Ein Stück deutscher Naturschutzgeschichte hat eine neue Heimat gefunden: David Wülferling, zuständig für Liegenschaften im Lebenshilfswerk Waren, und André Neitzel, Leiter des Landschaftspflegehofs Müritzhof, übergaben dem Studienarchiv Umweltgeschichte an der Hochschule Neubrandenburg ein historisch bedeutsames Naturschutzschild. Das hölzerne Schild hing mehr als 35 Jahre neben der Eingangstür des beliebten „Müritzhofs“ bei Waren, auf dem am 14. September 1954 die „Lehrstätte für Naturschutz“ der DDR eröffnet wurde – die erste staatliche zentrale Naturschutzlehrstätte weltweit. Ihr erster Leiter war Kurt Kretschmann, der Erfinder der bekannten „Naturschutzeule“, die bis heute Naturschutzgebiete kennzeichnet.
Zur Eröffnung schenkte der bereits 1909 gegründete Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP) der neuen Lehrstätte das aus Eiche gefertigte Schild mit der Aufschrift „Lehrstätte für Naturschutz“. In der Spitze sind das Vereinslogo und die Buchstaben „vnp“ eingearbeitet – ein sichtbares Zeichen der deutsch-deutschen Zusammenarbeit im Naturschutz, die bis zum Mauerbau 1961 gepflegt wurde.
Bis 1989 bildete die Lehrstätte auf dem Müritzhof über 11.000 ehrenamtliche Naturschützer aus. Nach der politischen Wende wurde die „Landeslehrstätte für Naturschutz Mecklenburg-Vorpommerns“ gegründet und an andere Standorte verlegt – zunächst in ein neues Lehrgebäude an die Feisneck, später nach Malchin. Heute ist sie in Güstrow ansässig.
Die historischen Unterlagen der Lehrstätte – darunter Verwaltungs- und Lehrgangsdokumente, Korrespondenzen, Literatur, Zeugnisse der Kinder- und Jugendarbeit sowie Fotos – befinden sich bereits seit Anfang der 2000er Jahre im Studienarchiv Umweltgeschichte der Hochschule Neubrandenburg. Ergänzt wurden die Unterlagen durch solche, die zwei der insgesamt drei Lehrstättenleiter, Kurt Kretschmann (1954-1960) und Dr. Dieter Martin (1975-1989), dem Archiv übergaben.
Der Müritzhof selbst wird heute als Landschaftspflegehof des Lebenshilfswerks Waren genutzt. Menschen mit und ohne Behinderung pflegen hier Tiere und Flächen im Sinne des Naturschutzes. Das Lehrstättenschild war lange Teil einer kleinen Ausstellung zur Geschichte des Hofes, deren Räumlichkeit aber zwingend für andere Zwecke benötigt wurde. Nun hat das Schild im Studienarchiv eine dauerhafte Bleibe gefunden, wo es den i-Punkt auf den schon vorhandenen Zeugnissen der 35 Jahre währenden Existenz des Müritzhofes als DDR-zentrale Naturschutzlehrstätte bildet.
Foto: Uta Matecki
Wird es denn ein neues Schild für den Müritzhof geben???