Verbraucher können „Mogelpackung des Jahres 2022“ wählen

6. Januar 2023

Ab sofort können Verbraucher online die „Mogelpackung des Jahres 2022“ wählen. Bei den fünf Kandidaten handelt es sich um Produkte, die durch reduzierte Füllmengen und zum Teil zusätzliche Preiserhöhungen im letzten Jahr deutlich teurer geworden sind. Die Shortlist der Nominierten ergibt sich aus zahlreichen Hinweisen und Beschwerden, die die Verbraucherzentrale in den zurückliegenden zwölf Monaten erreicht haben.
Und das sind die Kandidaten:

Kandidat 1 | »Rama« von Upfield: Gleicher Becher, gleiches Design. Der Inhalt der »Rama« ist 2022 trotzdem geschrumpft – von 500 auf 400 Gramm. Die perfekt getarnte „Schrumpfkur“ führt zu einer versteckten Preiserhöhung von 25 Prozent. Gleichzeitig benötigt Upfield für 1.000 Tonnen Streichfett eine halbe Million Becher mehr.

Kandidat 2 | »Leerdammer« von Lactalis: Die Packung mit den »Leerdammer« Käsescheiben ist wieder etwas „leerer“ geworden. Dabei hatte man Kunden vor einiger Zeit noch dauerhaft mehr Inhalt versprochen. Im Laufe des Jahres 2022 mussten sie stattdessen bis zu 43 Prozent mehr für ihren Käse berappen. Der Sticker „Neuer Inhalt 140 g“ nützt wenig, wenn man die alte Packungsgröße nicht kennt.

Kandidat 3 | »Pringles« von Kellogg: Klammheimlich hat Kellogg bei seinen »Pringles« Chips 2022 den Inhalt reduziert und dreht so weiter munter am „Füllmengenkarussell“ mit immer wieder neuen Inhaltsmengen. Zusätzlich hat der Handel durchgängig den Preis für das Produkt erhöht. Insgesamt kommt so ein Preisaufschlag von 25 Prozent zustande.

Kandidat 4 | »Calgon« von Reckitt Benckiser: Mehr Wäschen pro Packung »Calgon Power Pulver« klingt gut. Ist es aber nicht! Denn: Der Hersteller trickst beim Wasserenthärter dreist mit den Dosierangaben. Eine scheinbar höhere Anzahl an Waschladungen pro Packung entpuppt sich 2022 als versteckte Preiserhöhung von 42 Prozent.

Kandidat 5 | »Goldbären« von Haribo: Haribo mopst Verbraucherinnen und Verbrauchern zum Firmenjubiläum die »Goldbären« aus der Tüte. 14 Prozent teurer wurden die Fruchtgummis dadurch im letzten Jahr. Dutzende weitere Sorten sind betroffen. Etwas kleinere Packungen helfen nicht, um das zu bemerken, da der Vergleich zur alten Tüte fehlt.

So viele Hinweise zu versteckten Preiserhöhungen wie nie zuvor

Den Eindruck, dass alles teurer wird, haben viele Menschen seit Monaten, wenn sie an der Supermarktkasse stehen und ihren Einkauf bezahlen. Doch neben den herkömmlichen Preisanstiegen reduzieren Hersteller weiterhin oft den Inhalt ihrer Produkte und der Preis im Handel bleibt gleich oder steigt zusätzlich etwas, sodass beide Seiten profitieren.

2022 beschwerten sich bei der Verbraucherzentrale Hamburg so viele Verbraucher wie nie zuvor über die Weniger-drin-Masche. Allein in den Monaten August, September und Oktober des letzten Jahres gingen deswegen mehr als 700 Beschwerden bei den Verbraucherschützern ein. „Doch was bei uns ankommt und erfasst wird, ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs“, erklärt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Oft würden Hersteller nicht nur den Inhalt eines Produkts schrumpfen, sondern gleich alle Sorten einer Produktmarke auf Gewinn trimmen. Neben Markenartikeln waren zuletzt auch immer öfter Handelsmarken von versteckten Preiserhöhungen betroffen.

Verbraucherzentrale fordert bessere Regelungen

Rein rechtlich sind Mogelpackungen selten zu belangen. „Die derzeitigen Gesetze geben Unternehmen viel Freiraum, um Verbraucher hinters Licht zu führen“, ärgert sich Valet. Zwar würden sich einige Anbieter bemühen, ihre Kunden besser zu informieren, doch häufig entpuppen sich die Maßnahmen als Feigenblatt. Dabei zeigt Brasilien, dass es auch anders geht. In dem südamerikanischen Land müssen Hersteller für mindestens sechs Monate auf der Vorderseite der Verpackung gut lesbar die alte und neue Inhaltsmenge des Produkts sowie die absoluten und prozentualen Werte der Schrumpfung angeben.

Valet fordert, dass in Deutschland Füllmengenreduzierungen auch nur unter konkreten rechtlichen Vorgaben erlaubt sein sollten. Mit Blick auf den Umwelt- und Ressourcenschutz sind zusätzlich strengere Regeln bezüglich des Luftanteils notwendig. „Packungen müssen grundsätzlich voll befüllt sein. Die Politik hat Verbraucher lange genug im Stich gelassen“, sagt der Verbraucherschützer.

Die Abstimmung zur Wahl der »Mogelpackung des Jahres 2022« läuft bis Sonntag, 22. Januar, 18 Uhr.

– Abstimmungsformular zur Wahl der »Mogelpackung des Jahres«: https://umfrage.vzhh.de/webform/mogelpackung2022
– Infos zu den für das Jahr 2022 nominierten Kandidaten: https://www.vzhh.de/mogelpackung-des-jahres


4 Antworten zu “Verbraucher können „Mogelpackung des Jahres 2022“ wählen”

  1. Petra sagt:

    Wozu die Aufregung, die festen Verpackungseinheiten gibt es doch schon lange nicht mehr. Jeder Hersteller kann so ausufernd verpacken wie er will. Was am schlimmsten dabei ist, ist neben dem Preisbesch…daß die dadurch entstehende Müllflut immer über Verbraucher abgerechnet wird, die das weder produzieren noch eine volle Mülltonne nach 1x einkaufen wollen. Ob mehr Luft in vorhandenen Verpackungen oder zusätzlicher Müll durch mehr kleine Tüten statt einer großen, es ist sinnlos die Auswirkungen zu bewerten, die Ursachen sind entscheidend und da läuft vieles schief in Deutschland

  2. SUWI sagt:

    Petra hat den Nagel auf den Kopf getroffen!

  3. Simon Simson sagt:

    Wozu die Aufregung? Rama. Man muss den Geschmack schon sehr weit hinten haben. Aber wem der Markenname so wichtig ist… Leerdammer: Von vornherein ein hochgepuscher Name für ein industrielles Massenprodukt ohne wirkliche Historie. Geht in Ordnung. Name ist Programm. Wem es s wichtig ist, dass die Chips übereinander in einem Papprohr getapelt liegen, gibt dafür mehr Geld aus. Die Ladung liegt ganz hinten wie in jedem Lauf einer Büchse. Wer Preis an Menge misst, greift sowieso zur Tüte, wem seine Gesundheit etwas wert ist, bei solchem Süßsalzfettigen gar nicht zu. Calgon: Ein sowieso völlig sinnloses Produkt. Der Heizstab hält nicht länger, wenn mittels Säure der Kalk gebunden wird und sich nicht absetzen kann. Die Waschwirkung wird aber dadurch kaum erhöht. Nun, dass es das Zeug noch immer gibt, beweist die Wirksamkeit von Werbung. Somit wäre es im Sinne der Verbraucher und der Umwelt besser, wenn die Tüte ganz leer wäre. Kommt noch. Bleiben die Goldbären. Die sind für jeden Obstfreund wirklich unersetzlich und ich leide mit den seit vielen Jahren immer kleiner werdenden Tütchen. Sirup mit künstlichem Aroma, Farbstoffe und Gelatine. Dass man daran spart, ist schon interessant, dachte ich doch, dass das genau die spottbilligen Stoffe sind, mit denen man wertige Nahrungsmittel streckt.

  4. Strohmidel sagt:

    mein Kandidat sind die Goldbären