Tiere verbergen Schmerzen oft und leiden still

5. September 2022

Der September ist Pain Awareness Month, ein internationaler Aufruf, um ein Bewusstsein für Schmerzen und den damit einhergehenden Problemen zu schaffen. Auch Hunde, Katzen, Meerschweinchen und alle anderen Heimtiere verspüren Schmerzen und leiden dabei oft still. Die globale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN erklärt, wie Sie Schmerzen bei Ihrem Heimtier erkennen und wie Sie ihm helfen können.

„Anders als Menschen können Tiere uns nicht sagen, wenn sie Schmerzen haben“, sagt Sarah Ross, Heimtier-Expertin bei VIER PFOTEN. „Wenn es kein akuter, plötzlicher Schmerz ist, heult ein Tier nicht zwangsläufig auf. Chronische Schmerzen machen sich bei Tieren eher durch Verhaltensänderungen bemerkbar. Sie ziehen sich zurück und werden ruhiger. Hunde und Katzen zum Beispiel können Unwohlsein durch ständiges Lecken oder übermäßiges Reinigen artikulieren. Typische Beutetiere wie Kaninchen oder Meerschweinchen ziehen sich bei Schmerzen ganz zurück, um ihre Verletzlichkeit zu verbergen.“

Tiere leiden meist im Stillen. Ihre Leiden nicht offen zu zeigen, ist ein natürliches Verhalten. „Verantwortungsvolle Tierhalter sollten sensibel für Verhaltensänderungen bei ihrem Heimtier sein. Eine veränderte Körperhaltung, Lethargie, Appetitlosigkeit, ein verminderter Spieltrieb oder ein gesteigertes Aggressionsverhalten – all das sind Warnzeichen für Schmerzen“, so die VIER PFOTEN Expertin. „Ob stumpfes Fell oder ein plötzlich krummer Rücken – jegliche Abweichung von der Norm sollte man ernst nehmen und im besten Fall tierärztlichen Rat suchen.“

Tiere leiden auch psychisch

Schmerzen haben nicht immer physische Ursachen. „Tiere, die immer wieder im Tierheim abgegeben werden, die von ihrer Familie im Stich gelassen wurden, misshandelt wurden oder andere traumatische Erfahrungen gemacht haben, leiden häufig ihr Leben lang und benötigen besondere Fürsorge“, sagt Sarah Ross. „Psychische Leiden bei Tieren sind schlimm, weil sie oft übersehen werden. Es wird dann gesagt, die Katze sei sehr schüchtern oder der Hund mag einfach nicht von Fremden gestreichelt werden. Dass hinter solchem Verhalten Traumata stecken können, wird leider meist ausgeblendet. Geht man allerdings nicht darauf ein, etabliert sich die Angst und es wird mit zunehmender Dauer immer schwieriger dem Tier zu helfen. Speziell ausgebildete Verhaltensberater können bei solchen Fällen eine gute Stütze sein.“

Vor allem Hunde aus dem illegalen Welpenhandel leiden häufig ihr Leben lang – manchmal unbemerkt. Welpen, die in sogenannten Vermehrerstationen produziert wurden, werden in ein Klima der Angst geboren. Sie werden viel zu früh von ihrer Mutter getrennt und dann in dunklen und zu engen Kisten von einem Ort zum anderen geschafft, wo sie dann wie eine Ware verkauft werden. „Selbst wenn diese Tiere die körperlichen Strapazen überstehen sollten, bleiben seelische Narben zurück. Die Tiere entwickeln häufig Verhaltensstörungen, die sich massiv auf ihre Lebensqualität auswirken, wenn man diese ignoriert“, warnt Sarah Ross.

Die VIER PFOTEN Expertin rät daher jedem verantwortungsvollen Tierhalter: „Vertrauen Sie Ihrem Instinkt. Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich Ihr Heimtier verändert hat und kein gewohntes Verhalten zeigt, nehmen Sie das ernst und suchen Sie sich tierärztliche Hilfe. Die Hoffnung: ,Ach, das geht schon wieder weg‘, ist meist ein Trugschluss, der zu Lasten des Tieres geht.“


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