Trinkbruder lebensgefährlich verletzt: Fünf Jahre Knast

20. Januar 2023

Ein zufällig vorbei kommender Rentner hat einem lebensgefährlich verletzten Mann in Demmin im letzten Sommer das Leben gerettet – nun wurde der Täter zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Das Landgericht Neubrandenburg sprach den 33-jährigen und einschlägig vorbestraften Demminer gestern des versuchten Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung schuldig. Nach seinem Geständnis soll der Mann für fünf Jahre hinter Gitter, erklärte die Richterin.
Der Vorfall hatte sich Ende Juli 2022 nachts an einem Fußweg zu einer Tankstelle an der B 194 ereignet.

Der Verurteilte und ein Bekannter wollten dort Bier kaufen, aber nicht allein, wie im Prozess herauskam. Unterwegs hatten die Trinkkumpane schon „den Polen getroffen“, wie sie sagten. Dabei handelte es sich um einen Mann aus Polen, der schon länger in Demmin lebte und dort wegen häufiger alkoholbedingter lauter Pöbeleien stadtbekannt war. Das sagte auch eine Polizistin, die als Zeugin vor Gericht aussagte.

An jenem Tag im Juli soll der 48-Jährige wie schon öfter stark betrunken gewesen sein und „Scheiß Deutsche“ und „Ich ficke deine Mutter“ immer wieder laut gesagt haben. Wie unter Trinkbrüdern manchmal üblich: Dafür sollte „der Pole“ einen ausgeben, dann sei es gut, und so ging man Richtung Tankstelle.

Unterwegs kam es aber zum handfesten Streit zwischen dem 33-Jährigen und dem 48-Jährigen. Der Geschädigte wurde erst geschlagen, später zog der Demminer sein Messer mit zehn Zentimeter langer Klinge, das er extra mitgenommen hatte, und stach zu. Von vier Stichen getroffen – wovon zwei am Oberkörper lebensgefährlich waren – blieb das Opfer im Gras liegen. Die beiden anderen Männer gingen weiter zur Tankstelle, wo sie „Pfeffi“ und Bier holten. 

Um den Schwerstverletzten kümmerten sie sich nicht mehr. Einer zufällig vorbeifahrenden Polizeistreife erzählte der 33-Jährige sogar, dass „der Pole nach Hause gegangen ist.“ Später kam heraus, dass der Täter nachts noch zweimal an der Stelle vorbeiging, wo das Opfer lag. Erst morgens fand ihn ein Rentner. Der Schwerverletzte hatte viel Blut verloren und nur noch eine Körpertemperatur von 31 Grad.

Momentan kein Alkohol

Er überlebte Dank einer schnellen Notoperation aber und er blieb mehr als drei Monate in einer Klinik.  An das gruselige Geschehen erinnert er sich nicht mehr. Das Tatmesser hatte der 33-Jährige weggeworfen. Es wurde im Fluss Tollense unweit vom Tatort entfernt gefunden.

Die Polizei kam dem Mann schon zwei Tage später auf die Spur. In Chatkanälen via Handy hatten sich die Männer darüber unterhalten, dass sie nicht gedacht hätten, dass das Opfer überlebt. Einmal wurde sogar darüber berichtet, dass der 33-Jährige „das ja allein gemacht habe.“

Nach seinem Geständnis verurteilte Richterin Daniela Lieschke den Mann, der zu der Zeit „auf Bewährung“ war,  zu fünf Jahren Gefängnis. Dazu soll er, nachdem ein Teil verbüßt ist, in eine Alkoholentziehungsklinik. Der Demminer, der nur neun Klassen in der Hauptschule schaffte und zwei Ausbildungsversuche als Tischler und Koch abgebrochen hat, stimmte zu. Derzeit sei er dabei, eine Ausbildung im Jugendgefängnis in Neustrelitz zu absolvieren.

Das scheint, eine der wenigen positiven Schlussfolgerungen dieses schlimmen Vorfalls zu sein. Sowohl der Täter ist im Moment „trocken“ und will es auch bleiben. Als auch das Opfer. „Mein Mandant ist wieder in Demmin, hat aber bisher keinen Tropfen Alkohol mehr angefasst“, sagte der Anwalt des Geschädigten Stefan Tabbert. Hoffentlich bleibe das so. 


Eine Antwort zu “Trinkbruder lebensgefährlich verletzt: Fünf Jahre Knast”

  1. Holger Bünger sagt:

    Pack schlägt sich/Pack verträgt sich. Bezahlt wird es vom Steuerzahler