Welthospiztag: Mitarbeiter der Palliativstation Amsee stehen Kranken und Angehörigen zur Seite

10. Oktober 2020

„Jeder Mensch hat das Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen. Er muss darauf vertrauen können, dass er in seiner letzten Lebensphase mit seinen Vorstellungen, Wünschen und Werten respektiert wird und dass Entscheidungen unter Achtung seines Willens getroffen werden.“ So formuliert es die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland als Ziel. Dies zu gewährleisten, ist Aufgabe der Hospiz- und Palliativversorgung. Gerne hätte die Klinik Amsee, in der es eine von 18 stationären Palliativstationen in Mecklenburg-Vorpommern gibt, ihre Türen geöffnet und ihre Einrichtung vorgestellt. Das geht aus den bekannten Gründen nicht. Dennoch möchte die Warener Klinik am heutigen Welthospiztag an dieses Thema erinnern und die Wichtigkeit herausstellen.

Als erstes Hospiz wurde im Jahr 1967 das St. Christopher’s Hospice von Dame Cicely Saunders in England gegründet. 1969 fanden erste Begegnungen zwischen deutschen Seelsorgern und Cicely Saunders statt. Die erste Palliativstation in Köln wurde 1983 eröffnet.
Inzwischen gibt es in Deutschland ca. 330 Palliativstationen in Krankenhäusern, davon 3 für Kinder und Jugendliche. Das bedeutet, dass jedes 15. Krankenhaus eine Palliativstation einrichtet. Bis 2018 entstanden in Mecklenburg-Vorpommern 18 stationäre Palliativstationen, 9 stationäre Hospize, 22 ambulante Hospizdienste und 11 SAPV-Teams (SAPV = Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung).

Ziel: Zurück in das eigene Zuhause

Bei schweren, nicht heilbaren und lebensbedrohlichen Erkrankungen – dies müssen nicht unbedingt Krebserkrankungen sein – sollen Patienten und deren Angehörige als Ganzes gesehen werden. Ihnen wird Gelegenheit gegeben, ihre Lebenskonzepte und Weltanschauungen auch bei schwersten Erkrankungen berücksichtigt zu wissen.

Während sich die Hospizversorgung auf die Begleitung unheilbar kranker Menschen bis zum Lebensende konzentriert, steht auf den Palliativstationen die medizinische Versorgung der Symptomkontrolle im Vordergrund. Hier werden die Patient*innen so betreut und medikamentös oder anderweitig eingestellt, dass eine ausreichende Symptomlinderung oder -freiheit besteht. Unter diesen Voraussetzungen wird eine Verbringung zurück in den häuslichen Bereich ggf. mit einem ambulanten Palliativteam (SAPV-Team) oder die Verlegung in ein Hospiz ermöglicht.

Ständig steigender Bedarf

Zu den 18 stationären Palliativstationen in Mecklenburg-Vorpommern zählt auch die Station 2 der Klinik Amsee in Waren. Die Klinik ist auf die medizinische Versorgung von Menschen spezialisiert, die unter einer weit fortgeschrittenen, nicht mehr heilbaren Erkrankung mit begrenzter Lebenszeit leiden. Diese Krankheiten und deren Folgen können sowohl Tumorerkrankungen aller Fachrichtungen als auch chronisch-internistische, neurologische oder geriatrische Erkrankungen sein.

Wegen des demografischen Wandels – der höheren Lebenserwartung bei gestiegenem Lebensstandard und besseren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen – steigt der Bedarf an Palliativ- und Hospizbetreuung stetig.

Ziel der Palliativmedizin ist ein angemessener Umgang mit Leben, Sterben und Tod sowie die Sicherstellung der Würde der betroffenen Patienten unter Erhaltung der größtmöglichen Selbstbestimmung.

“Dies versuchen wir durch Schmerztherapie, Symptomkontrolle und Symptomlinderung – bei Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Luftnot, Verstopfung, Ängsten etc. – zu erreichen. Ärzte verschiedener Fachrichtungen mit der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin, engagiertes medizinisches Pflegepersonal – auch mit der Palliativ-Care-Ausbildung – sowie Physiotherapeuten, eine Onkopsychologin, ein Krankenhausseelsorger und ein Musiktherapeut bilden ein multiprofessionelles Team zur Versorgung und Betreuung unserer Patienten. Dabei arbeiten wir mit Hausärzten, den Hospizdiensten und SAPV-Teams aus dem Einzugsbereich der Klinik Amsee eng zusammen”, beschreibt die Klinik das Angebot.

Möglichst in der eigenen Häuslichkeit

Angestrebt wird immer die verbesserte Lebensqualität der Schwerstkranken, was nicht immer eine Lebensverlängerung um jeden Preis bedeutet. Entgegen der herkömmlichen Meinung über die Palliativstation verbringen ca. 70 Prozent der Patienten ihre verbleibende Lebenszeit in ihrer eigenen Häuslichkeit, wobei Betroffene und Ängehörige Unterstützung von speziellen Pflegediensten, Hausärzten und der SAPV erfahren. Sollte eine Entlassung aus den verschiedensten Gründen nicht möglich sein, so steht das Stationsteam den Sterbenden und ihren Angehörigen bei.

Zum Behandlungsspektrum zählen auch zunehmend viele organisatorische Aufgaben durch den Sozialdienst der Klinik Amsee: Zum Beispiel Antragstellungen, Organisation der Aufnahme in Hospize oder Pflegeheime, Herstellung von Kontakten zu Pflegediensten oder SAPV-Teams, Unterstützung bei Pflegegrad-Anträgen, Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Dazu gehören auch Beratungen bei der Erstellung einer Patientenverfügung oder einer Versorgungsvollmacht, um die bestmögliche Therapieplanung entsprechend den Vorstellungen der Betroffenen durchführen zu können. Auch Angehörigen wird Unterstützung in Form von ambulanten Hospizdiensten oder Trauerbegleitung angeboten.

Die Kosten für die stationäre Palliativbehandlung werden über die Krankenkassen abgerechnet.Die Palliativstation der Klinik Amsee bietet Platz für acht Patienten in Einzel- oder Doppelzimmern, die modernem Klinikstandard entsprechen. Das Personal bemüht sich, allen Wünschen oder Patienten gerecht zu werden, z. B. durch Wunschkost oder offene Besuchszeiten.

Weitere Informationen: http://www.jsd.de/klinik-amsee


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