Wenn Minuten Leben retten können

22. September 2016

rea3Es ist ein Thema, das wahrscheinlich jeder gerne ganz weit weg schiebt, aber es ist ein Thema, das uns jeden Tag, jede Stunde, jede Minute treffen kann: Reanimation. Um so erschreckender die Resonanz auf das Angebot des MediClin Müritz-Klinikums, das gestern Reanimationskurse – kostenlos – im Müritzeum für jedermann angeboten hat.
Während die Mitarbeiter des NaturErlebniszentrums fast ausnahmslos davon Gebrauch gemacht haben, gab es nur wenige Müritzer, die ihre Kenntnisse auffrischen wollten.
Aber genau das spiegelt sich auch in den Zahlen wieder, die Dr. Astrid Francke als Chefärztin Anästhesiologie und Intensivmedizin am Müritz-Klinikum präsentiert hat: In Deutschland sterben noch viel zu viele Menschen, weil sich Frauen und Männer nicht trauen, zu reanimieren.

Während in den Niederlanden 70 von 100 Menschen im Falle eines Falles sofort reanimieren würden, sind es in Deutschland einer Erhebung zufolge lediglich 22 (!). Und auch deshalb werden in Deutschland täglich 250 Menschen Opfer von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – eine der Haupttodesursachen überhaupt.

rea8Viele Todesfälle könnten nach Meinung von Dr. Astrid Francke verhindert werden, wenn Menschen im Umfeld keine Angst hätten und sich an die Reanimierungsmaßnahmen machen würden. „Drei Viertel aller Betroffenen sind Angehörige.
Heißt: Bei irgendeiner Familienfeier bricht  nach dem tollen Fest-Essen plötzlich jemand zusammen“, erzählt die Medizinerin aus langjähriger Erfahrung. Aber: Da ist trotz des Schrecks der Nebenstehenden schnelle Hilfe unwahrscheinlich wichtig. Denn bei einem Herzstillstand tickt die Zeit. Schon nach fünf Minuten ohne Reanimation sinkt die Überlebenschance um 50 Prozent.

Dass trotzdem so viele Menschen Angst haben, im Falle eines Falles mit der Reanimation zu starten, liegt an der Angst. Der Angst, etwas verkehrt zu machen, wie auch Oberarzt Philipp Stahlknecht erklärt: „Viel denken, sie könnten etwas verkehrt machen. Aber, lieber etwas nicht ganz richtig machen als gar nichts machen“, ist seine Devise.

In vielen öffentlichen Einrichtungen gibt’s inzwischen portable Defibrillatoren. Beispielsweise auch im Foyer des Landratsamtes. Die können –sofern in unmittelbarer Nähe vorhanden – Leben retten und auch bei der Reanimation helfen. „Die Dinger erklären wirklich in einem unwahrscheinlich ruhigem Ton, was zu tun ist. Wir können sie für öffentliche Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr nur empfehlen“, so Philipp Stahlknecht als Oberarzt des Müritz-Klinikum, der die Demonstration gemeinsam mit Fachärztin Julieta Bartha wirklich sehr anschaulich gestaltet hat.

Die Geschäftsführerin des Müritzeums, Andrea Nagel, würde so einen Defilbrilator gerne in ihrem Naturerlebnis-Zentrum anschaffen. Nur: Im Finanzplan ist das nicht vorgesehen. Sponsoren sind gerne willkommen


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