Prozess gegen Ex-AWO-Funktionäre vermutlich erst 2021

10. August 2020

Der Rechtsstreit um die Arbeiterwohlfahrt an der Müritz wird auch 2021 weitergehen. Nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ könnte der in Schwerin geplante Prozess erst im März 2021 beginnen. Die Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht würde das Verfahren damit mehr als ein Jahr nach Anklageerhebung beginnen können, was in der Regel mit dringenderen anderen Verfahren zu tun hat. Sollte es aber zu noch weiteren Verzögerungen kommen, dürften die Anwälte von Ex-Geschäftsführer Peter Olijnyk und dem Ex-Kreisvorsitzenden Götz-Peter Lohmann bald auch das Alter und die Verhandlungsfähigkeit der beiden früheren „Manager“ ins Spiel bringen. Im nächsten Jahr wird Olijnyk 72 Jahre alt sein, Lohmann wird bereits 79 Jahre alt.

Damit dauert der Rechtsstreit inzwischen bereits fast fünf Jahre. Im Frühsommer 2016 war Olijnyk fristlos entlassen worden, weil herausgekommen war, dass er – nach Auffassung der AWO selbst – sich ein stark überhöhtes Gehalt genehmigt hatte. Dazu soll Olijnyk Lohmann im Gegenzug auch eine lukrative Nebeneinkunft von 5000 Euro monatlich ohne nennenswerte Leistung dafür ermöglicht  haben.

Dem Ex-Geschäftsführer, der im Zivilrechtsstreit bereits ein Verfahren gegen die AWO Müritz verloren hat, wird von der Staatsanwaltschaft Untreue in mehreren schweren Fällen vorgeworfen. Bei Lohmann sehen die Ankläger bisher noch den Tatbestand der Beihilfe zur Untreue erfüllt. Vor Gericht wird aber auch geprüft, ob der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete eine aktive Rolle in dem Geschäft gespielt hat, dann würde auch er sich der Untreue schuldig gemacht haben.

Laut Anklage soll der Ex-Geschäftsführer über fast zehn Jahre hinweg mehr als eine Million Euro zuviel an Geld und finanziellen Ansprüchen angehäuft haben. Das hatte dieser bisher immer bestritten. In einem Urteil des Oberlandesgerichtes Rostock, das rechtskräftig ist, wurde darauf verwiesen, dass die Gehaltserhöhungen jeweils nur von den beiden Männern unterschrieben waren, also eine unabhängige Unterschrift zu wenig.

Im Gegenzug, so schien es, habe es einen Arbeitsvertrag für Lohmann mit einer AWO-Müritz-Firma gegeben. Ohne erkennbare Gegenleistung soll der Ex-Politiker im Ruhestand über mehrere Jahre rund 675 000 Euro erhalten haben.

Um zu verhindern, das Vermögenswerte verschwinden, hatte die Staatsanwaltschaft bereits die Häuser der Männer durchsuchen und Fahrzeuge und andere Wertgegenstände beschlagnahmen lassen.


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