Blick in die Vergangenheit: Zu hoher Wasserstand der Müritz

12. September 2021

Einen interessanten Blick in die Vergangenheit hat der Leiter des Stadtgeschichtlichen Museums Waren, Uwe Weiß, geworfen: „Hat die Müritz schuld?“, titelte die Freie Erde am 22 Juni 1956. Weiter geht’s mit: „Wiesen, Weiden und Ackerland leiden unter dem zu hohen Wasserspiegel der Müritz – Was werden die Ministerien unternehmen?“. Untersuchungen der Redaktion auf Grünländereien!! ergaben zum Beispiel für Priborn alleine 800 ha, die derart unter der Nässe leiden, dass eine Nutzung kaum möglich ist.

So bestätigten bei einer Leserveranstaltung damals „60 Bauern, Agronomen und Staatsfunktionäre“ (man beachte die Reihenfolge) einen zu hohen Müritzwasserstand. Die Vertreter des Ministeriums für Verkehrswesen, Hauptverwaltung Wasserstraßen konnten dazu keine genaue Auskunft geben. Am Ende entschieden sich die verschiedenen Teilnehmer „eine Fachkommission für die Untersuchung der Wasserverhältnisse der Müritz einzusetzen“. Über deren Ergebnisse soll dann in späteren Ausgaben der Freien Erde berichtet werden.

Mittlerweile haben sich die Probleme mit dem Wasserstand der Müritz ins Gegenteil verlagert. Die Lösungsansätze erinnern aber doch an heutige Zeiten.


5 Antworten zu “Blick in die Vergangenheit: Zu hoher Wasserstand der Müritz”

  1. Fachmann sagt:

    Ein Unsinn der Spruch mit den „Lösungsansätze erinnern …“ Ihrerseits.

    Es gibt nur 1 Lösung des Problems „Wasserstand“.

    Irgendwann, falls der Wasserstand extrem zu niedrig über mehrere Jahre sein wird – werden die Fahrrinnen weiter ausgebaggert. Dies muss zum Glück nur an wenigen Stellen passieren und nur 50 cm. Denn an der Ursache kann man nicht groß etwas beheben.
    Die Müritz ist eben nicht nur für unsere Region als Wasserbecken zuständig, sondern auch für andere Regionen als Zufluss. Deshalb ist dieser permanent wiederholte Unsinn mit den „zu vielen Schleusungen“ auch vollkommen an der Realität vorbei.
    Selbst wenn es keine Schlesungen geben würde, müsste man Wasser von der Seenplatte ableiten.
    Denn sonst liegen andere Regionen und deren Bäche/Flüsse/Kanäle trocken und das Problem des „Wasserstand“ und der „Trockenheit des Bodens“ wird nur verlagert.

    Wir werden sehen wie sich das Wetter in unserer Region verändert durch den Klimawandel. Könnte ja auch sein, dass es ein paar Jahre viel Regen gibt und ein paar Jahre wenig Regen und sich diese Wetterextreme abwechseln und somit der Wasserstand „nur“ sehr stark schwankt. Also mit Jahren hoher Pegel und mit Jahren niedriger Pegel an der Seenplatte.
    Jeder weiß, dass man bei den Mengen um die es geht nichts von Menschenhand machen kann. Die Seenplatte hat keinen natürlichen Zufluss, sondern ist auf den Regen angewiesen der in der Region herunterkommt und direkt über den Seen niedergeht UND über die angrenzenden Flächen (Felder, Wiesen, Wälder) und dann über Bodenschichten und Ableitungen in die Seen einfließt.

  2. Jörg Stibbe sagt:

    Hallo,
    Es wurde geschrieben dass es nicht an das schleusen liegen würde. Meiner Meinung nach liegt es schon daran. Man bedenke zu DDR Zeit wurden nicht so viel geschleust wie zu heutigen Zeit. Und was noch dazu kommt, ist das ableiten Richtung Berlin runter. Ein Vorschlag von meiner Seite wäre auch das die Charter Gesellschaften mal nachdenken ihre Routen für die Bootsfahrten ändern.
    Alles was auf den drei Oberseen fährt sollen ihre Boote oberhalb der Schleuse Vermietern. Und was nach unten fährt, eben von unterhalb abfahren lassen. Viele werden vielleicht darüber lachen aber ich wohnen hier und möchte noch lange was davon haben.
    Auch die zukünftige Generation hat Interesse daran. Vielen Dank

  3. ABC sagt:

    Wir hatten schon öfter ‚mal ziemlich wenig Wasser. Kann mich erinnern, dass im Sommer 1992 z.B. am Kietz rechts neben d. Kietzbrücke, wo die Weiden so ins Wasser hingen(also sonst), überhaupt kein Wasser mehr da war. Die Schwäne mit Familie watschelten auf dem Trockenen. Hoffen wir ‚mal, dass Petrus auch jetzt wieder ein paar kräftige Segen schickt zum Ausgleich. Sonst ist unser Lieblingssee bald nur noch ein Kanal, nämlich die Müritz(fahr)rinne. Mit Radweg und kleiner Brücke in der Mitte, so direkt vom Major’s Eck rüber in Richtung Seebad. Und die Kids grinsen blöd, wenn unsere greisen Urenkel vom größten Binnensee Deutschlands reden.
    Naja, bisschen Ulk darf man ja ‚mal…

  4. Fachmann sagt:

    Vollkommen richtig mit der Kietzbrücke. Daran kann ich mich auch erinnern.

    Zum Thema DDR Zeiten und Schleusungen:

    Selbst wenn es 0 Schleusungen pro Jahr gibt für Touristen und andere Bootsfahrer, wird trotzdem Wasser Richtung Berlin und in Plau Richtung Elbe weitergeleitet.
    Sonst laufen nämlich die dortigen Kanäle und auch angrenzenden Wassergebiete trocken und dann sterben dort sehr viele Pflanzen ab und verenden Tiere (die diese Gebiete zum Überleben brauchen).
    Und ich rede nicht von Havel und Elbe, sondern von den Wassergebieten und Kanälen zwischen der Seenplatte und diesen großen Flüssen.
    Der Vorschlag mit den Charterbooten ist also fast nutzlos, denn die Schleusungen machen nur einen ganz kleinen Teil des sinkenden Wasserpegels aus.
    Kann man sich ja auch mal überlegen. Die Seenplatte (also die 4 großen Seen: Müritz, Kölpinsee, Fleesensee und Plauer See) haben eine enorme Fläche, auf die im Sommer täglich die Sonne scheint und damit auch Wasser verdunsten lässt.
    Die kleinen Schleusen im Westen und Osten leiten nur einen Bruchteil dieser Wassermengen im Sommer weg von der Seenplatte, der Rest geht (leider) in den Himmel und kommt woanders als Regen herunter.
    Einfach mal den Taschenrechner bemühen.

  5. Fachmann sagt:

    Mal als Beispielrechnung:

    Die 4 großen See haben eine Fläche von 180 km².
    Hier bei uns in der Region regnet es im gesamten Jahr circa 540 Liter pro m². Natürlich regnet es bedingt durch die Seen nicht immer genau über dem See aber es fehlen bei den 180 km² noch mehrere Teilseen in der Seenplatte und die Ufergebiete. (dort regnet der Regen ab und fließt direkt in die Seen).
    Und die Rechnung soll nur mal grob veranschaulichen wie groß oder klein der Effekt der Schleusen ist.

    180 km² sind 180.000.000 m²
    Bei 540 Liter pro Jahr und pro m² regnen also 97 Milliarden Liter auf die Seen ab.

    Die beiden Schleusen (die im Süden und die im Westen) haben zusammen ein Volumen von ungefähr 1500 m³, also 1,5 Millionen Liter Wasser.
    Selbst wenn diese Schleusen täglich 20 mal von der Müritz Richtung Elbe/Havel schleusen, ergibt das für beide Schleusen einen Wasserverlust von 30 Millionen Liter täglich. Im Winter und Herbst wird fast nie geschleust und deshalb vernachlässige ich diese Nebensaison.
    Im Frühjahr und Sommer (bei angenommen 20 Schleusungen pro Tag) verliert die Seenplatte also 30 Millionen mal 180 Tage (6 Monate mal 30 Tage) insgesamt „nur“ 5,4 Milliarden Liter Wasser.

    Also nur ein Bruchteil von den 97 Milliarden Liter, die einregnen.
    Das mal als Überschlagsrechnung.
    Der Großteil geht durch Verdunstung weg, egal wie viel geschleust wird und eben absichtlich um die Kanäle zu bewässern. Also auch unabhängig wie viel geschleust wird.