Zahnarzt rückt mit Feilen und Bohrern im Bärenwald an

7. September 2016

Zahnarzt1Große Visite für Sindi, Katja, Hanna, Siggi und Balou – der Hamburger Zahnarzt Dr. Marc Loose hat in diesen Tagen gleich fünf Braunbären im Bärenwald Müritz zahnmedizinisch behandelt. Bei Bärin Sindi wurde eine Wurzelbehandlung gemacht, Katja musste ein Fangzahn gezogen werden und bei dem 295 Kilogramm schweren Bärenmännchen Balou wurde eine Wurzelkanalbehandlung am Schneidezahn durchgeführt. Braunbär Siggi mussten gleich zwei Fangzähne gezogen werden, da sich Fisteln gebildet hatten.


Während der Zahn-OPs überwachten Tierärzte vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin (IZW) die Narkose der Bären. Sie untersuchten den Gesundheitszustand, nahmen Blut ab und fertigten Ultraschall- und Röntgenbilder an. Bei Bärin Hanna führten sie eine Zahnsteinbehandlung durch.

Zum ersten Mal wurde an Bären im zudem eine Stammzellentherapie durchgeführt. Dafür wurde Hanna und Balou Fettgewebe entnommen. Die darin enthaltenen sogenannten regenerativen Zellen wurden aufbereitet und ihnen in die Gelenke injiziert – eine Therapie zur Behandlung von Arthrose. Die Stammzellentherapie ist eine großzügige Spende der InGeneron GmbH aus München, Spezialist auf dem Gebiet der Stammzellenforschung. Für sie war es die erste Behandlung von Bären.

Angefutterter Winterspeck erleichtert die Arbeit

„Wir sind froh, dass wir noch kurz vor der Winterruhe diese massiven Zahnprobleme beseitigen konnten. So können die Bären die Winterruhe gut überstehen“, sagte Dr. Zahnarzt Dr. Marc Loose.

Zahnarzt9Stammzellen-Expertin Christine Fuchs von InGeneron (München): „Balou und Hanna waren die ersten Wildtiere, die wir in Deutschland mit dem System von InGeneron behandelt haben. Die Methode der Fettabsaugung ist ein relativ neues Verfahren, um Fett für Stammzellen zu gewinnen. Sie hat bei den Bären sehr gut und ohne Probleme geklappt. Wir mussten nur einen kleinen, ca. 0,5 cm großen Schnitt in die Haut machen. Beachtlich war hierbei die unglaublich dicke Haut der Bären, und dass sie sehr viel Fettgewebe hatten – was sicher auch durch den nahenden Winter bedingt ist und uns die Arbeit leichter gemacht hat. Wir freuen uns, dass wir den Bären, die in ihrem Leben schon sehr viel schlimme Dinge erlebt haben, helfen konnten.“

Alle fünf Bären sind nach Auskunft von Bärenexperte Carsten Hertwig gut aus der Narkose erwacht und zurück in ihren Gehegen. „Meinen herzlichen Dank an die Ärzte, die unsere Bären so professionell und liebevoll behandelt haben – jetzt können die fünf tierischen Patienten endlich wieder kraftvoll zubeißen und sich einen dicken Winterspeck anfuttern.“

Der Hamburger Zahnarzt Dr. Marc Loose ist einer der wenigen Spezialisten auf dem Gebiet der Wildtierzahnmedizin. Für VIER PFOTEN engagiert er sich seit 2006 ehrenamtlich und saniert die von Karies befallenen Gebisse der geretteten Tiere. Seine mobile Praxis enthält speziell für die Tiere angefertigte Feilen, Bohrer, diverse chirurgische Instrumente und ein mobiles Röntgengerät. Die Bären im Bärenwald behandelt er ehrenamtlich.

Fotos: BÄRENWALD Müritz, Gisela Hentschel und Thomas Oppermann

 


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