Von Musikern, die mit dem Handwagen zu ihren Auftritten zogen

27. November 2019

Er ist in Waren bekannt, wie der sprichwörtliche bunte Hund, aber wie er zu seinem Spitznamen „Spargel“ kam, weiß offenbar niemand. Auch nicht er selbst. Zwei Jahre lang hat Wolfgang Ullerich in der Musikgeschichte der Müritz-Region „gewühlt“ und präsentiert das Ergebnis ab heute im Stadtgeschichtlichen Museum in Waren. Mit dabei natürlich auch ein paar Sätze zu seinem Spitznamen, und vielleicht gibt’s ja einen Besucher, der ihm erklären kann, wie es eigentlich dazu kam.
In Waren jedenfalls gibt’s wohl kaum jemanden, der ihn mit Wolfgang anspricht. Der 71-Jährige ist „Spargel“ und bleibt „Spargel“ und er ist  seit Jahrzehnten ein großer Bestandteil der Musikszene an der Müritz. Klar, dass die Ausstellung, die er heute um 17 Uhr im Warener Rathaus eröffnet und die sich mit der Musikszene der Region von 1945 bis heute beschäftigt, mit eigenen Erinnerungen, viel Liebe zum Detail und vor allem jeder Menge Herzblut zusammengestellt hat. Wir durften gestern schon mal einen Blick hinein werfen.

Das schon mal vorweg: Die Besucher der neuen Ausstellung sollten Zeit mitbringen. Denn es ist unwahrscheinlich interessant, über die Kapellen, Gruppen und Bands von damals und heute zu lesen, die Bilder anzuschauen und natürlich auch, darüber zu sprechen, wer wen kennt. Viele Namen tauchen in der Ausstellung gleich mehrfach auf. Natürlich „Spargel“, der im Laufe der Jahre in zehn verschiedenen Band gespielt hat, darunter in den erfolgreichen Gruppen „Electras“ und „TEST“.

Ebenfalls bekannte Namen in der Musiker-Szene: Ronald Schützler, Helmut Peters, Thomas Müller, Horst Reichardt, Wolfgang Naudieth, Karin Grewe, Gerhard Kresin, Peter Dreier, Jürgen Puls, Jürgen Pingel, Conny Gohl, und, und, und.

„Wir waren und wir sind hier wirklich ein musikalisches Völkchen. Und ich wollte einfach mal denen eine Ausstellung widmen, die viele Jahre Wochenende für Wochenende für gute Stimmung und beste Unterhaltung gesorgt  haben und heute noch sorgen“, erzählt „Spargel“, wie er auf die Idee kam, sich noch intensiver mit den Musiker der Region zu beschäftigen. Zur Hilfe kam ihm dabei natürlich seine Arbeit im Stadtgeschichtlichen Museum. Außerdem haben sich bei ihm viele Menschen nach einem Aufruf bei „Wir sind Müritzer“ gemeldet, ihm Bilder und andere Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt.

Diese Erinnerungsstücke reichen bis ins Jahr 1945 zurück. Spannend, zu erfahren, dass die „Wasserpolizei“ eine eigene Band hatte und sogar die Lehrer mit einer Tanzkapelle aufs Parkett lockten. Interessant auch, dass es eine Zeit lang zwei Häuser gab, in denen die Warener vergnügliche Abende verbringen konnten – den „Graichenhof“, also das spätere Kulturhaus auf dem Mühlenberg. Und die Gaststätte „Heidelbach“ am Kietz. Beide schnappten sich dem Vernehmen nach gegenseitig die guten Musiker weg.

Mehr wollen wir jetzt jedoch nicht verraten, denn es ist doch viel schöner, sich vor Ort die Ausstellung, die mindestens drei Monate gezeigt werden soll, anzuschauen. Mal sehen, ob am Ende vielleicht heraus kommt, wie Wolfgang Ullerich denn nun zu seinem Spitznamen „Spargel“ kam.

Zur heutigen Eröffnung sind ab 17 Uhr alle Interessierten im Rathaussaal willkommen. „Spargel“ wird  Anekdoten aus seinem Musikerleben preis geben und die Besucher ganz sicher anregen, ebenfalls in Erinnerungen zu schwelgen.

Hier unsere Bildergalerie, bitte anklicken:


Eine Antwort zu “Von Musikern, die mit dem Handwagen zu ihren Auftritten zogen”

  1. Ingolf Kühn sagt:

    Mein lieber Scholli, was Spargel da auf die Beine gestellt hat, kann sich sehen lassen! Aus irgendwelchen Gründen hatte ich erst heute durch „Wir sind Müritzer“ von der Ausstellung Wind bekommen. Deshalb habe ich mich gleich aufgemacht, um unmittelbar nach der offiziellen Eröffnung zumindest im Ausstellungsraum zu erscheinen. Erwartungsgemäß war sehr viel Besuch vor Ort. Es dauerte nicht lange, bis ich mit diversen Leuten ins Gespräch kam. Da ist zum einen Helmut Peters und Peter Dreier zu nennen, beides Urgesteine der Warener Musikszene. Auch Jürgen Grewe, einst Techniker im Kreiskulturhaus und dann im Bürgersaal, ließ es sich nicht nehmen, vorbei zu schauen. Er hatte uns für unsere Veranstaltungen und Auftritte immer das Unmögliche möglich gemacht.
    Da ich auch noch einige Schätze von Beschallungstechnik und Musikelektronik aus vergangenen Zeiten besitze, werde ich eine Auswahl davon gerne der Ausstellung zur Verfügung stellen.
    Ich kann nur sagen: Leute, besucht diese Ausstellung, es lohnt sich. Danke noch mal an Spargel, der uns auch damals in seinem Laden in der Langen Straße immer gut versorgt hat.