Verbraucherzentrale: So funktioniert die Wärmepumpe im Altbau

17. August 2023

Wärmepumpen gelten als die Heiztechnik der Stunde. Über ihre Verwendung im Altbau wird viel diskutiert. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale räumt mit Mythen auf und gibt Tipps, wie Wärmepumpen auch im Altbau für wohlige Wärme zu moderaten Preisen sorgen und dabei das Klima schützen.

Wärmepumpen gewinnen ihre Wärme aus der Umwelt: aus der Luft, aus dem Boden oder aus dem Grundwasser. Diese Umweltwärme kostet nichts. Damit einher geht, dass Wärmepumpen Niedrigtemperaturheizungen sind, die die Heizflächen im Haus nur auf 35 bis 55 Grad Celsius erwärmen. Das spart Energie, funktioniert aber nur mit größeren Heizflächen.

Arian Freytag Experte der Energieberatung der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern: „Heizkörper in Altbauten sind tatsächlich überraschend oft überdimensioniert, so dass oft nur ein Austausch einzelner Heizkörper nötig ist. Teilweise wurden sie großzügig über den Daumen dimensioniert, einige Gebäude wurden nachträglich mit Dämmung und neuen Fenstern versehen, so dass die Heizflächen geringere Vorlauftemperaturen brauchen.“

Damit ist natürlich auch der Weg zur Wärmepumpe im Altbau umrissen: Abhängig vom jeweiligen Gebäude sollte nach dem Optimum von größeren Heizflächen und besserer Dämmung gesucht werden. Dabei hilft ein Energieberater.

Möglichkeit selbst testen

Arian Freytag rät zum Praxistest für eine erste Orientierung: An einem kalten Wintertag wird die Vorlauftemperatur der vorhandenen Heizung auf 55 Grad begrenzt und alle Heizkörperthermostate auf „3“ gestellt. Wird es dann in allen Räumen warm, ist eine Wärmepumpe problemlos möglich. Bleiben einzelne Räume kalt, reicht vermutlich der Ersatz der Heizkörper durch größere aus, um die Wärmepumpe zu ermöglichen. Bleibt es in allen Räumen zu kühl, wird es ohne zusätzliche Dämmung an der Gebäudehülle keinen wirtschaftlichen Wärmepumpenbetrieb geben.

Auch die Frage nach den Kosten wird an vielen Stellen diskutiert. Die Ausgaben für eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus inklusive Installation liegen zwischen 20.000 und 50.000 Euro. Das liegt deutlich über dem Preis der fossilen Alternativen, die aktuell noch eingebaut werden dürfen. Entscheidend sind aber die Betriebskosten der nächsten 15 bis 20 Jahre. Ob das Heizen mit einer Wärmepumpe am Ende günstiger ist als mit einer Öl- oder Gasheizung hängt einerseits von der Effizienz der Wärmepumpe ab, andererseits von der Kostenschere zwischen Strompreis und z.B. Gas-, Öl- oder dem Pelletpreis. Für die Lebensdauer der Heizung können diese Kosten nicht exakt prognostiziert werden. Zu vermuten ist aber, dass mehr Wind- und Solarstrom weiterhin den Strompreis drücken und die beschlossenen Steigerungen der CO2-Abgabe die fossilen Energien weiter verteuern. Die Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe sind tatsächlich höher als die für Brennwerttechnik. Da die Umstellung auf Wärmepumpen jedoch maßgeblicher Bestandteil der von der Politik angestrebten Wärmewende ist, werden sie mit bis zu 40 Prozent vom Staat gefördert. Das reduziert die Investitionskosten. Entscheidend ist also die Jahresarbeitszahl.

Die Jahresarbeitszahl beschreibt die Effizienz einer Wärmepumpe. Sie bemisst das Verhältnis des benötigten Stroms zur erzeugten Wärme. Eine Jahresarbeitszahl von 3 bedeutet, dass mit einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme erzeugt werden können. Nach Ansicht der Verbraucherzentrale sollte im Altbau mindestens die Jahresarbeitszahl 3 angestrebt werden.

Arian Freytag rechnet an einem konkreten Beispiel vor: Wir gehen von einem Haus aus, dass im Jahr 25.000 Kilowattstunden Wärme benötigt und einer Heizung, die 15 Jahre genutzt wird.

Fällt die Entscheidung für eine Gasheizung, kostet das warme Haus nach 15 Jahren 85.000 Euro.

Gasheizung:  Anschaffung: 10.000 Euro | keine Förderung
Gaspreis: 0,2 Euro
Gaskosten für 15 Jahre: 25.000 kWh * 15 Jahre * 0,2 Euro= 75.000 Euro
Gesamtkosten: 10.000 + 75.000 Euro = 85.000 Euro

Das gleiche Haus mit einer Wärmepumpe beheizt, verursacht Kosten von 80.500 Euro.

Wärmepumpe:  Anschaffung: 18.000 Euro (30.000 Euro – 12.000 Euro Förderung)
Jahresarbeitszahl: 3
Stromkosten: 0,5 Euro
Stromkosten für 15 Jahre: 62.500 Euro (25.000 kWh * 15 Jahre / Jahresarbeitszahl 3 * 0,5 Euro)
Gesamtkosten: 18.000 Euro + 62.500 Euro = 80.500 Euro

Zu guter Letzt sind Wärmepumpen auch deutlich klimaschonender als Gasheizungen. Laut Umweltbundesamt erzeugen Gasheizungen pro Kilowattstunde Wärme etwa 218 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2). Für oben genanntes Beispielhaus mit jährlichem Verbrauch von 25.000 Kilowattstunden bedeutet das 5,45 Tonnen CO2. Der aktuelle Strom-Mix verursacht mit 434 Gramm pro Kilowattstunde zwar größere Mengen Kohlenstoffdioxid, die Wärmepumpe braucht für die selbe Wärmemenge jedoch nur ein Drittel Strom (Jahresarbeitszahl 3). Am Ende sind es 3,6 Tonnen CO2.

Entscheidend bleibt eine hohe Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe. Sie erfordert eine gute Planung und eine gute handwerkliche Umsetzung.

Fragen zu Wärmepumpen und andere Heiztechniken beantwortet die Energieberatung der Verbraucherzentrale mit ihrem umfangreichen Angebot. Die Beratung findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt. Die Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Mehr Informationen gibt es auf www.verbraucherzentrale-energieberatung.de,  in kostenlosen Online-Vorträgen oder bundesweit kostenfrei unter 0800 – 809 802 400. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

@Pixabay/HarmVdB


8 Antworten zu “Verbraucherzentrale: So funktioniert die Wärmepumpe im Altbau”

  1. Rainer Winklmeier sagt:

    Spannend, die Kostenrechnung. Mein Energieberater meinte ich hätte mit Sanierungskosten von ca. 180.000 € zu rechnen bevor eine Wärmepumpe effizient betrieben werden könnte. Das Rechnet sich dann in ca. 96 Jahren, wenn das Öl noch teurer wird vielleicht in 64 Jahren. Also wirtschaftlich ein absoluter Blödsinn auch in Anbetracht der Tatsachen, das die letzten 3 AKWs mehr CO2 eingespart hätten als dies die Wärmepumpen tun werden .

  2. Meckerkopp sagt:

    Siehe obennachdem er freigegeben wurde.
    17. August 2023 um 09:31 UhrDie Wärmepumpe produziert meines Wissens nur max. 35 Grad Celsius. Damit läuft eine normale Pumpenheizung nicht. Es funktioniert nur mit Fußbodenheizung. Mein Haus ist geschätzt 200 Jahre alt, mit Lehmwänden, Holzfußböden und -decken die nicht gedämmt sind (nur mit Lehm, Kaff und Stroh). Wie soll ich da Fußbodenheizungen einbauen ? Das geht wenn überhaupt nur mit enormen Kosten, die wir als Rentner nicht aufbringen können. Wenn Jemand der wirklich Ahnung hat ( nicht die Schlaumis unserer Regierung ) da einen guten Vorschlag hat, so soll er mir und bestimmt weiteren Betroffenen eine brauchbare Alternative aufzeigen. Meckerkopp
    Antworten
    Schreibe einen Ko

  3. Möwe sagt:

    Alles schön gerechnet für den Verbraucher. Wärmepumpen können nur ein !!! Zusatz zur Wärmegewinnung sein . Es wird ein künstlicher Markt geschaffen , damit die Gewinne weiterhin in die richtigen Taschen fließen.

  4. Nachdenklicher sagt:

    Ja, wer einen Altbau auf Wärmepumpenheizung umrüsten will, braucht wirkliche Experten für die Beratung und Berechnung. Es kann prima funktionieren,aber auch nach hinten losgehen. Insbesondere bei Wärmepumpen, die ihre Energie aus der Außenluft beziehen, denn man benötigt natürlich am meisten Heizenergie, wenn es draußen am kältesten ist. Und kalte Außenluft weiter zu kühlen, um Heizenergie daraus zu gewinnen ist kostspielig. Wärmepumpe ja, aber gut berechnet und nicht zu knapp bemessen. Auch kann man ruhig ein Auge auf den Hersteller werfen. Gerade wird leider alles angeboten, was irgendwie verfügbar ist.

  5. Blankenburg sagt:

    Ich glaube jeder vernünftige Mensch ist für umweltschonende Maßnahmen! Nur ohne Informationen und mit der Brechstange wird das Gegenteil erreicht. Wenn diese Regierung das nicht versteht muss Sie einfach weg!

  6. DirkNB sagt:

    Es gibt für alles eine Lösung, in dem Fall zwar zur Zeit nur großtechnisch, aber bei entsprechendem Bedarf auch als Hausanlage. Immerhin könnte man die günstig über Wärmepumpe erzeugten 35° dann nachträglich nachheizen. Die Geothermische Heizzentrale in NB macht das so. Das warme Wasser, was da aus der Erde kommt, hat auch nicht viele mehr °C und wird für das Heizungssystem des Wohngebiets Rostocker Straße dann nachgewärmt.

  7. Baydoun sagt:

    Die Reparatur kosten für die wärmepumpe, hat er in seiner Rechnung nicht mit einbezogen , die sind nämlich
    Viel Teuerer als bei einer Gasheizung!!
    Viele Grüße vom SHK Meister .

  8. Adernalinismus sagt:

    Herr Winkelmeier, Sie vermischen die Dinge unzulässig miteinander. Natürlich wird eine Wärmepumpenheizung bei vielen Altbauten sehr teuer, bestimmt auch oft viel zu teuer, gemessen am Wert der Immobilie und der Lebenserwartung der Bewohner. Deshalb muss gesamtgesellschaftlich an das Problem, wie mit weniger CO2-Ausstoß geheizt werden kann, herangegangen werden. Wir leben hier auf heißem Wasser, aber niemand kann so eine Tiefenbohrung alleine bezahlen. Unser Bürgermeister heizt sich lieber bei Marathonläufern auf und wartet derweil darauf, dass die kommunale Wärmeplanung gefördert wird. Bis dahin macht man natürlich nix, außer sich mit zweifelhaften und rückwärts gewandten Planungen zu befassen, wie z.B. die Anzahl Liegeplätze für Privatyachten mit Steuergeld zu erhöhen und dafür mit Verlängerung der Steinmole, fast bis zum Hafenviereck die restliche, freie Müritzsicht total zu verbauen. Aber zurück zu Ihrer Sicht. Natürlich stoßen Kernkraftwerke selbst kaum CO2 aus. Im gesamten Prozess von der Gewinnung spaltbaren Materials bis zur sicheren Endlagerung (5x länger als die Menschheit bereits existiert) aber dann doch so einige Tausend Tonnen. Und dann die Kosten. Strom aus Kernkraft kostet, alles eingerechnet, etwa 60 Cent/kWh. Wollen Sie mit diesem Preis Ihr Haus heizen? Im Gegensatz dazu ist jede noch so ineffiziente Wärmepumpe billig zu betreiben. Eine Verbindung von Geothermie und Nahwärmeversorgungsleitungen mit Temperaturhub durch dezentrale Wärmepumpen wäre hier mit Sicherheit das Effizienteste. Das wird wohl ein Traum bleiben. Liegeplätze sind hier das Maß der Dinge!!!