1000 Euro pro Person für Ruhestörung und Polizistenbedrohung

19. Oktober 2022

Wer mal einen über den Durst trinkt und so laut feiert, dass Nachbarn die Polizei rufen müssen, sollte sich spätestens vor den Beamten mäßigen. Denn wer Polizisten beleidigt, sie vielleicht sogar bedroht und anderweitig versucht, sie loszuwerden, muss mit mindestens 1000 Euro Geldauflage rechnen. Das ist das Ergebnis eines ungewöhnlichen Prozesses, den das Amtsgericht Pasewalk gestern abgeschlossen hat. Das Verfahren wegen Widerstands gegen Polizisten in schwerem Fall wurde gegen eine Geldauflage  eingestellt – auch weil dem Gericht bei neun Angeklagten und neun Anwälten ansonsten ein Mammutverfahren gedroht hätte.

Bevor  Richter Ralph Burgdorf aber das Schlusswort in Pasewalk sprach, fragte er noch den Polizeieinsatzleiter, ob dieser die Einstellung gutheißen kann. Da niemand seiner etwa 25 Polizisten bei dem größeren Einsatz im Juli 2020 verletzt wurde, könne man damit leben, war die Antwort des korrekten Einsatzleiters.

Die neun Mitglieder der lokalen Motorradrockergruppe Riding Skulls aus Altwarp am Stettiner Haff hatten damals Juli 2020 – noch zu Corona-Zeiten – wieder einmal in ihrem Vereinsheim gefeiert, was vor allem Alkohol trinken hieß. Auf Anrufe der Anwohner hin, kamen die Polizisten am Freitagabend, konnten aber wenig ausrichten, denn es waren zu wenige.

Am Samstag waren mehr Beamte zur Verfügung, und es gab wieder Beschwerden – wohl schon zum x-ten Mal. Auch diesmal wurden die Polizisten beschimpft. Als der Einsatzleiter nachts um 3 Uhr kam, stellte sich ein 47-jähriger Mann als „Präsident“ vor und wollte die Beamten ganz abwimmeln.  Das Ganze können man „doch so regeln“, hieß es. Wenn der Polizist aber seine Leute auf das Gelände der Rocker schicke, gebe es „etwas aufs Maul.“

Überhaupt, so wichtige Leute wie ihn und seine Kameraden kenne man natürlich, da brauchten die Beamten gar keine Personalien aufzunehmen, diese sollten sich „einfach verpissen.“ Oder man können sich mal privat zu einer Schlägerei treffen – eben Rocker-Jargon.

Das ließen sich die Beamten aber nicht bieten. Als sich die mehr oder weniger betrunkenen Rocker vor ihrem Heim aufstellten und sich auch mit Latten, Eisenstangen und Knüppeln ausstatteten, war es zu viel. „Da haben wir zugegriffen“, sagte der Einsatzleiter.  Einer der Rocker habe angegriffen, der Einsatzleiter sprühte Pfefferspray, die Rocker flohen in ihr Heim und schlossen nach einiger Bedenkzeit wieder auf. Nun wurden doch die Personalien angegeben.

Vor Gericht waren die „harten Jungs“, darunter auch ein Vater und sein Sohn, sehr kleinlaut, überließen den Anwälten das Reden. Diese versuchten, einen Freispruch für ihre Mandanten zu erreichen, Denn die Polizei sei viel zu hart vorgegangen. Dem folgte das Gericht aber nicht. Letztlich einigten sich alle Seiten: Einstellung des Verfahrens gegen 1000 Euro Auflage für acht der neun Männer. Das Geld – also 8000 Euro – bekommt die Kinderkrebshilfe.

Lassen Sie sich das eine Warnung sein, riet der Richter den Haff-Rockern. Wenn es dort nochmal so einen großen Polizeieinsatz wegen Lärms geben müsse, werde das Verfahren sicher nicht eingestellt.


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