Wir sind Müritzer: Ein ganz persönlicher Weihnachtsgruß

24. Dezember 2024

Weihnachten 2024. Wieder ein Weihnachten, das anders sein wird. „Wir sind Müritzer“ versucht seit vielen Jahren zu Weihnachten nur positive Nachrichten zu veröffentlichen. Das ist uns in den vergangenen Jahren mehr oder weniger gut gelungen. Denn es hängt ja immer auch vom aktuellen Geschehen ab. Wir haben am heutigen Tag bis jetzt nur schöne Geschichten für unsere Leser herausgesucht. Geschichten, die zeigen, dass es doch noch ganz viel Menschlichkeit, Wärme und ein Miteinander gibt. Aber: Weihnachten 2024 wird überschattet von dem schrecklichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Gar nicht so weit weg von uns. Fünf Menschen haben ihr Leben verloren, darunter ein neunjähriger Junge, zahlreiche Frauen und Männer erlitten so schwere Verletzungen, dass sie ihr Leben lang darunter leiden werden.
Die Nachricht am Freitagabend hat alle Menschen in unserem Land und weit darüber hinaus schockiert. Manche haben davon erfahren, als sie gerade selbst auf einem Weihnachtsmarkt waren, andere, als sie zusammen mit Kollegen auf einer Weihnachtsparty mal den Alltag vergessen wollten und wieder andere bei einem gemütlichen Abend mit den Lieben zu Hause.
Weihnachten dürfen auch immer ein paar persönliche Worte sein. Deshalb möchte ich hier gerne schildern, wie es war, als mich die schrecklichen Bilder und Videos erreichten.

Normalerweise „hänge“ ich fast rund um die Uhr am Nachrichten-Ticker. Meldungen aus der Region, aus MV, aber auch aus aller Welt laufen im Sekundentakt ein. Nicht so am Freitag.

Mein Mann und ich wollten schon seit Jahren einfach mal die Weihnachtsstimmung in München – eine Stadt, die wir sehr mögen – erleben. Hat bisher nie geklappt. Irgendwas war immer wichtiger. Leider. In diesem Jahr aber ging’s nun endlich los. Wir haben uns am Donnerstag auf nach München gemacht. Der Freitag war einfach nur toll – der Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz und in den Innenstadt-Straßen, der festliche Schmuck an fast jedem Haus und die wirklich überall gut gelaunten Menschen. Nach 15 Kilometern, die wir am Tag zwischen Ständen, Pyramiden und Geschäften zu Fuß zurückgelegt hatten, waren wir froh, endlich ein Plätzchen in einem Restaurant gefunden zu haben, was an einem Freitagabend in München auch nicht so leicht ist.

Klein, niedlich, gemütlich war unser Italiener. Die Stimmung ausgelassen. Man kam gleich mit vielen Menschen ins Gespräch. Nachdem ein Gast auf sein Handy geguckt hatte, ungläubig schaute, zückten alle anderen ebenfalls schnell ihre Handys. Auch ich, obwohl ich mal zwei Tage ohne dieses Ding auskommen wollte. Dann der Schock. In der Gaststätte mitten in München wurde es plötzlich sehr still. Niemand konnte glauben, was auf den verschiedenen Nachrichtenportalen zu lesen war. Ein Anschlag in Magdeburg, es gibt Tote und viele Verletzte. Und es hallte regelrecht durch das Restaurant: WARUM? Die Betroffenheit war allen Gästen anzumerken. Schließlich beendeten die meisten den Abend im Restaurant. Niemandem war mehr nach einem stimmungsvollen Abend zumute. Auch uns nicht.

Am Sonnabend – München, kurz vor dem Fest, die Innenstadt proppevoll. Und: Ganz, ganz viel Polizei. Eigentlich an jeder Ecke. Fürs eigene Sicherheitsgefühl gut.
Die sehr kirchlich geprägte Stadt ist aber nicht zum normalen Tagesgeschäft übergegangen. Am Marienplatz Trauerflor, an vielen Stellen gab es Andachten, die Kirchen, standen allen – egal ob gläubig oder nicht – offen, Kerzen für die Opfer wurden angezündet. Ganz „normale“ Passanten hatten Tränen in den Augen, hielten im Weihnachtstrubel der Großstadt inne.  Ja, in München wurde wirklich aufrichtig getrauert. Das hat mich überrascht, zumal man ja in Bayern nicht unbedingt mit großen Sympathien für „Ostdeutsche“ rechnet. Alles Quatsch. Auch wieder nur so ein Vorurteil.

Warum schreibe ich das? Vielleicht, um zu zeigen, dass wir Menschen in unserem Land eigentlich eine starke Gemeinschaft sind. Eine Gemeinschaft die viel erreichen kann – wenn sie denn will. Wir brauchen keine Politiker, die betroffen in die Kameras schauen, aber zuvor nur wenig unternommen haben, um so einen Anschlag wie in Magdeburg zu verhindern. Wir brauchen keine Parolen, die uns vorschreiben sollen, wie wir denken. Und wir brauchen auch nicht den erhobenen Zeigefinger. Von niemandem. Wir brauchen uns, wir brauchen endlich wieder einen menschlichen Umgang miteinander. Wir brauchen mehr Herzlichkeit, mehr Miteinander. Und nein, ich meine keine einheitliche Meinung. Sondern einen respektvollen Austausch unterschiedlicher Meinungen – ohne Hass, Hetze und Beleidigungen.

Lasst‘ uns dieses Weihnachten, das leider wieder ein anderes als gewünscht wird, nutzen, um uns auf das zu besinnen, was wichtig ist: Liebe, Gemeinsamkeit und Herzlichkeit!

In diesem Sinne, liebe Müritzer, wünscht das gesamte Team von „Wir sind Müritzer“ himmlische Weihnachten! Und – schaltet die Handys mal ab, wir tun es auch. Wichtiger sind die Menschen, die uns gegenüber sitzen!

                                                                                                                                                Antje Rußbüldt


6 Antworten zu “Wir sind Müritzer: Ein ganz persönlicher Weihnachtsgruß”

  1. M. Ullerich sagt:

    Wow, was für ein ergreifender Text. Mir laufen tatsächlich die Tränen. Das geht ans Herz. Euch auch besinnliche Feiertage.

  2. Martin sagt:

    Liebe Frau Rußbüldt,
    mit ihrer Geschichte haben sie die Situation auf den Punkt gebracht. Vielen Dank dafür. Ihnen und Ihrem Team wünsche ich ein frohes, besinnliches und friedliches Weihnachtsfest. Ich freue mich auf das nächste Jahr mit „Wir sind Müritzer“ und auf ein paar schöne Urlaubstage in Waren an der schönen Müritz.
    Viele Grüße aus Ostwestfalen

  3. Rotraud Geiger sagt:

    Liebe Frau Rußbüldt, es bleibt mir nur ein ❤️ herzliches Dankeschön zu sagen für alle eure Beiträge im nun zu Ende gehenden Jahr. Es waren spannende, informative, herzergreifende und lustige Sachen dabei. Toll, daß es euch gibt. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest mit Ihren Lieben.

  4. Elo sagt:

    Liebe Antje: auch mir laufen die Tränen. Sie beschreiben genau die Gefühle, die uns derzeit bewegen, Liebe mit Trauer, Herzlichkeit mit Wut, Hilfe mit Ohnmacht…
    Und es ist auch genau dieser einzig richtige Weg zu gehen den Sie beschreiben, dieses „mehr Miteinander“ ohne Eigennutz zu einer starken Gemeinschaft zu wachsen…
    Bleiben Sie weiterhin in Ihren Beiträgen offen u. kritisch, wir lesen diese immer wieder gern.
    Auch Ihnen u. Ihrer Familie wünschen wir von Herzen ❤ eine besinnliche Weihnacht.

  5. Annett Landt sagt:

    Liebe Antje, du schreibst genau das was wir denken und fühlen. Wir wünschen Dir und Deinen Lieben eine besinnliche Weihnacht.

  6. Udo Wasielewski sagt:

    Liebe Frau Rußbüldt,

    vielen Dank für den ergreifenden Text, der mir voll aus dem Herzen spricht. Sie finden genau die richtigen Worte. Ich wünsche uns allen trotz des schrecklichen Ereignisses ein besinnliches Weihnachtsfest.