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Mann im Drogenwahn getötet – 31-Jähriger ist „schuldunfähig“

24. August 2021

Im Prozess um den blutigen „Cuttermesser-Fall“ (WsM berichtete) hat das Landgericht Stralsund sein Urteil gesprochen – und es wird nicht jedem gefallen. Weil der 31-jährige Angeklagte zur Tatzeit „schuldunfähig“ war, hat die Kammer von Richter Kai Klingmüller den Mann strafrechtlich freigesprochen. Der zuletzt arbeitslose Angeklagte, der einst sogar auf ein Gymnasium ging, aber dann in eine Abwärtsspirale mit viel Drogenkonsum geriet, habe bei dem Vorfall im Januar „im Wahn gehandelt.“ Er kommt aber auch nicht frei.
„Wir ordnen den Maßregelvollzug an“, sagte Klingmüller.

Der 31-Jährige wird somit wegen seiner „depressiven Störung“, die er trotz einer früheren Bewährungsstrafe weiter mit Medikamenten und Drogen kombiniert hat, in eine forensische Psychiatrie eingewiesen. „Bei den ersten Straftaten – räuberischen Erpressungen – hat er mit dem Cuttermesser noch gedroht, um an Geld zu kommen. Jetzt hatte er es eingesetzt – das ist eine gefährliche Weiterentwicklung“, sagte der Gutachter. Ohne Therapie der Depression bleibe der Mann ein großes Risiko für alle Leute.

Der Verurteilte stammt aus Kavelstorf bei Rostock. Seine Kindheit beschrieb er als „düster und trostlos.“. Sein Vater habe ihn geschlagen, die Eltern trennten sich, zum Stiefvater und zur Mutter gab es wenig wirklich herzlichen Kontakt. In der Schulzeit geriet er langsam auf eine schiefe Bahn, wurde immer antriebsloser, schloss letztlich mit der 9. Klasse die Hauptschule ab und brach eine Lehre ab. Parallel sprach er immer mehr den Drogen zu. Vor etwa fünf Jahren ging er nach Greifswald. Den letzten Job als Lagerarbeiter verlor er wegen Unzuverlässigkeit, geriet in Hartz IV-Laufbahn.

Trotzdem sorgte er immer wieder für Alkohol und Drogen, wurde aber unzufriedener, da das Geld immer weniger reichte. In dieser Mischung kam die Geburtstagsparty in einem 10 Quadratmeter großen Plattenbauzimmer. Nach erstem Drogenkonsum tagsüber kam Alkohol, dann kam der Aussetzer. Am Ende war der Jubilar  lebensgefährlich verletzt und sein Freund tot, das Zimmer voller Blut.

Zum Glück kamen die Polizisten schnell, die das Ganze beendeten. Noch einen Tag später gab der Messerstecher zu Protokoll, dass er „sich von den anderen ausspioniert fühlte.“ Nun im Prozess sagte er  gar nichts. Auch das Urteil nahm er regungslos hin, kratzte sich nur mit der einen Hand an der anderen Hand – soweit es die Handschellen zuließen.


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