MV: Weniger geimpfte Kinder als vor der Pandemie

30. November 2022

In Mecklenburg-Vorpommern sind die Impfungen bei Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie deutlich zurückgegangen. Im Vergleich zu 2019 gab es 2021 eine Abnahme von zwölf Prozent. Hochgerechnet auf die Bevölkerung wurden somit rund 20.000 weniger Mädchen und Jungen aus MV geimpft. Sowohl bei Gesamtimpfungen als auch bei Erstimpfungen liegt der Nordosten unterhalb des Bundestrends. Besonders ausgeprägt ist der Rückgang bei HPV-Erstimpfungen zur Krebsvorsorge. Hier steht ein Minus von 34 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports für MV der DAK-Gesundheit.

Für die repräsentative Analyse wurden ambulante Behandlungsdaten von DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen.

Angesichts der aktuellen Analyse warnt DAK-Landeschefin Sabine Hansen vor den Folgen der Impflücke und sieht akuten Handlungsbedarf: „Unsere Auswertung zeigt, dass selbst etablierte Impfungen vernachlässigt worden sind. Dies kann schlimme Folgen haben. Vorsorge ist wichtig und Impfen eine Investition in die Zukunft. Es gibt jetzt akuten Handlungsbedarf. Sonst wird die Gesundheit von vielen jungen Menschen plötzlich wieder durch Krankheiten bedroht, die als fast ausgerottet galten.“

Weniger Impfungen und Arztbesuche als Vor-Corona

Nach den Daten der DAK-Gesundheit nahm der Anteil der Kinder und Jugendlichen in MV, die eine Impfung erhielten, insgesamt um zwölf Prozent ab. Damit wurden 2021 hochgerechnet rund 20.000 weniger Kinder und Jugendliche aus Mecklenburg-Vorpommern geimpft als 2019. Auch gab es weniger Arztbesuche: So gingen landesweit hochgerechnet rund 25.000 weniger Mädchen und Jungen in die Praxen als vor der Pandemie (minus ein Prozent).

Mehr als ein Drittel weniger HPV-Erstimpfungen

Bei HPV-Impfungen zur Krebsvorsorge gingen die Zahlen 2021 in MV besonders stark zurück: So sanken Gesamtimpfungen um 19 Prozent und Erstimpfungen um mehr als ein Drittel (34 Prozent). Dabei gab es recht deutliche Unterschiede zwischen Mädchen (minus 29 Prozent) und Jungen (minus 37 Prozent). Insgesamt wurden in MV deutlich weniger Kinder und Jugendliche gegen HPV geimpft als im Bund. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs, Anal- und Peniskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum verursachen. Eine Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.

Rückgang bei Impfungen gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung

Deutlich ist auch die Abnahme bei den Gesamtimpfungen gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung mit einem Minus von 18 Prozent (die sogenannte Tdap-IPV-Impfung). Hier wurden 2021 rund 3.000 weniger Kinder und Jugendliche aus MV geimpft. Im Bereich Pneumokokken erhielten 4.000 weniger Kinder und Jugendliche eine Impfung (minus acht Prozent) – eine fast gleich so starke Verringerung wie im Bund (minus neun Prozent). Rückgänge gab es ebenfalls bei Gesamtimpfungen gegen Meningokokken C (minus 13 Prozent) Unter Gesamtimpfungen werden sowohl die erste und letzte Dosis eines Impfzyklus sowie Auffrischimpfungen zusammengefasst.

Ein Sonderfall in den DAK-Sonderanalyse für MV ist die Masern-Mumps-Röteln-Impfung: Während die Dreifach-Impfung im Jahr 2021 um 30 Prozent zurückging, stieg die Vierfach-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken um 29 Prozent an, sodass der Rückgang nahezu ausgeglichen wurde.

Für den mecklenburg-vorpommerschen Kinder- und Jugendreport untersuchte das Wissenschaftsteam von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 25.000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in MV versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2019 bis 2021. Beispielsweise flossen aktuell Daten aus 122.000 Arztbesuchen und 21.000 Impfungen in die Analyse ein.

Die DAK-Gesundheit übernimmt die HPV-Impfung für alle Kinder im Alter bis 17 Jahren und zusätzlich im Rahmen einer Satzungsleistung für alle 18- bis 26-Jährigen. Damit geht die Kasse über den gesetzlichen Leistungsanspruch hinaus. Informationen zur HPV-Impfung gibt es unter: www.dak.de/hpv


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