Schluss mit lustig: Bauern zeigen Müritz Milch die „Gelbe Karte“

4. Dezember 2020

„Antworten ungenügend – Nachsitzen!“ – mit dieser Botschaft haben Bauern gestern wieder Verarbeitungsunternehmen „besucht“, unter anderem fuhren die Landwirte bei der Müritz Milch GmbH in Waren vor. Sie zeigten dem Unternehmen die „Gelbe Karte“. Mitte November hatten sie dort einen Brief mit ihren Forderungen abgegeben und eine Woche später auch wirklich eine Antwort erhalten. Doch diese Antwort hat sie nicht zufrieden gestellt.

„Wir werden weiter Druck machen und nicht akzeptieren, dass man uns so abfertigt. Es mag den Verarbeitungsunternehmen gerade sehr gelegen kommen, dass die Bauern aktuell bei den Discountern als Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels protestieren. Unsere Botschaft ist aber ganz klar: Ihr Verarbeiter seid als unsere unmittelbaren Marktpartner damit nicht raus! Wir haben Euch weiter im Blick und wir kommen immer wieder“, heißt es.

Und: „Bauern, die gerade beim Einzelhandel protestieren, bauen Druck auf, den die Verarbeiter aber auch aufnehmen müssen. Es gehört zu ihrem Job als Verarbeiter und Vermarkter unserer Produkte, beim Handel bessere Preise für die Erzeuger auszuhandeln. Die Aussage ‚Das sind die Marktgesetze, daran kann man nichts ändern‘ reicht uns jedenfalls nicht. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, sind aber keine gottgegebenen Größen, sondern durch das Verhalten der Wirtschaftsteilnehmer beeinflussbar“, erklären die Teilnehmer des sogenannten Milchdialogs.

Massive existenzielle Probleme

Kein Verarbeiter dürfe sich hinter allen anderen Marktteilnehmern verstecken. Jedes Unternehmen könne Verantwortung übernehmen und Veränderungsbereitschaft zeigen. Mehrheiten würden dadurch entstehen, dass sich Einzelne positionieren.

„Für uns stellt sich die Frage, ob man die Aufgabe, die Probleme des Milchmarktes in den Griff zu bekommen, ernsthaft und guten Gewissens denjenigen überlassen darf, die keinerlei Veränderungsbereitschaft zeigen, weil sie mit der Situation in ihrem Bereich zufrieden sind. Unsere Verarbeiter müssen zeigen, dass sie bessere Vorschläge bringen können als die, die schon bisher keine Verbesserung der Situation der Erzeuger bewirkt haben.“

Es werde den Verarbeitern nicht gelingen, die Rolle des Sündenbocks komplett auf den Handel oder wahlweise auf den Verbraucher abzuwälzen. „Raus aus der Öffentlichkeit und „Weiter wie bisher“ sei keine Option, die die Erzeuger akzeptieren.
Warum ist der Aufruhr aktuell so groß? Weil insbesondere die tierhaltenden Betrieben, die in den letzten Jahren ohnehin schon einen harten Strukturwandel durchgemacht haben, massive existenzielle Probleme haben und kaum eine Perspektive sehen, wenn sich nichts ändert. Wir können es uns schlicht nicht leisten, locker zu lassen.“

Erlöse müssen gerechter verteilt werden

Und das steht im Forderungspapier: “In allen landwirtschaftlichen Bereichen und insbesondere bei den Tierhaltern brennt derzeit die Hütte. Schlachtkapazitäten brechen weg, seit Monaten ruinöse Preise für Rinder und Schweine sowie Milchpreise, die gerade mal noch zwei Drittel der Kosten decken. Um mit weiteren Auflagen steigen die Kosten weiter, während die Erlösseite stagniert oder sich rückwärts entwickelt… Das halten unsere Betriebe nicht länger aus…

Um unsere Betriebe erhalten und wirtschaftlich nachhaltig weiterentwickeln zu können, brauchen wir JETZT von unseren Verarbeitern in einem ersten Schritt:

  1. für den Liter Milch mindestens 15 Cent mehr
  2. für das Kilo Rindfleisch mindestens 1 Euro mehr
  3. für das Kilo Schweinefleisch mindestens 50 Cent mehr
  4. für das Kilo Geflügel mindestens 20 Cent mehr

Die Erlöse müssen innerhalb der Wertschöpfungskette gerechter verteilt werden. Von den erzielbaren Erlösen muss mehr bei den Erzeugern ankommen. Bei den Landwirten ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Hier ist nichts mehr zu holen. Die Kalkulation der Preise muss von unten nach oben erfolgen.”


5 Antworten zu “Schluss mit lustig: Bauern zeigen Müritz Milch die „Gelbe Karte“”

  1. Dienstleister sagt:

    Es ist wirklich ein Irrsinn, dass bei uns Lebensmittel so günstig für den Konsumenten sind, dass jeder sich leisten kann, sie wegzuschmeißen, sobald das Ablaufdatum erreicht oder der Geschmack nicht konform mit den Erwartungen ist! Gleichzeitig ist es „hipp“ von oder über Bio zu reden und im Zuge dessen immer natürlich auch gleich zu „wissen“, was die Landwirte alles zu tun und zu lassen hätten – aber dann wird das Grillfleisch beim Discounter gekauft für einen Wert, bei dem jeder stutzig werden müsste, wenn bedacht werden würde, welche Lieferkette bis ins Kühlregal hier profitabel (!) arbeiten muss.

    Aber es gibt halt auch immer die Kehrseite der Medallie. Im Bild zu sehen: 2 Fendt und 1 John Deere… Das ist als ob Mercedes- und BMW-Fahrer für günstigere Spritkosten demonstrieren.

    Irgendwie hat die gesamte Branche, vom Produzenten bis zum Konsumenten, ein absolutes Glaubwürdigkeitsproblem!

  2. Lutz sagt:

    Was bist Du denn für ein Schlauberger wieso sind die Bauern unglaubwürdig? Weil sie Fendt und John Deere fahren ? Hast Du schon mal nachgeschaut wie viel Mitarbeiter die Betriebe haben? Heute arbeiten dort 5 Leute und machen die Arbeit von 50 die vor der Wende da gearbeitet haben und das in der Ernte und Wiederbestellung bis zu 14 Stunden und mehr am Tag und die sollen dann wieder ZT300 und MTS 50 fahren ? Und übrigens ist der Fendt der Sprit sparenste Schlepper der zur Zeit auf dem Markt ist !!!! Fährst Du denn noch mit den Trabant in Urlaub ? Schönen Tag noch !

  3. EinWarener sagt:

    Letztendlich wird der Verbraucher mehr zahlen müssen und die Produzenten und Vermarkter bleiben bei Ihrer Gewinnmaximierung.
    Das die Lebensmittel so günstig sind will ich nicht unbedingt bestätigen, denn auch wenn die Mehrtwertsteuer gesunken ist, ein generelles Absenken der Preise kann ich nicht feststellen, eher das Gegenteil.

  4. Kerstin sagt:

    Was sollen diese Leute nach deiner Meinung denn fahren ? Pionier, Famulus oder ZT 300 ?
    Was hat das eine mit dem anderen zu tun ?

    • WRN sagt:

      Hallo Kerstin , das selbe wollt ich auch schreiben. Ich kann noch ein Porsche Bj.1955 empfehlen…. . Heut zutage brauch man Leistungsstarke Traktoren, wenn man so wie bei uns in M/V große Flächen zu bewirtschaften hat und die Kosten nun mal alle richtig Kohle ,egal ob Fendt ,Deutz, John Deere usw.