den Gästen überwiegend Fleischgerichte zur Auswahl, aber auch solche, die sich gut verkleinern lassen, wie ein halber Flammkuchen oder zwei statt drei Teigtaschen. In der Speisekarte kennzeichnen die Restaurants die Angebote meist mit verschiedenen Hervorhebungen oder sprachlichen Hinweisen wie „kleine Portion“ oder „als Petit“ direkt neben dem Namen oder Preis des Gerichts.

In den meisten Fällen beziehen sich die Angebote jedoch nur auf einzelne, ausgewählte Gerichte und nicht auf das gesamte Speisenangebot. Kleinere Hauptgerichte für bestimmte Personengruppen wie Kinder und Senioren sind dagegen häufiger. So haben 73 Restaurants (48 Prozent) im Check ein spezielles Angebot für Kinder und zehn eines für Senioren (sieben Prozent). „Das Angebot kleinerer Portionen sollte allerdings nicht auf bestimmte Personengruppen beschränkt sein“, sagt Simone Goetz. „Restaurants sollten es zum Standard machen, von allen Hauptgerichten eine kleine Portion anzubieten. So ermöglichen sie es ihren Gästen, entsprechend dem individuellen Bedarf zu wählen“, so Simone Goetz.

Nur sehr selten Hinweise zum Mitnehmen von Resten

Trotz positiver Beispiele – wie „Übrigens: Wenn du die Portionen mal nicht alleine schaffst, kein Problem. Wir packen dir den Rest gerne ein.“ – finden Gäste in Speisekarten nur in seltenen Fällen Hinweise auf die Möglichkeit, übriggebliebene Speisereste mitzunehmen. So weisen nur vier der 153 untersuchten Restaurants darauf hin.

Dabei zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen, dass genau hier Anreize von Seiten der Restaurants sinnvoll sind. Die Hälfte der Befragten, die nur selten oder nie Reste mitnimmt, würde sich durch einen Hinweis zur Reste-Mitnahme ermutigt fühlen. 25 Prozent von ihnen finden einen Hinweis in der Speisekarte selbst oder am Tisch hilfreich. „Wir müssen davon wegkommen, dass es als peinlich wahrgenommen wird, Übriggebliebenes aus dem Restaurant mitzunehmen, und es stattdessen als Wertschätzung des guten Essens verstehen“, fordert Simone Goetz. Dazu müsse die Gastronomie ihren Beitrag leisten, indem sie ein solches Angebot flächendeckend anbietet und aktiv kommuniziert.


3 Antworten zu “Lebensmittelabfälle in der Gastronomie: Das geht besser”

  1. Peter Sohr sagt:

    Hmmm . . . . . . , auf der einen Seite werden Plastik-Trinkröhrchen & Co aus den Gaststätten verteufelt sowie verbannt um die Umwelt zu schützen. Auf der anderen Seite werden durch diese Idee Müllberge provoziert.
    Oder sollen etwa „Sicherheitshalber“ aus pflanzlichen Materialien bestehende Behältnisse inkl. Tragetüte aus ebenso pflanzlichen, biologisch abbaubarem Material zur Verfügung gestellt werden die dann ebenso den Hausmüll bereichern und anderweitig das Müllaufkommen erhöhen? Es hat schließlich nicht jeder einen Garten vor der Tür wo pflanzliche Überreste kompostiert werden könnten. Diese Behältnisse müssen dann in der Gastronomie gelagert und mit eingepreist werden.
    Oder ist das das klammheimliche Durchsetzungsargument endlich die unbeliebte „Specki-Tonne“ durch die Hintertür durchzusetzen um endlich tagelang stinkende Exemplare von braunen Tonnen den Insekten zur Massenpopulation zur Verfügung zu stellen?
    Oder ist das eine künstliche Wiederbelebung der Tupperware? Mann nimmt also auf Verdacht mal gleich `ne Einkaufstüte mit Behältnissen in die Gastronomie mit. Mann könnte ja seine Portion nicht schaffen. Welch` Ausblick auf gemütliche Gastlichkeit wenn Beutel voller Tupperware über den Stuhl baumeln. . . . . .

    Ich empfehle der Frau Götz mal einen Besuch einer Gaststätte hinten im Küchenbereich. Möge sie mal einen Blick auf das werfen, was Küchen laut geltender Lebensmittel- und Hygieneregeln entsorgen müssen. Gastronomen müssen gar volle Büffet-Platten mit Essen entsorgen. Das schreiben die Lebensmittel- und Hygieneregeln vor.

  2. Nachdenklicher sagt:

    Es kommt noch hinzu, daß Essensreste in der Bundesrepublik nicht mehr an Tiere verfüttert werden dürfen. Nicht gut genug? Ich denke, die Futtermittelindustrie hat ihren Einfluss geltend gemacht. Wir bräuchten aber tausende Tonnen an Futtermitteln, so z.B. Soja aus Amerika, nicht herbeischaffen. Das käme der Umwelt, dem Klima und so weiter, zu gute. Aber wieder einmal gehen Geschäfte vor Vernunft.

  3. DirkNB sagt:

    Was ich in vielen Gaststätten und Restaurants erlebe, spricht nicht für die Weitsicht der Wirte und Köche. Gäste werden gemästet, Dessertkarten verkümmern, Vorspeisen ebenso. Und wenn scheinbar widerwillig auch kleinere Portionen angeboten werden, dann als Senioren- oder Damenportion. Mir sind viele „normale“ Portionen auch viel zu groß, ich fühle mich aber weder als Dame noch als Senior. Aber bei den Portionsgrößen scheint es eher danach zu gehen, dass jeder Gast, egal wie ausgehungert er ist, garantiert satt wird und dann noch 10% oben drauf.
    Aber es gibt auch GuRs, die bringen übersichtliches auf den Teller, so dass man sich guten Gewissens vorher noch eine Vorspeise und/oder hinterher ein Dessert gönnen kann, man erkennt solche Einrichtungen gern mal an anspruchsvolleren Dessertkarten anstatt immer gleicher Eiskarten.
    Der Aufruf geht an die Gastronomie, die verkleinerten Portionen als Standard zu nehmen, wer großen Hunger hat, nimmt dann die Gourmand-Portion oder eben Vorspeise und Dessert (oder auch zwei). Damit sind dann solche Probleme wie Essensreste u.ä. auch gleich vom Tisch.
    Und am besten, es geht noch gleich einen Schritt weiter und neben dem Preis fürs Gericht steht auch gleich noch die Kalorienzahl. Wenn dann einige Gäste sehen, dass eine Portion im Restaurant mehr Kalorien beinhaltet als für den ganzen Tag empfohlen sind, werden die Portionen ganz von allein kleiner.