ZDF und Arte zeigen jetzt Liefers-Film „Honecker und der Pastor“

18. März 2022

Wer eine ganz besondere Episode der friedlichen Revolution 1989/90 einmal als Spielfilm sehen möchte, hat jetzt beim ZDF und beim Kultursender Arte dazu Gelegenheit. Wie die Pressestelle des ZDF gegenüber „Wir sind Müritzer“ mitteilte, wird der Streifen „Honecker und der Pastor“, über den WsM auch schon berichtet hat,  wie geplant am 21. März über die Leinwand flimmern und schon heute (20.15 Uhr) beim kleineren Kultursender Arte zu sehen sein. Außerdem könnten Interessierte den Film auch seit drei Tagen schon in der Mediathek abrufen.
In dem Streifen hat der Schauspieler und Regisseur Jan-Josef Liefers die Begegnungen von Pastor Uwe Holmer und dessen Frau und Familie mit dem einstigen SED-Machthaber Erich Honecker (1912-1994) und Frau Margot verfilmt.

Gedreht wurde vor allem in Potsdam und Babelsberg. Der inzwischen 93 Jahre alte Holmer arbeitete Anfang 1990  als damals 61-jähriger Leiter der kirchlichen Einrichtung in Lobetal bei Berlin. Dort kam der gestürzte und kranke Honecker damals im aufgeregten Januar 1990, wenige Wochen nach Mauerfall und Bekanntwerden von etlichen Privilegien der DDR-Staatsführung, für etwa zehn Wochen unter. Die DDR-Regierungssiedlung Wandlitz war geschlossen worden, nun war guter Rat teuer.

Der Christ Holmer half dem erklärten Atheisten Honecker und nahm das Paar in seinem Haus auf, obwohl diese es Familien mit christlichen Wurzeln in der DDR oft schwer gemacht hatten. Es kam damals auch zu Protestdemonstrationen aufgebrachter Bürger, die in Lobetal aber beherrschbar blieben. Wir wollten, dass es friedlich bleibt, sagte Holmer und viele halfen dabei.

In Lobetal betreiben die Hoffnungsthaler Anstalten schon lange eine Einrichtung, die um 1905  gegründet wurde, um das Elend von Obdachlosen und Arbeitslosen aus Berlin zu lindern. Den ehemaligen DDR-Regierungschef spielt Schauspieler Edgar Selge, die in der DDR unbeliebte Bildungsministerin und Frau Margot Honecker stellt Barbara Schnitzler dar, Holmer selbst wird von Hans-Uwe Bauer und seine Frau von Schauspielerin Steffi Kühnert gespielt.

„Die Thematik von damals ist gut herausgekommen“, findet Holmer, der einen Teil des Films bereits kennt, zu WsM. Liefers war dafür auch schon in Serrahn bei Krakow am See, wo Holmer seit Jahren wohnt.

Foto: ZDF/Conny Klein


4 Antworten zu “ZDF und Arte zeigen jetzt Liefers-Film „Honecker und der Pastor“”

  1. esbe sagt:

    Hm, das dt. Fernsehen ist sehr geübt darin, gebetsmühlenartig in dem alten Zeug „herumzurühren“. Sichtbar an den vielen Doku’s über diesen Hitler, Tutanchamun und die Vertreter der Präastronautik. Die sollen den alten Zausel ruhen lassen, sonst werden wir ihn ja nie los. Der ist im Ganzen keine 10 Minuten Sendezeit wert. Das dt. Fernsehen hat zuviel Geld!

  2. Reinhard Reichel sagt:

    Hmm, du hältst wohl nicht viel von unserer Geschichte. Nun ja, gerade der letzte und vorletzte Teil davon ist auch nicht gerade vorteilhaft für uns. Genau aus diesem Grund ist es wichtig, immer wieder in diesem alten Unrat herum zu wühlen. Wenn man mal bedenkt, wie sorglos einige heute schon wieder die „alten Werte“ hochleben lassen, ist dieses Thema leider noch lange nicht abgehakt, auch dann nicht, wenn man die alten Stasi-Akten bereits zum Altpapier erklärt hat. Selbst wenn der letzte Nazi den Weg alles Vergänglichen beschritten hat werden wir die Geister nicht los, die unsere Vorfahren riefen, wie uns gerade erst gestern ein gewisser Komiker aus der Ukraine ins Gedächtnis gerufen hat und ein ganzer Bundestag sah tatenlos zu, wie unser Staatsoberhaupt abgewatscht wurde. Ja, wir haben wahrlich keinen Grund, auf unsere Geschichte und unsere Politiker stolz zu sein.

  3. elf sagt:

    Das mit dem Abwatschen fängt, glaube ich, erst an. Fand es auch nicht gut.

    Und wenn man diese alten, hässlichen Sachen immer und immer wieder wiederholt, ist es nicht Gedenken. Man kann vereinzelt so etwas senden, an Jahrestagen usw. Der Lernprozess basiert auf der Wiederholung. Wer also dies immer und immer wieder herauszerrt aus der Mottenkiste, erschafft eine ANLEITUNG! Ich habe die Nichte von Himmler im TV gesehen. Dass so etwas möglich ist – abscheulich!! Die Mundpartie wie bei dem Alten, ich dachte mir wird schlecht! Der Schoß ist fruchtbar noch…

    Ich stamme ab von Geschichtsinteressierten. Das ganze Wissen (3.Reich usw.) kann man schon hersingen. Es verfängt nur eben nicht, genau nicht wie der „Sieg des Sozialismus“. Wäre schön, wenn was Anständiges im TV käme, kann „Bonanza“ sein.

    Der Honecker, ein Storch im Salat – ausgestopft mit Sägespänen – so kommt er mir vor. Er darf niemals unabhängig von der sowj. Besatzungsmacht gesehen werden. Meine herzensgute Oma hat ihn verflucht. Sie hatte zwei Weltkriege erlebt und war sehr bitter über die karge Rente und die schlechten Lebensbedingungen in der DDR. Ich verfluche ihn auch. Wir haben alle nur ein Leben. Ich wundere mich nur, dass sich Schauspieler für so etwas hergeben. Egal, der Frühling galoppiert heran, lassen wir die Flimmerkiste aus.

  4. Elimar sagt:

    Ich fand ansatzweise interessant, wie die selbstgestrickte Wahrheit in den Betonköpfen mit ausgehärtet ist, insbesondere durch die überhebliche Art von Margot und passend durch Barbara Schnitzler widergegeben. Nun stellt Euch, ich meine die Jüngern, vor, das nur diese Meinung gilt und jede andere erstickt wird. Geschichte wiederholt sich nicht, weil sich die nutzbare Technologie der Geschichte Schreibenden entwickelt. Dazu später mehr. Der menschliche Verstand hat sich aber seit 1/2 Millon Jahre nicht weiterentwickelt. Immer noch kann man jeden Quatsch zu einem Staatsnarrativ erheben. Stellen Sie sich vor, dass die Sprüche von Margot H. als allein gültige Wahrheit durchgesetzt werden, dass jede andere verhallt, aber drakonische, persönliche Konsequenzen hat. Der Film markiert zwar keine Sternstunde dieser Kunstform. Aber der Versuch braucht auch nicht gleich verurteilt zu werden. Fernseher an oder aus. wir sind frei.

    Technologie, das sind Atombomben, nicht abfangbar mit Hyperschallraketen befördert oder Myriaden von bewaffneten Drohnen, die jede für sich, autonom entscheidet, wo die Bombe fällt .

    Zum menschliche Verstand ist zu sagen, das seit der Entstehung der Primaten-Spezies das gleiche Maß an persönlichen Schwächen, sexuelle Interessen, Aggressivität, Machtgier, andere Menschen verachtender Narzissmus und in langzeitigen Führungspositionen zwangsläufiger Realitätsverlust über den Verstand regiert.

    Zusammen führt das, insbesondere bei dem beobachtbaren Demokratieverdruss in den USA und auch hier, in Europa, zwangsläufig zu keiner guten Entwicklung. Die Republikaner haben sich Donald Trump zu Füßen geworfen und können ihn wieder aufstellen, als Kandidaten, nachdem er das Parlament hat stürmen lassen. Das Problem, dass große Teile der Bevölkerung nur seine Ruhe in Status Quo will und ein starker Mann oder ein übermächtiges System den beschützen soll, ist nicht nur ein russisches. Wie es dem Einzelnen dann tatsächlich ergeht, ist eine ganz andere Frage. Der Film erinnerte leider nur sehr schwach daran, dass das hier noch gar nicht lange her ist.