Weiter Schweigen und Verzögerungen im Prozess gegen Kokain-Trio

6. Juli 2021

Der Prozess gegen drei Männer wegen bandenmäßigen Drogenhandels vor dem Landgericht Neubrandenburg (WsM berichtete) verzögert sich weiter. Nach der Anklageverlesung haben die Verteidiger gestern erneut Befangenheits- und weitere Anträge gestellt, die darauf abzielen, dass die Beweisaufnahme gar nicht richtig in Gang kommt. So sollen die Daten, die durch die Datenentschlüsselung französischer Ermittler gewonnen wurden, nach Auffassung der Anwälte gar nicht verwendet werden dürfen. Mehrere Gerichte in anderen Bundesländern sehen das bisher anders.
Als Hauptangeklagter gilt in dem Verfahren ein inzwischen 59 Jahre alter Mann aus einem Dorf bei Stavenhagen, der an der Müritz kein Unbekannter ist. Der Angeklagte hatte einst als Manager auch mit der Diskothek im ehemaligen Kreiskulturhaus zu tun.  Vermutlich schon seit damals kennen sich der 59-Jährige, ein 58-Jähriger aus Schwerin und ein 38-Jähriger aus Stavenhagen.

Die Staatsanwaltschaft wirft allen Dreien vor, bis November 2020 Drogen in großen Mengen – meist Kokain – aus Holland geholt und damit auch an der Seenplatte gedealt zu haben. Der Fall soll im Zusammenhang mit einer internationalen Datenabfangaktion französischer Ermittler in der Region Lille zu tun haben. So hatten die angeklagten Männer Krypto-Handys, die lange als abhörsicher galten und deshalb bei Kriminellen gefragt waren.

Die Betreiber nannten die Plattform “Encrochat”. Den Franzosen gelang es aber, die Daten des “Encrochat-Servers” zu entschlüsseln. Damit wurden viele Tatverdächtige, vor allem in der Drogenszene in Europa, plötzlich sichtbar.

So soll der Älteste dafür gesorgt haben, dass das Auto mit dem nötigen Drogenversteck verfügbar war. Der 38-Jährige aus Stavenhagen habe vermutlich als Hauptverteiler fungiert, der Mann aus Schwerin war ebenfalls „an Bord“, wie die abgehörten Gespräche nahelegen. Das Gericht muss nun erneut die Anträge der Verteidiger bewerten und hat schon Termine bis in den August hinein reserviert. Die Angeklagten schweigen bisher.

Das Trio und ein vierter Mann aus dem Süden der Müritz-Region, dessen Verfahren aber abgetrennt wurde, waren im November 2020 gefasst worden. Bei Durchsuchungen fanden Ermittler gut zwei Kilogramm Kokain im Wert von mehreren hunderttausend Euro. Auch ein Totschläger, Mobiltelefone und 30 000 Euro Bargeld wurden beschlagnahmt, Vermögen der Männer und ihrer Angehörigen wurde sicherheitshalber eingefroren.


Kommentare sind geschlossen.